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Fünf-Dörfer-Gemeinschaft: Ortsvorsteher fordert Umgehungsstraße und Baugebiete

Fünf-Dörfer-Gemeinschaft : Ortsvorsteher fordert Umgehungsstraße und Baugebiete

Beschauliche Ruhe in Flahstraß, verstopfte Straßen in Würm und Leiffarth. Und überall fehlt Bauland. Deshalb fordert Ortsvorsteher Dirks Kochs eine Umgehungsstraße für Würm und die Ausweisung von neuen Baugebieten.

Diese Ruhe, diese Idylle in einem kleinen Dorf inmitten paradiesisch anmutender Landschaft. Etwa 150 Menschen leben hier. Hier kennt jeder jeden. Wer sich hier niederlässt, wird von der Dorfgemeinschaft herzlich aufgenommen. Wenn Zugezogene lieber ihre Privatsphäre genießen, wird das auch respektiert. Jeder nach seiner Fasson. Wenn die Dorfgemeinschaft Flahstraß aber zum Maibaumaufsetzen bittet, zum Dorffest mit Maiköniginwahl, dann sind die meisten dabei. Ein großer Weihnachtsbaum wird auch von der Dorfgemeinschaft geschmückt, und seit 1985 ziehen Musiker aus dem kleinen Dorf Heiligabend von Laterne zu Laterne und erfreuen die Menschen mit Weihnachtsliedern, bevor wieder die unendliche Ruhe einkehrt.

In Flahstraß gibt es wenig Verkehr, kaum Abgase, dafür viel frische Luft. Hier wohnt auch Dirk Kochs. Er ist Ortsvorsteher der Fünf-Dörfer-Gemeinschaft Würm, Leiffarth, Honsdorf, Müllendorf und Flahstraß. Hier lebt er in dem Haus, in dem sein Vater und auch schon sein Großvater gelebt haben. Wie viele andere auch, ist er tief verwurzelt mit dem Fleckchen Erde. Und auch eng verbunden. Für Flahstraß hat er sogar eine Whatsapp-Gruppe gegründet: „Besonders in der Pandemiezeit hat sich die Hilfsbereitschaft gezeigt“, sagt er.

Insgesamt leben 2000 Menschen in der Fünf-Dörfer-Gemeinschaft, größte Orte sind Würm und Leiffarth. Und hier, nur einige Hundert Meter von Flahstraß entfernt, ist es nicht mehr ganz so idyllisch, zwar ein nettes Örtchen, aber: „Die Hauptdurchgangsstraße durch Leiffarth und Würm ist stark überlastet, hier kommt es ständig zu Staus. Lkw und landwirtschaftliche Fahrzeuge blockieren die Straße. Es muss etwas geschehen. Für diese Situation muss eine Lösung gefunden werden. Und dann kommt ja noch das Industriegebiet Lindern“, beschreibt Dirk Kochs ein Problem, über das sich viele Würmer und Leiffarther ärgern. Deshalb sagt der Ortsvorsteher: „Um das Industriegebiet Lindern anzuschließen, ist eine Ortsumgehung Würm/Lindern in Planung. Ohne eine vernünftige Verkehrsanbindung für das Industriegebiet kann es es keine Zustimmung geben. Eine Ortsumgehung muss Grundvoraussetzung für das Industriegebiet sein.“

 Ortsvorsteher Dirk Kochs hat diese Schutzhütte mit der Dorfgemeinschaft am Spielplatz errichtet.
Ortsvorsteher Dirk Kochs hat diese Schutzhütte mit der Dorfgemeinschaft am Spielplatz errichtet. Foto: MHA/Udo Stüßer

Wenn der Ortsvorsteher über die Fünf-Dörfer-Gemeinschaft spricht, lobt er die Arbeit der rund zehn Vereine, die Nähe zur Natur, die Wandermöglichkeiten im Wurmtal und die gute Verkehrsanbindung. Zwar sei der öffentliche Personennahverkehr nicht optimal, sagt er, lobt aber die „verbesserte Verkehrsanbindung durch den Multi-Bus“, der noch ausbaufähig sei.

