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Kommunalpolitik unter der Lupe: Ugur Uzungelis setzt sich für Sport und Vereine ein

Kommunalpolitik unter der Lupe : Ugur Uzungelis setzt sich für Sport und Vereine ein

Sport und Vereine liegen Ugur Uzungelis am Herzen. Seit 2014 sitzt er für die SPD im Eschweiler Stadtrat. Wo sieht er seine politische Zukunft? Und was kann er gar nicht leiden? Das hat er unserer Zeitung erzählt.

„Politik war bei uns in der Familie schon immer ein Thema“, sagt Ugur Uzungelis. Eine seiner frühen Kindheitserinnerungen verbindet er mit seinem Vater. „Er hat jeden Abend die Nachrichten im Fernsehen geschaut. Ich denke, das hat mich schon beeinflusst. Ich setze mich einfach gerne für andere Menschen ein.“ Einst hat Ugur Uzungelis das als Klassen- und Schulsprecher getan. Seit 2014 sitzt er für die SPD im Eschweiler Stadtrat. „Das ist mittlerweile ein Drittel meines Lebens“, sagt der 31-Jährige und lacht.

Angefangen hat die politische Laufbahn des jungen Mannes übrigens mit Josef Stiel. „Er war damals mein Politiklehrer am Berufskolleg in Eschweiler“, sagt Uzungelis. Was er damals allerdings nicht wusste: Josef Stiel war auch Fraktionsvorsitzender der SPD in der Städteregion Aachen. „Ich habe damals mit ihm über das Thema Jugendarbeitslosigkeit diskutiert und er meinte, dass ich das Zeug dazu hätte, mich mehr zu engagieren.“

In der nächsten Unterrichtsstunde brachte Stiel ihm eine Übersicht aller Eschweiler Jugendorganisationen mit sowie die Wahlprogramme der Parteien. „Obwohl er selbst der SPD angehörte, hat er mich nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt. Er wollte, dass ich mir alles ansehe“, sagt Uzungelis.

Seine Wahl fiel auf die Sozialdemokraten. „Mein Vater hat schon immer die SPD gewählt“, sagt der 31-Jährige. Das sei natürlich nicht der einzige Grund für seine Entscheidung gewesen. „Mich haben die Themen einfach interessiert. Damals ging es beispielsweise um die Abschaffung der Studiengebühren“, blickt Uzungelis zurück. „Die erste Zeit war trotzdem gewöhnungsbedürftig.“

Vor allem deshalb, weil es für den jungen Mann schnell mit der politischen Laufbahn voranging. „Ich war 22, als die Partei mich als Kandidat für den Stadtrat vorgeschlagen hat. Wenn man dann sieht, wer sonst noch so auf dieser Liste steht, hat man schon großen Respekt – auch davor, was eigentlich so auf einen zukommmt“, sagt der 31-Jährige, der in der Versicherungsbranche tätig ist.

Seit 2014 sitzt Ugur Uzungelis also im Stadtrat, ist Vorsitzender des Sportausschusses, Mitglied des Jugendhilfeausschusses und der Arbeitsgemeinschaft Strukturwandel. „Mittlerweile habe ich natürlich Erfahrungen sammeln können, und wenn ich Gleichaltrigen erzähle, dass ich mich in der Politik engagiere, gucken sie nicht mehr so verdutzt. Das war vor zehn Jahren anders“, sagt er und lacht.

Nach wie vor gehört Ugur Uzungelis zu den jüngsten Ratsmitgliedern. „Leider ist es nach wie vor eine Seltenheit, dass junge Leute sich in der Politik engagieren. Ich denke, dass viele Kommunen in den kommenden Jahren Probleme bekommen werden, die Sitze in den Räten zu besetzen – und vor allem mit guten Leuten zu besetzen.“

Ein Grund für diese Entwicklung könnte der zeitliche Aufwand sein, den das politische Ehrenamt mit sich bringe. „Wenn man es gut machen möchte, muss man natürlich Zeit investieren. Hinter diesem Ehrenamt steckt viel Arbeit.“ Die stecke er nicht nur in die Vorbereitung von Rats- und Ausschusssitzungen, sondern auch in die Fraktionsarbeit. Hinzu kommen Parteiveranstaltungen. Immer wieder gebe es auch Bürger, die sich mit ihrem Anliegen an die Politik wenden. „Wenn man sich politisch engagiert, investiert man schon mehr Zeit als in ein durchschnittliches Ehrenamt. Ich habe das aber nie als eine Last empfunden. Ich mache das gerne“, sagt Ugur Uzungelis.

