Geilenkirchener Züchter erfolgreich in Neapel : Gefiederte Weltmeister sitzen in Beeck auf den Stangen
Interaktiv Geilenkirchen-Beeck Josef Hellenbrands Vögel sind in diesem Jahr schon weiter gereist als er. Kürzlich waren sie in Neapel. Ausgezeichnet wurden die Kanarienvögel aber nicht für ihre Flugqualitäten.
Die kleinen Weltmeister sind gelb, tragen ihre Federn flach auf dem Kopf und recken stolz ihre Brust nach vorne. Ob sie wissen, dass sie zu den weltschönsten Piepmätzen ihrer Art gehören? Zu allererst gehören sie aber Josef Hellenbrand, der sie hegt und pflegt, seit sie aus dem Ei geschlüpft sind – und auch schon ein bisschen davor. Denn als Züchter kennt er nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Großeltern und den gesamten weit verzweigten Stammbaum.
Josef Hellenbrand züchtet Kanarienvögel, seit er 15 Jahre alt ist, und der 70-jährige Beecker tut dies sehr erfolgreich. Mehrfach hat er Vögel gezüchtet, denen die Jury Weltmeistertitel verlieh, und erst im Dezember kehrten seine Tiere mit mehreren Titeln von der Deutschen Meisterschaft des Deutschen Kanarien-Vogelzüchterbundes in Bad Salzuflen zurück.
Die gefiederten Wettbewerbskandidaten reisen in der Regel nämlich allein, aber nicht unbegleitet. Der Transport, den der Verein organisiert, steht unter der Aufsicht eines Tierarztes. „Wir achten sehr darauf, dass die Tiere sicher und gesund ankommen“, sagt Hellenbrand, der nicht nur Mitglied im Vogelzuchtverein Gut Hohl Hilfahrt ist, sondern auch Präsident des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbundes. Wenn eine Meisterschaft ansteht, werden in ganz Deutschland an bestimmten Treffpunkten die Vögel der Züchter eingeladen und zum Wettkampfort gebracht.
Auch die Reise ins knapp 1700 Kilometer entfernte Neapel haben Hellenbrands Vögel ohne ihn angetreten, und alle kehrten mit einer Urkunde zurück. Dass seine Kanarienvögel der Rasse Rheinländer weltmeisterlich abschneiden, hat fast schon Tradition. Aber dass auch die vier Hähne der Rasse Lancashire, mit der er zum ersten Mal antrat, den Titel errangen, war eine Premiere. „Vier Vögel, die genau gleich aussehen, das ist die Königsdisziplin“, erklärt Hellenbrand. Dass er vier Jungs ins Rennen geschickt hat, ist kein Zufall, denn bei den Lancashire, einer Rasse, die bereits einmal ausgestorben war und jetzt nachgezüchtet wird, sind die typischen Merkmale bei den männlichen Tieren besonders ausgeprägt. „Die Hähne sind etwas stolzer und präsentieren sich mehr“, erklärt Hellenbrand.
Die Federn auf dem Kopf sind besonders wichtig. Der Laie würde die Optik vielleicht Beatles-Frisur nennen, der Fachmann nennt es Haube oder auf Englisch Coppy. Beim Lancashire sollen die möglichst langen und weichen Haubenfedern nach allen Seiten hin „ausladen“, wie bei einer Mönchtonsur, nur ohne kahle Stelle in der Mitte, und sie dürfen die Augen der Vögel bedecken, aber nicht ganz, denn am Glanz der Augen erkennt die Jury Kondition und Gesundheit des Vogels. Hell und glänzend müssen sie sein.
Wichtig ist den Preisrichtern auch das Gefieder (darf nur gelb oder weiß sein) und die Haltung (aufrecht und imponierend) der Vögel. „Sitzt der Vogel aufgeplustert auf der Stange, fühlt er sich nicht wohl.“
Der Rasse Lancashire, die aus England stammt, widmet sich Hellenbrand seit etwa fünf Jahren. Während seine Rheinländer zu den kleinsten Positur-Kanarien gehören, sind die Lancashire die größten, die bis zu einer Höhe von 23 Zentimetern gezüchtet werden sollen. „Ich habe die beiden, weil ich finde, dass das ein schöner Kontrast ist“, sagt Hellenbrand.
In seinen Räumen in Geilenkirchen-Beeck kümmert er sich um über hundert Tiere, deshalb haben die Piepmätze keine Namen. Trotzdem sind es seine „Lieblinge“, deshalb empfindet Hellenbrand auch eine Abneigung für das Wort „Käfig“. „Das ist so negativ besetzt, das klingt nach Knast, aber das sind unsere Lieblinge, die wir verwöhnen.“ Zuchtgehege oder Vogelbauer findet er passender.
Vielleicht helfen andere Worte auch, gegen die Ressentiments der Tierschützer anzukommen, hofft er, der zusätzlich noch Vorsitzender des Westdeutschen Farben-Kanarien-Verbandes LV13 ist. In den Vogelbauern, mit der liebevollen Betreuung eines Menschen, der ihn mit gesundem Futter versorgt, könne ein Kanarienvogel über zehn Jahre alt werden, in freier Wildbahn mit etwas Glück zwei bis drei Jahre – und dann reist er auch eher selten bis nach Neapel.