Treffpunkt vieler Vereine und Gruppierungen ist die letzte Gaststätte in Müllendorf mit dem großen Kinderspielplatz, ein Jugendtreff wird demnächst im Gereonhaus eingerichtet. „Mit dem Multi-Bus könnten wir auch viele junge Leute aus der Region nach Würm holen und die Jugendarbeit ausbauen“, sagt Kochs.

Der Spielplatz in Flahstraß ist beliebter Treffpunkt für die Kinder, er wurde von der Dorfgemeinschaft in Eigenleistung errichtet.
Der Spielplatz in Flahstraß ist beliebter Treffpunkt für die Kinder, er wurde von der Dorfgemeinschaft in Eigenleistung errichtet. Foto: MHA/Udo Stüßer

All das sind Gründe dafür, dass die Nachfrage nach Baugrundstücken groß ist. „Aber es fehlen die Baugrundstücke, es muss dringend Bauland in unserer Dörfergemeinschaft entwickelt werden“, fordert der Ortsvorsteher, ist aber für die nahe Zukunft nicht sehr optimistisch. „Ein Ratsbeschluss aus dem Jahr 2017 sieht vor, dass zuerst neue Baugebiete in Lindern, dann in Immendorf und dann in Würm entwickelt werden. Würm sollte 2021 abgeschlossen sein, dabei hat man jetzt noch nicht einmal in Immendorf angefangen. Nur Lindern ist abgeschlossen“, kritisiert der CDU-Stadtverordnete Kochs.

Die Infrastruktur für junge Familien sei mit Grundschule und Kindergarten vorhanden. Der letzte Metzger im Ort öffnet allerdings nur noch freitags. Dafür gibt es in der Dörfergemeinschaft Verkaufsautomaten, die mit Eiern, Kartoffeln, Fleisch und Getränken bestückt sind. Einmal in der Woche ist Markttag, ein fahrender Bäcker versorgt die Bewohner sonntags mit Brot und frischen Brötchen. Ein Friseur bietet ebenfalls seine Dienste an.

 Der 4,20 Meter hohe Menhir wiegt über sieben Tonnen und ist ein Geschenk aus der Bretagne. Er steht auf dem Place de Scaer in Würm.
Der 4,20 Meter hohe Menhir wiegt über sieben Tonnen und ist ein Geschenk aus der Bretagne. Er steht auf dem Place de Scaer in Würm. Foto: MHA/Udo Stüßer

Was Geschäfte angeht, gibt es in den fünf Dörfern nicht mehr viel, dafür ist das ein Kilometer entfernt liegende Lindern bestens ausgestattet. Hier finden die Menschen aus der Region sogar einen Supermarkt. „Viele junge Leute, die hier aufgewachsen sind, möchten sich ebenfalls hier niederlassen“, weiß Kochs. Er kennt das aus seiner eigenen Familie: Bis zur kommunalen Neugliederung im Jahre 1972 war Würm selbstständig. Der letzte Bürgermeister des Amtes Würm-Immendorf war Leopold Kochs, der Bruder von Dirk Kochs Urgroßvater. Er wohnte damals in dem Haus, in dem Dirk Kochs heute lebt. Dieser hat es zwar nicht zum Bürgermeister gebracht, immerhin aber zum Ortsvorsteher und Vorsitzenden des Geilenkirchener CDU-Stadtverbandes.

Die erste urkundliche Erwähnung findet Würm im Jahre 1137, vom ersten Kirchenbau sind noch der Chor und die heutige Messdienersakristei erhalten. Die spätgotische dreischiffige Kirche aus dem 15. Jahrhundert wurde 1944 von deutschen Truppen zerstört. Vor der Zerstörung galt die spätgotische Kirche als ein Bau des 14. oder 15. Jahrhunderts.

Haus Honsdorf, eine ehemalige Burg bei Flahstraß, ist heute ein landwirtschaftlicher Betrieb.
Haus Honsdorf, eine ehemalige Burg bei Flahstraß, ist heute ein landwirtschaftlicher Betrieb. Foto: MHA/Udo Stüßer

Spaziert man durch die schmucken Orte, fallen einem die historischen Bauten Haus Honsdorf, eine ehemalige Burg, die heute Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebes ist und der ebenfalls landwirtschaftlich genutzte Leiffarther Hof ins Auge.