Interaktive Lernstation : Im Globalen Supermarkt erfahren Besucher Zusammenhänge von Einkauf und Klima
Geilenkirchen Wer würde einen Schokoriegel kaufen, dessen Herstellung 2000 Liter Wasser verbraucht hat? Da könnte man doch zumindest mal über einen Alternativen-Snack nachdenken — oder? Aber, wer würde auf das smarte Handy verzichten, um ein Fairtrade-Handy zu kaufen?
Mit solchen Fragestellungen werden sich die Schüler der Klasse 12 des Berufskollegs Ernährung, Sozialwesen und Technik des Kreises Heinsberg in Geilenkirchen zukünftig sicherlich etwas intensiver auseinandersetzen. Mit ihrem Lehrer Lukas Klein-Brömlage waren die Mädchen und Jungen im Alter um die 17 gemeinsam shoppen im Globalen Supermarkt.
Dieser Supermarkt, in dem es nichts zu kaufen, aber viel zu lernen gibt, ist diese Woche im Gelo Carré in Geilenkirchen geöffnet. Der Globale Supermarkt ist ein Projekt des Vereins Eine Welt Forum Aachen. Er ist aufgebaut als interaktive Lernstation, die Kindern und Jugendlichen Zusammenhänge zwischen Konsum, Ressourcenverbrauch, Klima und Produktionsbedingungen vermittelt.
Gedanke des fairen Handels
An der Supermarktkasse saßen beim Besuch der Schüler des Berufskollegs Jürgen Benden und Lars Speuser. Benden und Speuser sind Mitglieder der Fairtrade-Steuerungsgruppe Geilenkirchen, die den Globalen Supermarkt anlässlich der bevorstehenden Auszeichnung Geilenkirchens als Fairtrade Town ins Gelo Carré geholt hat. Die Gruppe möchte den Gedanken des fairen Handels in der Stadt publik machen.
Die „Kassierer“ Jürgen Benden und Lars Speuser kamen ganz schön ins Schwitzen, die Nachfrage von Schulklassen war weitaus größer als erwartet. 18 Mal dürfen sie und ihre Mitstreiter von der Steuerungsgruppe, Susanne Köppel, Heiner Coenen, Susanne Kappler und Annemarie Stassen, in dieser Woche Schüler in den Globalen Supermarkt einführen.
In diesem Supermarkt geht es zunächst mal ähnlich zu wie ein paar Meter weiter bei der Lebensmittel-Einzelhandelskette. Der Besucher nimmt sein Einkaufskörbchen, natürlich aus Weiden geflochten und nicht aus Plastik gespritzt, über den Arm und schlendert entlang der Regale. Es gibt wie in jedem Supermarkt verschiedene Abteilungen. „Wir haben Produktgruppen ausgewählt, die für die Jugendlichen interessant sind“, erklärte Andrea Milcher vom Eine Welt Forum Aachen. Für die Mädchen gibt es eine Kosmetik-, für die Jungs eine Sportabteilung und, geschlechtsunspezifisch, was Süßes, Handys und Klamotten.
Nach dem Einkauf kommt die Kasse, wo die Waren vom Kassierer eingescannt werden. Daraufhin erhalten die Einkäufer eine Einkaufsquittung ausgedruckt. Darauf steht dann nicht der Preis für den Einkauf, sondern die ökologische Bilanz des gekauften Produktes. Wie viel Wasser wurde verbraucht bei der Produktion? Wurde Raubbau mit der Landschaft betrieben? Wie wurden die Arbeiter behandelt, die Waren hergestellt haben, wie lautet die CO2-Bilanz?
Mini-Frikadellen, 500 Gramm zu 1,89 Euro, hatte eine Gruppe eingekauft. Dafür gab es vier Minuspunkte, die auf der Quittung genau erläutert werden: „Deine Frikadellen bestehen aus Schweinefleisch. Bis zu ihrer Schlachtung leben die Tiere in industriellen Mastbetrieben, wo sie in Massen gehalten werden. Wesentliche Grundbedürfnisse und ihre Bewegungsfreiheit werden dadurch enorm eingeschränkt. Um die Tiere trotzdem leistungsfähig zu halten, werden regelmäßig Medikamente wie Antibiotika eingesetzt.“ Na dann: Guten Appetit! Oder noch mal zurück in den Supermarkt und umtauschen.
Besser ohne Schwein
Mit den an der Kasse gewonnen Erfahrungen drehten die Schüler also eine zweite Runde entlang der Regale. Vielleicht entdeckten sie jetzt die ökologisch unbedenklicheren Alternativen? Ganz Schlaue schauten direkt auf die Fairtrade-, Bio- oder andere Etikettierungen, die auf geprüfte Qualität hinweisen, oder griffen zur vegetarischen Currywurst, die schon besser abschnitt als die mit Schwein drin. Es gab auch Kritik von einigen Schülern an den Produktbeschreibungen. Vielleicht weist die ein oder andere Info zu deutlich den vorgeschlagenen Weg. Doch ein Nachdenken über die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens wurde im Globalen Supermarkt sicherlich angeregt.
Für die Öffentlichkeit ist der Globale Supermarkt im Gelo Carré am Mittwoch- und Freitagnachmittag dieser Woche von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Am Donnerstag von 17 bis 19 Uhr findet in der Passage des Gelo Carrés vor dem Globalen Supermarkt das Fest zur offiziellen Auszeichnung Geilenkirchens als Fairtrade Town statt.