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Pflege der Kopfweiden in Gangelt kaum zu bewältigen

Rodebachtal : Naturschützer suchen dringend Nachwuchs

Über 800 Kopfweiden werden von den Ehrenamtlern des NABU im Rodebachtal gepflegt. Die Arbeit nimmt jedoch kein Ende. Kinder und Jugendliche werden für eine Nachwuchsorganisation gesucht.

Im Grunde ist ja jede Kopfweidenreihe im Rodebachtal vom Selfkant bis nach Gangelt eine einzige Augenweide. Im November und Dezember stand aber wohl die augenfälligste Allee im Mittelpunkt der Arbeit von gut einen Dutzend Mitgliedern und Unterstützern der NABU-Ortsgruppe.

Es ist die Reihe, die südlich des Kahnweihers liegt und in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter einfach nur ein herrliches Bild abgibt. Dann fiel aber der letzte Termin vor dem Weihnachtsfest den Corona-Maßnahmen zum Opfer. „Wir hatten bis dahin mit einem Hygienekonzept und in Absprache mit dem Ordnungsamt der Gemeinde gearbeitet“, berichtet Thomas Henkens, 2. Vorsitzender und Organisator für so ziemlich alles beim NABU.

Dann aber beugte man sich den auferlegten Regeln und sagte erst einmal alle weiteren Termine ab. „Die besagte Kopfweidenreihe im Gangelter Bruch wurde vor acht Jahren zuletzt gepflegt. Höchste Zeit also für den dringend erforderlichen Rückschnitt“, erklärt Vorsitzender Hubert Hostenbach den aktuellen Stand und hofft, dass die Gruppe im Januar weitermachen kann. Er wie auch Thomas Henkens reden bei diesem Tun nicht vom schneiden einer Kopfweide, sondern nutzen den Fachbegriff schneiteln.

Obwohl im Rodebachtal von Niederbusch über Gangelt bis in den Selfkant über 800 dieser knorrigen Exemplare stehen, sind sie kein Werk der Natur. Kopfweiden sind Kulturpflanzen mit vom Menschen geschaffener Wuchsform und können sich nicht selbst erhalten. Wenn sie länger als zehn Jahre nicht gepflegt werden, drohen sie unter dem Gewicht der Kopfäste auseinander zu brechen und wären damit zerstört.

Dazu kann man auch in dem beschriebenen Bereich an schwer zugänglichen Stellen einige wenige Beispiele finden. Deswegen müssen die Kopfweiden regelmäßig geschneitelt werden. Abhängig vom Wachstum der Bäume ist der Rückschnitt alle drei bis acht Jahre nötig. Das heißt für die Naturschützer: Arbeit ohne Ende.

Sisyphosgleich fangen sie vorne wieder an, wenn sie für kurze Zeit meinen, jetzt aber auch die letzte Weide gestutzt zu haben. Natürlich wird das alles ehrenamtlich erledigt,  und das Duo Hostenbach/Henkens ist sich einig, dass die NABU-Helfer längst an ihrer Leistungsgrenze angekommen sind.  „Wir haben zwar für aktuelle Einsätze  meistens genug Helfer vor Ort. Die kommen aber auch in die Jahre, und wir würden uns wünschen, endlich mehr junge Leute begrüßen zu können.“ Thomas Henkens ist sich sicher, dass so die Arbeit nicht mehr lange geschafft werden kann. Das Programm müsse ohne Nachwuchs gestrafft werden. „Auf Dauer werden wir uns unter Umständen die Kopfweiden aussuchen müssen, die ökologisch vielleicht am wertvollsten sind!“

Raum für viele Tiere

Dass eine Weide Lebensraum für viele Tierarten bietet, ist bekannt und einer der Antriebe der NABU-Leute. Dem folgend gibt es seit einiger Zeit ein neues Konzept bei den Arbeiten.

Wurde früher immer eine ganze Reihe Weiden auf einmal geschneitelt, bleiben heute mitten in den Linien immer wieder Bäume „ungeschoren“. Man will den Tieren der geschnittenen Bäume damit die Möglichkeit geben, in den unbearbeiteten Nachbarbaum zu ziehen.

Während die geschnittenen Äste heute meist als Brennholz genutzt oder zu kleinen Totholzhecken aufgeschichtet werden, fanden sie früher im Handwerk (Korbflechter, Bauern u.a.) vielfältige Verwendung. Auch die heilende Eigenschaft der Baumrinde ist weitestgehend in Vergessenheit geraten. Die Rinde enthält Salicin, das Fieber senkt und Schmerz lindert.

Hildegard von Bingen empfahl schon im 12. Jahrhundert Weidenrindentee gegen Fieber, Gicht und Rheumatismus in den Gelenken. Von Problemen ganz anderer Art weiß Thomas Henkens aber auch noch zu berichten. Dass der Biber ins Rodebachtal zurückgekehrt ist, freut ihn sehr. „Aber wir finden auch ständig Spuren von Wildschweinen. Der Waschbär, ein Allesfresser, der sich auch über die Brut der Vögel hermacht und sogar der Marderhund kommen vor!“ Baustellen über Baustellen. Wer mitmachen will: Infos: www.Nabu-rsk.de.

Jugendgruppe im Aufbau

Seit langem ist die NABU-Gruppe bemüht, eine Nachwuchsorganisation aufzubauen. Die Kinder und Jugendlichen sollen langsam an die Arbeit herangeführt werden, um den Bestand der wichtigen Arbeit zu sichern. Dazu wird aber dringend ein kompetenter Leiter einer solchen Jugendgruppe gesucht.