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Schändung des jüdischen Friedhofs: Kurzer Neustart nach langem Warten

Schändung des jüdischen Friedhofs : Kurzer Neustart nach langem Warten

Nach der Schändung des jüdischen Friedhofs in Geilenkirchen beginnt der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter erneut. Das Urteil wird für Mitte Juni erwartet.

Am Mittwoch hat am Amtsgericht Geilenkirchen nach zahlreichen Verzögerungen der neue Prozess gegen zwei Angeklagte begonnen, denen die Schändung des jüdischen Friedhofes in Geilenkirchen Ende 2019 vorgeworfen wird. Auch dieser Neustart hatte sich zuerst verzögert, musste doch der für den 27. April anvisierte erste Prozesstag äußerst kurzfristig verschoben werden.

Diesmal verzögerte sich der Prozessauftakt erneut um 30 Minuten wegen eines leichten Verkehrsunfalls eines Verteidigers – und war dann nach 15 Minuten auch schon wieder vorbei. Vorgeworfen wird den beiden Männern aus Gangelt (Jahrgang 1998) und Selfkant (Jahrgang 1986) am frühen Morgen des 30. Dezember 2019 auf dem jüdischen Friedhof in Geilenkirchen 47 Grabsteine umgeworfen oder mit Farbe besprüht zu haben. Es entstand ein Sachschaden von rund 13.000 Euro.

Die Stadt Geilenkirchen tritt daher in dem Prozess als sogenannte Adhäsionsklägerin auf. Sie will klären lassen, ob die Angeklagten – sollten sie verurteilt werden – zur Zahlung des bisher von der Stadt getragenen Schadens mit verurteilt werden können. Für die Verwaltung nimmt Wolfgang Robertz vom Ordnungsamt daher quasi als Nebenkläger teil. Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld verfolgte das Geschehen im Prozess, ähnlich wie schon in dem ersten, letztlich geplatzten Prozess von der Zuschauerbank aus.

Der jetzige Prozessstart ist der siebte Anlauf, 856 Tage nachdem die Angeklagten seinerzeit in Tatortnähe von der Polizei gefasst wurden. Zu Verzögerungen trugen unter anderem drei Erkrankungen, ein Verteidigerwechsel und ein Wechsel des zuständigen Richters im Amtsgericht bei.

Konkret lauten die Vorwürfe durch die Staatsanwaltschaft Aachen gegen die beiden Rechtsextremen Störung der Totenruhe und Sachbeschädigung. Einem der Angeklagten wird darüber hinaus Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Polizisten vorgeworfen. Er hatte sich bei seiner Festnahme in der Tatnacht im Bereich der Heinsberger Straße gewehrt.

Um 13.30 Uhr begann am Mittwoch der dann doch sehr kurze Prozess. Richter Thomas Schönig hatte Aussagen der Angeklagten erwartet, denn Zeugen waren erst für den zweiten Prozesstag am 11. Mai geladen. Nach erneuter Verlesung der kurzen Anklageschrift und einigen kargen Angaben zu ihren persönlichen Verhältnissen durch die Angeklagten selbst endete der erste Prozesstag um 13.45 Uhr schon wieder. Zwar hatte einer der Angeklagten eine Erklärung vorbereitet. Diese will dessen Verteidiger aber erst verlesen, wenn die Zeugen gehört worden sind. Bis Mitte Juni sollen nun noch drei Prozesstage folgen.

Bislang nicht aufgeklärt ist die Schändung des jüdischen Friedhofs in Gangelt. Mitte Juli 2019 waren dort 30 Grabsteine umgestoßen, zerstört und teils mit Hakenkreuzen beschmiert worden.