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Kirche: Warum heute noch Messdiener sein?

Kirche : Warum heute noch Messdiener sein?

Sind Messdiener heute noch zeitgemäß? Lohnt es sich für Jugendliche noch? Ja, sagen Messdiener aus Gangelt. Denn es ist viel mehr als nur der Dienst am Altar.

Zu einer Messe, vor allem auch an Weihnachten, gehören sie einfach dazu: Messdiener. Doch warum macht man das als Jugendlicher heute noch? Eine Frage, die für so manche Personen, vor allem kirchenferne, ganz selbstverständlich und angebracht erscheint. Für so manchen Messdiener hingegen ist die Antwort viel selbstverständlicher als die Frage.

Hendrik Görgens und Nils Gehlen sind seit mehr als einem Jahrzehnt Messdiener in Gangelt-Kreuzrath. Warum sie damals mitgemacht haben? „Das gehört einfach dazu, das ist Tradition“, sagt Gehlen. „Mich hat immer interessiert, was da vorne am Altar abgeht, und ich wollte Teil davon sein“, ergänzt Görgens.

Auch Jonathan, Jannik und Niklas Erfurth sind Messdiener in Gangelt. Nach der Kommunion sind sie Messdiener geworden, wie viele ihrer Freunde auch. Der Freundeskreis und die Familie sind wichtige Faktoren, wenn es darum geht, Messdiener zu werden. Die Gemeinschaft ist ein wichtiger Faktor, es zu bleiben. Es entwickeln sich neue Freundschaften. Zusammen unternimmt die Gruppe etwas – Filmabende, Spieletage oder auch Ausflüge. Zu Corona-Zeiten natürlich weniger. Da müssen die Jugendlichen kontaktarme Möglichkeiten finden, die Gemeinschaft am Leben zu erhalten.

 Die Messdiener aus der Weggemeinschaft Gangelt: Nils Gehlen, Hendrik Görgens sowie Jannik, Jonathan und Niklas Erfurth (v. l.) kennen sich am Altar gut aus.
Die Messdiener aus der Weggemeinschaft Gangelt: Nils Gehlen, Hendrik Görgens sowie Jannik, Jonathan und Niklas Erfurth (v. l.) kennen sich am Altar gut aus. Foto: MHA/Benjamin Wirtz

Aber es gibt noch einen wichtigen Grund, Messdiener zu sein. „Es macht mir einfach sehr viel Spaß“, sagt der zwölfjährige Jonathan Erfurth.

Auch jetzt an den Weihnachtstagen werden die fünf wieder am Altar stehen. Jonathan Erfurth ist vor den Messen meist noch aufgeregt. An Weihnachten dann besonders. Schließlich gibt es für die Messdiener eine klare Choreografie, die sie einhalten müssen. Die Abläufe müssen sitzen. Doch die Gangelter Messdiener sind geübt.

Natürlich sind ihnen trotzdem allen schon mal Fehler in Gottesdiensten passiert, von denen sie berichten können. Der eine hat statt der Lesung mal die Fürbitten vorgelesen. Der andere beim Auszug das Kreuz gegen einen Vorsprung gehauen. Noch einer hat einmal dem Priester beinahe das Weihrauchfass gegen die Nase geschwenkt. Sie können darüber lachen. „Nichts muss professionell sein“, sagt Niklas Erfurth. Die allermeisten Fehler fallen der Gemeinde sowieso nicht auf. Ob der Messdiener jetzt rechts- oder linksrum gehen musste, sehen nur geübte Augen.

Doch Messdiener sein – ist das cool oder uncool? „Ich glaube weder noch“, sagt Jonathan Erfurth, „wenn es cool wäre, würden es viel mehr machen. Und wenn es uncool wäre, würden die anderen es belächeln. Das ist aber nicht so.“ Freunde seien eher überrascht, dass es noch Messdiener gibt, ergänzt Niklas Erfurth.

Doch wozu braucht es überhaupt Messdiener? Kelch, Wasser und Wein könnten auch in Reichweite des Altars stehen, so dass der Priester sie selbst nimmt. Aber darum geht es gar nicht, erklärt Pfarrer Daniel Wenzel. Vielmehr werden die Kinder und Jugendlichen so Teil der Gemeinde. „Es ist wichtig, den Menschen von vornherein das Gefühl zu geben, dass sie etwas tun können, dass sie sich beteiligen können“, sagt er, „wichtig ist, ihnen zu zeigen, dass sie mitgestalten können. Wenn ich nie aktiv mitmache, kann ich auch nicht inhaltlich gestalten“, ergänzt er mit Blick auf Jugendgottesdienste. Außerdem seien Messdiener auch die Vertretung der Gemeinde am Altar.

Und natürlich sieht ein Gottesdienst ohne Messdiener am Altar auch leerer und karger aus. Es würde etwas fehlen. In manchen Gemeinden ist das schon Realität. Denn die Zahl der Messdiener sinkt – auch im Kreis Heinsberg.

Doch manche hält die Gemeinschaft der Messdiener mehr als ein Jahrzehnt fest. Wie zum Beispiel Nils Gehlen, der seit 2009 dabei ist. Ans Aufhören denkt der 22-Jährige nicht: „Das ist ja nicht wie in Rente gehen“, sagt er. Solange es ihm Spaß macht und das Gemeinschaftsgefühl in der Gangelter Gemeinde anhält, wird er dabeibleiben.