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Neue Glocke für Erlöserkirche: Großes Glockengeläut statt kleines Gebimmel

Neue Glocke für Erlöserkirche : Großes Glockengeläut statt kleines Gebimmel

Seit sechs Jahren sammelt die Evangelische Kirchengemeinde Übach-Palenberg für eine neue Glocke in der Erlöserkirche. Sie kommt ihrem Ziel immer näher. Doch es wird aufwändig werden.

Es klingt nicht allzu laut und allzu weit aus dem Glockenturm der Erlöserkirche. Im Moment schwingen dort noch kleine Stahlgussglocken. Doch ihr Läuten würde eher zu einem Kapellchen passen als zu einer Kirche, findet Pfarrer Christian Justen. Die Glocken stammen aus dem Jahr 1909, in die Erlöserkirche sind sie aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebracht worden.

1932 wurde die Erlöserkirche, die an der Kreuzung Maastrichter Straße und Comeniusstraße auf der Grenze zwischen Übach und Palenberg liegt, gebaut. Ob sie von Beginn an mit Glocken ausgestattet war, ist nicht bekannt. „Wir vermuten, dass es welche gab, die dann aber im Krieg abgenommen und eingeschmolzen wurden“, sagt Justen. Aber das seien nur Vermutungen.

 Pfarrer Christian Justen in der Erlöserkirche in Übach-Palenberg.
Pfarrer Christian Justen in der Erlöserkirche in Übach-Palenberg. Foto: MHA/Benjamin Wirtz

Die Überlegungen für eine neue Glocke in der Erlöserkirche gibt es schon Jahrzehnte. Anlass, das Projekt wirklich anzugehen, waren zwei Kirchenschließungen, die aufgrund der Fusion der Kirchengemeinden Übach-Palenberg-Ost und -West nötig wurden. So wurde die Boschelner Kreuzkirche verkauft und die Marienberger Auferstehungskirche entwidmet. Dass dennoch ein gutes Gemeindeleben herrscht und die Gemeinde zusammenwächst, dem wollte man auch akustisch gerecht werden. So machte man sich an das Projekt neue Glocke.

Die Glocken aus Boscheln konnten an eine Kirche in Nigeria verkauft werden. Die drei Glocken aus Marienberg sollen in die Erlöserkirche kommen. Auf sie muss daher die neue Glocke harmonisch ausgerichtet werden. Die neue wird um einiges lauter sein als die jetzigen und bis weit nach Übach zu hören sein. Zu Gottesdiensten, außerdem Mittags und Abends wird sie zu hören sein. Dass sich Anwohner gestört fühlen könnten, glaubt Justen nicht. Die Übach-Palenberger seien in dieser Hinsicht unkompliziert. Er weiß von keiner Kirche in der Stadt, bei der es Beschwerden über Glockengeläut gegeben hätte.

Im Gegenteil: Es helfen viele Gläubige nach, dass die neue Glocke auch bald gegossen werden kann. Die Spendenbereitschaft ist groß. „Das sieht man schon daran, dass wir bereits 24.000 Euro gesammelt haben“, sagt Pfarrer Justen. Und das, obwohl die Gemeinde während der Coronapandemie auf Spendenaufrufe verzichtet hat. Vorher wurden die Spenden über die Kollekte oder den Verkauf von Wein, Luther-Playmobilfiguren oder Christbaumkugeln eingeholt.

Nun nähert sich die Gemeinde dem Ziel: Nur noch 6000 Euro fehlen. 30.000 wird der Guss der Glocke kosten – sofern sich das nicht noch erhöhen sollte. Denn Rohstoffpreise steigen momentan nahezu überall. Die neue Glocke soll aus Bronze gegossen werden, einen Durchmesser von knapp 1,50 Meter haben und bis zu zwei Tonnen wiegen. Zum Vergleich: Die jetzigen Glocken im Turm wiegen 160 beziehungsweise 90 Kilo.

Diese Glocke, die in der Erlöserkirche im Eingangsbereich steht, stammt ursprünglich aus Boscheln.
Diese Glocke, die in der Erlöserkirche im Eingangsbereich steht, stammt ursprünglich aus Boscheln. Foto: MHA/Benjamin Wirtz

Doch das Gießen der Glocke sind nicht alle Kosten, die auf die Gemeinde zukommen. Denn das Einbauen in den Turm wird aufwändig werden. Zum einen muss noch der Glockenstuhl gebaut werden, bei den Preisen und Wartezeiten für Holz keine einfache Angelegenheit. Außerdem gibt es keine Öffnung am Turm, die groß genug wäre, um die neue Glocke hineinzubefördern. Man wird also ein Loch in die Turmwand schlagen müssen, so groß, dass die Glocke durchpasst, danach wieder verschließen und überstreichen. Die Gelder für diese Arbeiten sollen aus dem Gemeindehaushalt kommen.

Wann nun alles fertig sein wird und die Glocke über Übach und Palenberg schallt, kann Pfarrer Justen noch nicht abschätzen. „Das Glockengießen dürfte kein Problem sein“, vermutet er, denn allzu viel zu tun haben Glockengießer heutzutage nicht, „aber wie schnell die anderen Arbeiten begonnen und beendet werden können, ist noch ungewiss.“