Brandschutzbedarfsplan : Geilenkirchener Wehr bestens gerüstet
Geilenkirchen Geilenkirchen ist mit einer ehrenamtlichen Feuerwehr bestens gerüstet. Deshalb kann die Stadt auf eine hauptamtliche Feuerwehr verzichten. Das zeigt auch der neue Brandschutzbedarfsplan. Allerdings muss einiges investiert werden.
„Mit wie viel Herzblut die beiden an die Sache herangehen, ist bemerkenswert.“ Die beiden Herren, die Geilenkirchens FDP-Fraktionschef Wilfried Kleinen in der jüngsten Ratssitzung so lobte, sind Stadtbrandmeister Frank Büßelberg und sein Stellvertreter Ralph Dechene. Und Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld ergänzte: „Das war nicht nur Herzblut. Das waren Schweiß, Tränen und intensive Arbeit. Das war eine gute Teamleistung.“ Die gute Teamleistung, die Feuerwehrleitung, die Stadtverwaltung und das Kölner Fachbüro „antwortING“ in eineinhalb Jahren erbracht haben, ist die Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplanes für die nächsten fünf Jahre.
Der Bedarfsplan gibt Auskunft darüber, was getan werden muss, dass der Feuerschutz gewährleistet ist. Verteilung, Stärke, Ausrüstung, Ausbildung und Organisation der Feuerwehr stehen dabei auf dem Prüfstand. Er dient Geilenkirchen aber auch dazu, der Stadt eine hauptamtliche Feuerwehr zu ersparen.
Als mittlere kreisangehörige Stadt wäre Geilenkirchen eigentlich verpflichtet, eine mit hauptamtlichen Kräften besetzte Feuerwehrwache vorzuhalten. Da rund um die Uhr sechs Wehrleute im Einsatz sein müssten, müsste die Stadt 33 Feuerwehrbeamte einstellen, was Personalkosten von rund zwei Millionen Euro im Jahr ausmacht.
Mit dem Brandschutzbedarfsplan wird dokumentiert, dass die Geilenkirchener Wehr mit rund 250 aktiven Feuerwehrleuten und auf hohem technischen Niveau befindlichen Fahrzeug- und Gerätebestand die gleichen Leistungen erbringt wie eine hauptamtliche Feuerwehr. „Wir müssen mit neun Feuerwehrleuten innerhalb von acht Minuten am Einsatzort sein. Das müssen wir in 80 Prozent der Fälle schaffen. Nach Auswertung der Zahlen durch die Feuerwehrleitstelle ist uns das sogar in 87 Prozent der Fälle gelungen“, sagt Stadtbrandmeister Frank Büßelberg nicht ohne Stolz.
Ihre Einsatzfähigkeit haben die 250 Wehrleute in zehn Löscheinheiten mit 26 Fahrzeugen im vergangenen Jahr bei 350 Einsätzen bewiesen. Auch Landrat Stephan Pusch ist davon überzeugt, dass Geilenkirchen auch in den nächsten Jahren das hohe Niveau halten kann und bei der Bezirksregierung die Erteilung einer Ausnahmeregelung befürwortet.
Während viele Vereine über Nachwuchsmangel klagen, ist die Zahl der Feuerwehrkräfte in Geilenkirchen seit Jahren konstant. „Und trotzdem freuen wir uns über jeden Neuzugang“, sagt Büßelberg und lobt auch die 35 Mädchen und Jungen im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren, die sich in der Jugendfeuerwehr engagieren.
120 Seiten stark ist der Brandschutzbedarfsplan. Einen breiten Raum nimmt hier auch die technische Ausstattung ein. „Unsere Fahrzeuge werden nach etwa 20 Jahren ersetzt. Allerdings hat sich der Fahrzeugbestand in den vergangenen Jahren nicht geändert“, erklärt Büßelberg. Doch das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Um zukunftsfähig zu sein und um bei Einsätzen in allen Unwetterlagen oder bei Vegetationsbränden besser gerüstet zu sein, soll im nächsten Jahr ein Gerätewagen Logistik angeschafft werden. Ebenso soll die Feuerwehr mit zwei weiteren Mannschaftstransportfahrzeugen ausgestattet werden. Neben den drei Neuanschaffungen sollen fünf Fahrzeuge turnusmäßig aus Altersgründen ausgetauscht werden. Die Kosten schätzen Büßelberg und Dechene auf rund 1,8 Millionen Euro.
„Den Brandschutz kann man allerdings nur sicherstellen, wenn das Personal da ist“, sagt Dechene. Damit die Drehleiter auch tagsüber im Alarmfall sofort ausrücken kann, hat die Stadt zwei hauptamtliche Gerätewarte eingestellt, die in der Lage sind, dieses schwere Fahrzeug zu fahren. Laut dem neuen Brandschutzbedarfsplan soll bei der Stadt eine weitere hauptamtliche Kraft eingestellt werden, die ebenfalls die Qualifikation „Drehleitermaschinist“ besitzt. Außerdem hat die Stadt bereits im Jahr 2011 die Verwaltungsstaffel gegründet, so dass ständig zehn Verwaltungsmitarbeiter als Feuerwehrkräfte zur Verfügung stehen. Auch bei Neueinstellungen in der Verwaltung sind Bewerber mit einer Feuerwehrausbildung besonders gern gesehen.
Überprüft wurden auch die Gerätehäuser: In Teveren wird auf jeden Fall ein neues Feuewehrhaus gebaut. Drei Standorte - Geilenkirchen, Waurichen und Süggerath - werden jetzt noch einmal „vertieft überprüft“, wie die Wehrleitung es ausdrückt. „Das aus dem Jahr 1984 stammende Feuerwehrhaus in Geilenkirchen ist zu klein für die immer größer werdenden Aufgaben. Die Fahrzeuge sind größer geworden, durch neue Aufgaben haben wir mehr Material und auch mehr Raumbedarf“, sagt Büßelberg.
Was den beiden Wehrleitern ebenso wie dem zuständigen Beigeordneten Herbert Brunen schwer auf dem Magen liegt, sind die derzeit unkalkulierbaren Kosten, ob beim Bau von Gerätehäusern oder der Fahrzeugbeschaffung. „Auch die Feuerwehr ist von den Preissteigerungen auf den Weltmärkten gebeutelt. Da kostet ein mit 350.000 Euro geplantes Fahrzeug mal schnell 380.000 Euro. Aber umgerechnet kostet ein Löschfahrzeug jeden einzelnen Bürger noch nicht einmal einen Euro im Jahr“, sagt Büßelberg.
„230 Stunden dauert insgesamt die Ausbildung einer Feuerwehrkraft. Die meisten bilden sich anschließend weiter, beispielsweise in technischer Hilfeleistung oder im ABC-Lehrgang. Die Gefahrenpotenziale sind größer, die Lage meist komplexer als früher. Und trotzdem hat der Bürger ein Anrecht darauf, dass qualifiziert geholfen wird. Auch wenn wir Ehrenamtler sind, die Leistung muss so professionell wie bei hauptamtlichen Kräften sein“, betont Büßelberg und Brunen ergänzt: „Dieser städtische Auftrag des Brandschutzes kann nur durch eine leistungsstarke Feuerwehr und eine gute Kooperation mit der Verwaltung erfüllt werden.“