Nach Krankheit und OP : Die Freiwillige Feuerwehr bleibt die Konstante im Leben
Gangelt Thomas Brinkmann ist seit Jahrzehnten bei der Feuerwehr. Vor einigen Wochen hat er ein Bein verloren. Seine Kameraden suchen neue Aufgaben für ihn.
In Vereinen geht es meistens auch um Kameradschaft. Bei den Freiwilligen Feuerwehren, die sich in Vereinen organisieren, ist das sehr wahrscheinlich sogar noch mehr der Fall. Bei der Feuerwehr in Gangelt ist es jedenfalls so, das sagen mehrere Mitglieder, wenn man mit ihnen darüber spricht. Einer von ihnen ist Thomas Brinkmann, seit 2019 Teil der Gangelter Einsatzkräfte.
Als Brinkmann Ende vergangenen Jahres einen Großteil seines rechten Beines verloren hatte, geriet sein Leben natürlich aus der gewohnten Bahn. Das Auto, die Stufen zur Haustür, überhaupt das zweistöckige Haus. Alles musste neu gedacht werden. Die Verbundenheit zur Feuerwehr ist für ihn geblieben.
Brinkmann, 55 Jahre, ist den Großteil seines Lebens Feuerwehrmann. Seit 1975 war er bei der Feuerwehr in Northeim in der Nähe von Göttingen, 2015 zog er nach Gangelt. Oft sei er bei der Freiwilligen Feuerwehr vorbeigelaufen, bevor er sich vier Jahre später, 2019, entschied, dass ein Leben mit Feuerwehr doch besser ist und sich den Kameraden anschloss.
Als die dann Anfang Januar in Gangelt unterwegs waren, um wie immer die aussortierten Weihnachtsbäume von den Straßen einzusammeln, wollte Brinkmann gern dabei sein. Inzwischen waren seit der OP einige Wochen vergangenen, seit ungefähr vier Wochen war er wieder zu Hause. Nur kam er von dort mit dem Rollstuhl nicht mehr weg.
Wenn Brinkmann davon erzählt, wie er dann doch bei der Weihnachtsbaum-Aktion dabei sein konnte, geht es wieder um die Kameradschaft. Zunächst habe er nämlich nur gefragt, ob ihn ein paar Feuerwehr-Kollegen die Stufen aus dem Haus heraus heruntertragen könnten. Als das geklappt hatte, sei man miteinander ins Gespräch gekommen. Wenige Stunden später war klar: Brinkmann wird eine Rampe nach draußen bekommen, und das Ganze wird schnell geschehen. Am Mittag, nach dem Weihnachtsbaum-Sammeln, fingen die Feuerwehrleute an, am Nachmittag stand die Rampe.
Brinkmann hat sein Bein vom Knie abwärts nach einem Arterienverschluss verloren. „Das ist blöd gelaufen“, sagt er. „Aber wir kommen klar.“ Eine kurze Pause: „Müssen wir ja.“ Er lebt mit Frau und Sohn in Gangelt, in das Esszimmer im Erdgeschoss ist kurzfristig das Schlafzimmer aus dem Obergeschoss eingezogen. Immer wieder sei er wegen seines Beins im Krankenhaus gewesen, eine OP sei der nächsten gefolgt. Allein im vergangenen Jahr sei er achtmal im Krankenhaus gewesen, sagt er. Ende des Jahres war dann nach einer Sepsis klar, dass das Bein nicht mehr zu retten ist.
Das Bett im Esszimmer und die Holzrampe nach draußen sind nur für den Übergang gedacht. Inzwischen sind die letzten Fäden gezogen, als nächstes soll Brinkmann eine Prothese bekommen. Dann soll alles wieder ein bisschen normaler für ihn werden. Brinkmann sagt: „Es fehlt was, aber das passt.“
In der Gangelter Feuerwehr möchte er bleiben, und die Kameraden dort setzen alles daran, passende Aufgaben für ihn zu finden, sagt Oliver Thelen, der Pressesprecher der Gangelter Feuerwehr. Das jahrzehntelange Fachwissen von Brinkmann sei ja unverändert da. „Der Kopf ist noch dran“, sagt Brinkmannn, lacht und meint das als Zustimmung.
Engagement ohne Feuer
Die Einsatzabteilung, also der Dienst als aktiver Feuerwehrmann, könnte schwierig werden, da sind die beiden sich einig. Es gebe aber die sogenannte Unterstützungsabteilung, sagt Thelen. Dort engagieren sich alle die Menschen, die die Feuerwehr unterstützen, aber nicht ganz vorn beim Einsatz mit dabei sein möchten. Da gibt es zum Beispiel die, die sich um den Internetauftritt der Feuerwehr kümmern. Oder um die Kinder derer, deren Melder geht und die kurzfristig zu einem Einsatz gerufen werden. „Wir müssen zusammen gucken, was funktioniert“, sagt Thelen. „Wir finden auf jeden Fall etwas.“ So ist das unter Kameraden.