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Bald auch wieder erste Angebote vor Ort: Durch Corona ein digitales Jugendhaus aufgebaut

Bald auch wieder erste Angebote vor Ort : Durch Corona ein digitales Jugendhaus aufgebaut

Basteltüten zum Abholen statt gemeinsamer Bastelaktionen, jede Woche eine neue Folge vom „Küchenklatsch“ statt eines gemeinsamen Kochkurses, und eine Telefonsprechstunde ersetzt den offenen Treff – die Corona-Pandemie hat die offene und mobile Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirchgemeinde Übach-Palenberg „Trust“ stark verändert.

Im kommenden Monat soll es wieder erste Angebote in den Räumen geben. „Das kam für uns auch von heute auf morgen. Karneval haben wir noch als Laufgruppe mit den Jugendlichen teilgenommen, und in der Woche danach mussten wir schließen“, blickt Leonard Tervooren, Jugendleiter von „Trust“, zurück. „Eines war sofort klar: Wir wollten weiterhin für die Kinder und Jugendlichen da sein. Daher haben wir als erstes das offene Kinder- und Jugendtelefon eingerichtet.“ Täglich von 15 bis 20 Uhr sind die Mitarbeiter erreichbar. „Am Anfang ging es in den Telefonaten viel um Ängste. Und auch wenn wir nicht auf alles eine Antwort hatten, meist hat das Reden schon viel geholfen“, hat Tervooren festgestellt. Auch Eltern hätten von dem Angebot Gebrauch gemacht: „Manchmal muss man einfach mit einer anderen Person reden.“ „Schnell ging es aber dann auch wieder um die kleinen privaten Probleme“, sagt Conny Vystrcil vom „Trust“-Team.

Es folgten erste Aktionen. „Wir wollen den Menschen Hoffnung zum Mitnehmen schenken und haben daher eine Button-Aktion gestartet“, erzählt Tervooren. Die Buttons hat das „Trust“-Team selber gebastelt und an mehreren Standorten Aufsteller verteilt. „Direkt am ersten Tag waren alle Buttons weg“, so Vystrcil. „Wir kamen mit der Produktion kaum noch nach.“ Insgesamt wurden rund 3500 Buttons verschenkt.

Da wir keine Angebote mehr vor Ort machen konnten, haben wir uns online stärker aufgestellt und ein digitales Jugendhaus erarbeitet“, berichtet Tervooren. Unter anderem haben die Jugendlichen in einem gemeinsamen Projekt mit der LAG Kunst und Medien in einer digitalen WhatsApp-Redaktion das Magazintagebuch „The new normal“ über Corona, Gefühle und Haltungen gestaltet. Das kleine Heft nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Quarantäne-Zeit von sieben Jugendlichen aus Übach-Palenberg und zeigt, womit sie sich beschäftigen, und erzählt von ihren Gefühlen und Wünschen. Normalerweise findet kulturelle Jugendarbeit immer vis à vis statt. „Doch hier haben die Jugendlichen mit der Fotografin nur über WhatsApp kommuniziert. Sie kannten sie vorher nicht“, verrät Tervooren. „Ich hatte nicht erwartet, dass sich die Jugendlichen so schnell darauf einlassen, Vertrauen schenken und sich öffnen.“ Das Magazin steht nun auf der Website www.trust-uep.de zum Download bereit und wurde auch in begrenzter Stückzahl gedruckt.

FSJler Niklas Roweck bereitet die Basteltüten vor. Jeden Mittwoch werden rund 100 Stück an Kinder aus Übach-Paleberg verteilt.
FSJler Niklas Roweck bereitet die Basteltüten vor. Jeden Mittwoch werden rund 100 Stück an Kinder aus Übach-Paleberg verteilt. Foto: MHA/Michèle Zeidler

Einmal in der Woche filmt das „Trust“-Team aktuell außerdem eine neue Folge „Küchenklatsch“. „Die Rezepte sind sehr unterschiedlich, aber können leicht nachgekocht werden“, so der Jugendleiter. „Wir wollen zeigen, dass man aus wenigen Zutaten leckere Sachen machen kann“, ergänzt Vystrcil. Besonders beliebt sei das Video zur Eis-Herstellung ohne Eismaschine gewesen. „Wir haben versprochen, das Format so lange fortzusetzen, bis wir wieder vor Ort Kochgruppen anbieten können“, sagt Tervooren. Aktuell ist die zehnte Folge online.

„Als dann klar war, dass wir Ferienspiele nur in einem sehr kleinen Rahmen anbieten könnten, haben wir uns eine Alternative überlegt“, erzählt Tervooren. Jeden Mittwoch werden zwischen 14 und 16 Uhr am Jugendbüro in Übach, an der Christuskirche in Frelenberg und im Jugendtreff in der Roermonder Straße 175 Basteltüten für Kinder mit Material und Anleitung verteilt. Zusätzlich gibt es jeden Freitag an den gleichen Standorten vorbereitete Do-it-yourself-Creative-Pakete für Jugendliche ab 13 Jahren. „Unsere neuste Idee ist eine digitale Schnitzeljagd durch Übach-Palenberg. Da arbeiten wir gerade noch an der Umsetzung“, so Vystrcil.

Außerdem hat die Einrichtung ein weiteres Filmprojekt gestartet – die „Trust“-Stop-Motion-Studios. „Die Jugendlichen können ihre eigenen Stop-Motion-Filme produzieren, wir haben dazu ein Tutorial auf Youtube veröffentlicht“, sagt Tervooren. Die fertigen Beträge der Jugendlichen werden dann auf der „Trust“-Seite veröffentlicht: „Außerdem wollen wir nach der Eröffnung ein kleines Film-Festival veranstalten.“ Im Laufe des kommenden Monats sollen erste Angebote wieder in den Räumen stattfinden. „Dann öffnet auch der neue Kinder- und Jugendtreff in der Roermonder Straße“, verrät Tervooren. Das Team wolle möglichst sicher öffnen. Klar sei bereits, dass einige Angebote erst einmal nicht stattfinden werden: „Zu riskant ist zum Beispiel eine Aktion an der Kletterwand.“ Dabei könne nicht der Mindestabstand eingehalten werden: „Aber wir werden uns tolle neue Sachen überlegen.“

Die Kinder- und Jugendlichen würden sich sehr auf die Öffnung freuen. „Nach der Öffnung werden wir jeden Tag gefragt. Die Schließung hat uns noch einmal aufgezeigt, wie wichtig unsere Arbeit für die Kinder und Jugendlichen ist“, betont Tervooren. „Sie brauchen einen Anlaufpunkt.“ Barrierefrei seien die Onlineangebote nicht: „Einige Kinder haben nämlich kein Smartphone und auch keinen Zugang zum Internet. Die konnten wir dann nur mit unseren Basteltüten erreichen.“ „Oftmals war das Angebot vorher selbstverständlich. Jetzt suchen die Kinder wieder mehr die Nähe und das Miteinander und wissen diese Möglichkeit wieder mehr zu schätzen“, sagt Vystrcil.