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Donnerberger Gesprächskreise: Stellvertretender Divisionskommandeur der Bundeswehr hält Vortrag

Donnerberger Gesprächskreise : Stellvertretender Divisionskommandeur der Bundeswehr hält Vortrag

Es ist ein Drahtseilakt: Auf der einen Seite sind die Verantwortlichen der Bundeswehr gezwungen, „den Mangel zu verwalten“, auf der anderen Seite stehen immer mehr fordernde Aufgaben und Einsätze in zahlreichen Gebieten der Welt im Anforderungskatalog.

Der Stellvertretender Divisionskommandeur der Bundeswehr hat bei den Donnerberger Gesprächskreisen über die aktuelle Lage gesprochen.

In diesem Jahr stellt die Bundeswehr ein großes Kontingent der neu aufgestellten „Very High Readiness Joint Task Force“ (VJTF), der sogenannten „Speerspitze der NATO“, deren Auftrag es ist, innerhalb von 48 bis 72 Stunden einsatzbereit an jedem Ort zu sein, an dem die Truppe benötigt wird.

Kontingentführer des deutschen Anteils der VJTF ist Brigadegeneral Michael Matz. Am frühen Donnerstagabend sprach der stellvertretende Divisionskommandeur und Kommandeur der Divisionstruppen der 1. Panzerdivision nun im Rahmen des „Donnerberger Gesprächskreises“ vor zahlreichen Zuhörern zum aktuellen „Stand der Dinge“, zeigte durchaus positive Entwicklungen auf, scheute „als Mann klarer Worte“ aber auch keinesfalls davor zurück, den Finger in die nach wie vor vorhandenen Wunden der deutschen Streitkräfte zu legen.

Eines der Hauptaugenmerke seines Vortrags lag auf dem Bericht und der Auswertung der Übung „Trident Juncture“, die im vergangenen November in Norwegen stattfand, mit 50.000 Soldatinnen und Soldaten das größte NATO-Manöver seit mehr als 20 Jahren darstellte und für die multinational aufgestellte VJTF als „Stresstest“ galt.

Und dieser sei alles in allem bestanden worden. Auch und nicht zuletzt von den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die in Norwegen das insgesamt zweitgrößte Kontingent aller teilnehmenden Nationen gestellt hätten. „Warum war dies so?“, stellte Brigadegeneral Michael Matz eine Frage in den Raum, die er gleich selbst beantwortete. „Unsere Soldatinnen und Soldaten sind hervorragend ausgebildet und in Norwegen stimmten die Rahmenbedingungen!“, so der 59-jährige Norddeutsche, dessen militärische Laufbahn im Jahr 1979 mit dem Eintritt in das Jägerbataillon 381 begann. Doch vor allem die multinationale Aufstellung der VJTF habe für die guten Rahmenbedingungen gesorgt. Denn: „Obwohl wir während Trident Junction das zweitgrößte Kontingent stellten, hatten wir keinen einzigen Hubschrauber vor Ort“, ließ der Offizier wissen.

Der 25-jährige Sparkurs im Hinblick auf die materielle Ausstattung der Bundeswehr fordere seinen Tribut. „Klar ist: Die Zahl der Aufträge steigt, die Einsätze werden herausfordernder, doch dies alles findet unter aus nationaler Sicht schlechteren Rahmenbedingungen im Vergleich zu früheren Zeiten statt“, so die Bestandsaufnahme von Michael Matz. Deshalb sei es unabdingbar, dass Geld in die Hand genommen werden müsse, um die deutschen Streitkräfte in die Lage zu versetzen, auch in Zukunft die gestellten Aufgaben meistern zu können. Die aktuellen Signale aus Berlin gäben Anlass zur Hoffnung, doch die finanzielle Ausstattung müsse auch langfristig deutlich besser werden.

Einsatz für Deutschland

Dass die Verantwortlichen der Bundeswehr den Auftrag innerhalb der „Very High Readiness Joint Task Force“ ausgesprochen ernst nähmen, stehe vollkommen außer Frage. Dies habe nicht zuletzt die Teilalarmierung des Kontingents vor wenigen Tagen unter Beweis gestellt. „Vom Ablauf und Ergebnis hat sich mit Genaral Eberhard Zorn auch der Generalinspekteur der Bundeswehr vor Ort ein Bild gemacht.

Nach 48 Stunden standen 96 Prozent der alarmierten Soldaten bereit“, berichtete Brigadegeneral Michael Matz, der zum Ende seines Vortrags betonte, dass eine gute materielle Ausstattung für die Erfüllung von Aufträgen natürlich vonnöten sei, von größter Bedeutung aber die Einsatzbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten sei. „Die Frauen und Männer der Bundeswehr machen den Unterschied!“, so der Referent, der sich anschließend den Fragen der Zuhörer stellte, die ein breites Themenspektrum abdeckten.

So hält Michael Matz die Wiedereinführung der Wehrpflicht für nicht sinnvoll. „Sie ist nicht zielführend, da es innerhalb weniger Monate kaum möglich ist, einen Wehrpflichtigen so auszubilden, dass er den Aufgaben, die heute einem Soldaten gestellt werden, gewachsen ist!“ Dennoch habe das Zitat „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst“ mitnichten an Relevanz verloren. „Ich glaube, es stünde jungen Menschen gut zu Gesicht, ein Jahr Dienst für ihr Land zu leisten. Doch dies muss keinesfalls mit dem Tragen einer Uniform einhergehen“, sieht der Soldat, der Auslandseinsätze in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo sowie in Afghanistan absolvierte, unterschiedliche Möglichkeiten, seinem Land zu dienen und denkt dabei auch an den sozialen Bereich.

Abschließend schloss sich der Kreis, als mit der Frage zum Ausstieg der USA aus dem INF-Abrüstungsvertrag die Weltpolitik wieder in den Blickpunkt rückte. „Diese Entscheidung war letztlich keine Überraschung mehr“, äußerte sich Michael Matz sachlich-pragmatisch. Entscheidend sei, dass der Gesprächsfaden in Richtung Russland bestehen bleibe. „Ich bin überzeugt, dass auch momentan hinter den Kulissen Gespräche geführt werden. So lange dies der Fall ist, ist die Türe nicht zu und ich bin relativ beruhigt. Eindeutig ist, dass es immer nur mit und auf keinen Fall gegen Russland gehen kann.“