Kritik für Werbespot : „Wir haben doch nichts falsch gemacht“
Interaktiv Eschweiler In einem Werbespot will der Eschweiler Gastronom Deniz Tugcu seinen eigenen Raki vermarkten. Doch nun wird genau das zum Problem. Denn der Clip, in dem das letzte Abendmahl dargestellt wird, stößt nicht nur auf positive Resonanz.
Das Handy von Deniz Tugcu steht in diesen Tagen nicht still. Immer wieder erreichen den Gastronomen aus Eschweiler Anrufe und Nachrichten. „Es klingelt den ganzen Tag“, sagt Tugcu und legt das Smartphone während des Gesprächs beiseite. Sein Restaurant „Yakamoz“ am Eschweiler Markt liegt im Schatten der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Zur Pfarre habe er ein sehr gutes Verhältnis, berichtet Tugcu. Dabei steht der Restaurantbesitzer momentan in der Kritik einiger Christen.
Grund für ihren Zorn ist ein Werbespot, in dem Deniz Tugcu seinen selbst kreierten Raki – einen Anisschnaps – vermarktet. Das vermeintliche Problem: In dem rund dreiminütigen Spot wird das letzte Abendmahl dargestellt. Da Jesus und den Jüngern allerdings der Wein ausgeht, trinken sie Raki. Verrat und Kreuzigung Jesu finden am Ende nicht statt. Dafür liegen sich die Anwesenden in den Armen und singen gemeinsam „Hallelujah“. Doch diese Darstellung stößt nicht nur auf positive Resonanz.
Aus Trauben hergestellt
„Wir haben doch nichts falsch gemacht“, ist der gelernte Koch überzeugt und ergänzt: „Wir haben nur Wein mit Raki ersetzt.“ Zwischen den beiden Getränken bestehe immerhin eine Gemeinsamkeit. „Wein wird aus Trauben hergestellt und auch beim Raki spielen Trauben eine wichtige Rolle“, sagt Tugcu. Seit 2020 produziert und vertreibt er seinen eigenen Anisschnaps.
Rund zwei Jahre hat es gedauert, bis Tugcu die erste Flasche seines eigenen Schnapses in den Händen halten konnte. In der Türkei entwickelte Tugcu mit Professoren und Ingenieuren das Rezept zu seinem Raki. Erst nach einem guten Jahr war der Eschweiler Gastronom mit dem Ergebnis zufrieden. Mittlerweile verkauft er nicht nur seinen eigenen Raki, sondern hat auch die Rezeptur für sechs verschiedene Liköre entwickelt – Mokka, Sauerkirsche, Mandel, Minze, Banane und eine Mischung aus 41 Kräutern.

Mit dem Werbespot sollte die Vermarktung nun so richtig starten. Besonders großen Wert habe Tugcu bei der Umsetzung auf Details gelegt. „Mir war es wichtig, dass zum Beispiel die Kleidung, die im Werbespot getragen wird, so aussieht wie auf dem Bild von Leonardo da Vinci.“ Dessen Kunstwerk „Das Abendmahl“ gehört zu den berühmtesten Wandgemälden der Welt.
Wenige Tage nach seiner Veröffentlichung wurde der Clip bei Youtube fast 143.000 Mal aufgerufen und erhält von den meisten Kommentatoren positive Resonanz. Er kommt allerdings nicht bei allen gut an. „Richtig respektlos, wie kann man so was schön finden?“, schreibt eine Nutzerin. Auch die Frage, warum man in diesem Spot nicht Mohammed gezeigt habe, kommt in den Kommentaren auf. Dazu hat Deniz Tugcu eine klare Haltung. „Wer so etwas fragt, hat es einfach nicht verstanden. Jesus hat Wein getrunken, Mohammed hat Alkohol verboten“, sagt Tugcu.
Kritik aus der Türkei
Bereits vor der Veröffentlichung habe er sich Meinungen eingeholt – auch von Vertretern der benachbarten Pfarre. „Ich habe mit einem Pfarrer gesprochen, der in dem Werbespot kein Problem sieht. Er hat mir gesagt, dass die Menschen, denen der Film nicht gefällt, mich und meine guten Absichten nicht kennen“, berichtet Deniz Tugcu.
Auch etliche Gäste hätten ihm gut zugesprochen. „Die Kritik kommt nicht aus Eschweiler und nicht von Deutschen, sondern von türkischen Christen“, sagt der Rakibrenner. Mit der Aufregung um seinen Werbeclip kann er gut leben. „Mit Kritik muss man immer rechnen. Zum Glück ist es nur ein kleiner Teil. Erwartet hätte ich das allerdings nicht“, verrät er.
Wenn es um seinen Raki geht, hat der Indestädter bereits weitere Pläne. Am Samstag, 13. August, soll auf dem Eschweiler Markt ein großes Raki-Festival stattfinden. Derzeit steckt Deniz Tugcu mitten in den Planungen. „An diesem Abend sollen die deutsche und die türkische Kultur zusammenfinden“, formuliert er sein Ziel. Ursprünglich war das Fest mit orientalischer Musik und entsprechendem Essen bereits für 2020 geplant. Doch die Coronavirus-Pandemie machte Tugcu einen Strich durch die Rechnung.
Und er hat noch weitere Pläne. Bereits abgedreht ist ein zweiter Werbespot. Verraten will Deniz Tugcu darüber noch nicht viel. Religion soll darin jedoch keine Rolle spielen. „Das heißt aber nicht, dass es keinen Grund geben wird, sich darüber aufzuregen“, sagt er und lacht.