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Langes Ringen mit der Bahn: Der Bahnhof Lindern ist endlich behindertengerecht

Langes Ringen mit der Bahn : Der Bahnhof Lindern ist endlich behindertengerecht

Der behindertengerechte Umbau des Bahnhofs in Geilenkirchen-Lindern ist abgeschlossen. Das Projekt erforderte viel Zeit, Energie und Hartnäckigkeit.

Die meisten Menschen werden das, was Heinz Pütz begeistert, eher nicht wahrnehmen. Sie werden allenfalls die beiden neuen Aufzüge am Linderner Bahnhof sehen und, wenn sie mal mit großem Gepäck auf die Reise gehen, auch nutzen.

Die Handlaufinformationen in Pyramiden- und Brailleschrift, die Bodenindikatoren und die gut verständliche Sprachansage in den Aufzügen werden die meisten Passanten nicht wirklich interessieren. Wer sich aber einmal kurz vorstellen mag, wie ein Mensch, der nicht im Vollbesitz seiner Kräfte des Sehens und Hörens oder auch Gehens ist, versucht am täglichen Leben teilzuhaben, der wird die behindertengerechte Neugestaltung des Linderner Bahnhofs wertschätzen.

Gemeinsam mit der Bürgermeisterin der Stadt Geilenkirchen, Daniela Ritzerfeld, und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers begutachtete Pütz, Behindertenbeauftragter der Stadt Geilenkirchen, die neue Bahnanlage. Er verfügt glücklicherweise über eine gute Portion Hartnäckigkeit und Humor, anders wäre das jahrelange Ringen um den Fortgang der Bauarbeiten, nicht nur am Bahnhof Lindern, sondern auch am Bahnhof Geilenkirchen wohl nicht zu meistern gewesen.

 Mit vereinten Kräften setzten sich Heinz Pütz (l.), Wilfried Oellers und Daniela Ritzerfeld für einen zügigeren Fortschritt der Baumaßnahmen am Bahnhof Lindern ein.
Mit vereinten Kräften setzten sich Heinz Pütz (l.), Wilfried Oellers und Daniela Ritzerfeld für einen zügigeren Fortschritt der Baumaßnahmen am Bahnhof Lindern ein. Foto: Dettmar Fischer

„Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“, stellt Heinz Pütz beim Bahnhofsrundgang fest. Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld ist ja erst ein paar Monate im Amt. Doch schon der Vorgänger ihres Vorgängers Georg Schmitz, Thomas Fiedler, hatte sich mit dem Thema Bahnhöfe befassen dürfen.

Wilfried Oellers kennt die Problematik, seit er 2013 in den Bundestag gewählt wurde. Heinz Pütz beschäftigten die beiden Bahnhöfe, seit er 2009 Behindertenbeauftragter wurde. Die Einführung des Rhein-Ruhr-Express hatte zwar eine Modernisierungskampagne der DB zur Folge gehabt, doch ganz so expressmäßig ging es doch nicht voran mit der Neugestaltung der Bahnhöfe. Pütz hatte an alle Türen geklopft, hinter denen jemand saß, von dem er sich versprach, dass die Zugänge zu den Bahnsteigen auch Menschen mit einer Behinderung möglich werden – wohl nicht immer mit Erfolg.

Der Groll über dieses erfolglose „Anklopfen“ ist bis heute nicht verschwunden. Heinz Pütz: „Für mich war nicht annähernd erkennbar, dass die Landtagsabgeordneten uns unterstützt haben.“ Der behindertenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wilfried Oellers, der den Kreis Heinsberg in Berlin vertritt, konnte als Mitstreiter gewonnen werden.

Das Ringen mit der Deutschen Bahn um einen zügigeren Baufortschritt beschreibt Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld: „Mit vereinten Kräften sind wir der Deutschen Bahn lästig gefallen.“ Gespräche wurden geführt mit dem Bahn-Chef für NRW, Werner Lübberink, und Bahnhofsmanager Peter Grein. Wilfried Oellers: „Die Deutsche Bahn hatte sich offen gezeigt, dass das kein Zustand sein kann.“

Der Einsicht war zu Ostern ein Brief der DB an die Bürgermeisterin gefolgt, dass die Anlagen an den Bahnhöfen Lindern und Geilenkirchen zeitnah fertiggestellt werden. Am Bahnhof Lindern ist es schon so weit, der Bahnhof Geilenkirchen soll bis Juli folgen. Damit wären die Arbeiten ein gutes halbes Jahr früher abgeschlossen, als zunächst von der Bahn angesagt.

Nach dem Zwei-Sinne-Prinzip, Tasten und Hören, ist der Bahnhof in Lindern Menschen mit einer Einschränkung nun zugänglich. Auch Menschen mit Gehbehinderung können über die Aufzüge die Bahnsteige erreichen.

„Das ist wirklich sehr gut gelungen“, lobt Heinz Pütz. Wenn er sich allerdings etwas wünschen dürfte, dann würde er sich über kleine Bildschirme in den Aufzügen freuen, die Gehörlosen nach einem Notruf in der Aufzugkabine eine Kommunikation mit der Notrufzentrale ermöglichen. Die Technik macht inzwischen vieles möglich.