Stärkung der Vereine

In der Fraktion habe er sich von Anfang an wohlgefühlt. „Obwohl ich deutlich jünger war als viele der anderen hatte ich immer das Gefühl, dass meine Stimme genauso wertvoll ist.“ Ein Thema, das dem ehemaligen Fußballer und jetzigen Co-Trainer von Concordia Oidtweiler besonders viel bedeutet, ist der Sport. „Die Stärkung der Vereine liegt mir sehr am Herzen. Heute gibt es viele, die im Nachwuchsbereich Probleme haben.“

Nach dem Hochwasser im Juli 2021 sei aber vor allem eins wichtig: „Wir müssen es schaffen, die betroffenen Sporthallen wieder hinzubekommen – für den Schul- und den Vereinssport. Das Wichtigste ist, dass alle Kitas und Schulen wieder in ihre eigentlichen Räume zurückkehren können. Das muss oberste Priorität haben“, sagt der 31-Jährige und ergänzt: „Zu Beginn der Legislatur hatten wir in der Politik sicherlich alle viele Ideen, die wir gerne umsetzen wollten. Mit dem Hochwasser sind viele Pläne durcheinander geraten, deshalb liegt der Schwerpunkt jetzt eindeutig auf dem Wiederaufbau.“ Damit gehe auch einher, dass andere Priorisierungen vorgenommen werden müssten. „Wir haben einfach nicht mehr so viele Möglichkeiten und Projekte, die man neben dem Wiederaufbau umsetzen kann.“

Das treffe nicht nur auf die finanziellen Rahmenbedingungen zu. „Auch die Mitarbeiter der Verwaltung können nicht noch mehr leisten. Ich kritisiere, dass es Fraktionen gibt, die das nicht so sehen und beispielsweise mit Anträgen oder Anfragen noch mehr unnötige Arbeit verursachen.“ Kritik nimmt Ugur Uzungelis auch immer häufiger in den Sozialen Medien wahr. „Ich persönlich bin bislang noch nicht angegriffen worden. Aber trotzdem ist das ein Thema, weil immer mehr Ratsvertreter angefeindet werden.“ Und auch viele Kommentare gegen die Stadtverwaltung würden im falschen Tonfall geäußert. „Ich habe nichts gegen Kritik, aber wenn Unwahrheiten verbreitet werden oder Kommentare unter die Gürtellinie gehen, geht das meiner Meinung nach gar nicht.“

Schweren Herzens nachvollziehen

Was sehr wohl gehe und mittlerweile fast zum Alltagsgeschäft der Eschweiler Politik gehöre, sei das Kids-Projekt. In diesem begleiten Schüler Kommunalpolitiker. „Wir können ihnen zeigen, wie Kommunalpolitik funktioniert und was man damit bewirken kann. Für mich ist das ein absolutes Vorzeige-Projekt“, ist Uzungelis überzeugt.

Gibt es auch Themen oder Dinge, die der 31-Jährige nicht so gut findet? „Natürlich ärgert es mich, wenn eine Idee nicht umgesetzt werden kann. Aber mit den richtigen Argumenten kann ich das auch schweren Herzens nachvollziehen.“ Wofür er allerdings kein Verständnis hat: „Dass es Kolleginnen und vor allem Kollegen im Rat gibt, die nicht merken, wenn genug gesagt ist, und dann unnötige Diskussionen führen.“

Und wo sieht Ugur Uzungelis seine politische Zukunft? „Ich habe kein bestimmtes Ziel, wo ich in Zukunft unbedingt hin möchte.“ In der SPD-Fraktion habe man sich darauf geeinigt, dass keine doppelten Mandate vergeben werden. „Aktuell und in den nächsten Jahren sehe ich mich in Eschweiler. Was die Zukunft bringt, weiß man natürlich nie“, sagt Ugur Uzungelis. Für ihn sei es auf jeden Fall der „richtige Schritt“ gewesen, sich politisch zu engagieren. „Ich mache Kommunalpolitik nicht nur für mich, sondern auch für meine Mitmenschen. Ich möchte etwas bewegen und es ist eine große Bereicherung.“

Allerdings würde sich der 31-Jährige wünschen, dass sich mehr Menschen an Wahlen beteiligen. „Ich glaube, dass vielen Leuten gar nicht bewusst ist, dass wirklich jede Stimme zählt. Es stört mich, wenn Menschen sich beschweren, aber nicht den Weg zur Wahlurne finden“, sagt er.