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Hohe Nachfrage: Lieferengpass bei Schnelltests besorgt Apotheker

Hohe Nachfrage : Lieferengpass bei Schnelltests besorgt Apotheker

Die Nachfrage nach Corona-Selbsttests und Terminen in Testzentren ist so hoch wie seit Monaten nicht mehr. Das führt nun zu Lieferengpässen und stark steigenden Preisen für Apotheker. Dabei wäre aus ihrer Sicht die Lage vermeidbar gewesen.

Mitte Oktober wurden die kostenfreien Bürgertests auf das Coronavirus beendet. Und das, obwohl viele Menschen rege davon Gebrauch gemacht hatten, etwa vor Treffen mit der Familie oder mit Freunden. Die Fallzahlen stiegen und seit fast einem Monat sind die Tests wieder kostenfrei. Die Anzahl der Tests und auch die Käufe von Selbsttests sind seitdem in die Höhe geschnellt, melden Apotheker. So sehr, dass diese mittlerweile selbst um Nachschub kämpfen müssen. „Corona-Tests sind oft knapp. Ein Ende der Lieferengpässe ist noch nicht abzusehen“, erklärt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein.

Apotheker Michael Huppertz kann das bestätigen. Er spricht von einer „angespannten Lage”. Seine Stadt-Apotheke in Eschweiler gehörte zu den wenigen Testzentren, die auch nach dem vorübergehenden Ende der kostenfreien Bürgertests Mitte Oktober noch betrieben wurden. „Die Nachfrage ist sehr hoch, die Zahl der Tests ist förmlich explodiert”, sagt Huppertz, der jedoch darauf verweist, dass sein Testzentrum noch über ausreichende Testkapazitäten verfügt.

Ursache für die gestiegene Nachfrage sind aus seiner Sicht mehr Vorsicht im privaten Bereich, die 3G-Regel am Arbeitsplatz und zu einem Teil auch die 2G-plus-Regel, die etwa in Krankenhäusern gilt. Und mit der gestiegenen Nachfrage, hätten sich auch die Preise vervielfacht.

Für andere Apotheker ist die Lage merklich frustrierend. „Der Markt ist eine Katastrophe. Immer mehr Lieferanten sagen direkt, dass sie keine Tests mehr auf Lager haben”, bringt es die Mitarbeiterin einer Eschweiler Apotheke, die anonym bleiben möchte, auf den Punkt. Zwar habe das Team ihrer Apotheke rechtzeitig vorgesorgt und derzeit noch genug auf Lager, doch die Preisexplosion von Kits für das Testzentrum sowie für Selbsttests ärgert sie enorm. „Das ist im Grunde eine bodenlose Frechheit. Das Preisniveau ist unverschämt.”

Für sie ist die Situation ein wiederkehrendes Muster. Bereits zu Anfang der Pandemie hätten die Apotheken hohe Preise gezahlt, um auf die extreme Nachfragen nach Masken und Desinfektionsmittel reagieren zu können und den Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen. „Apotheken haben immer wieder viel Energie investiert und versucht, überall zu helfen und alles in kürzester Zeit umzusetzen.” Nun fühle man sich erneut von der Politik im Stich gelassen mit der Situation.

Das gelte nicht nur für die Testzentren, sondern auch dafür, dass die Apotheker bald ebenfalls Impfungen verabreichen sollen. Die Kommunikation seitens der Politik dazu sei in ihren Augen sehr schlecht.

Auch die Stolberger Farma Plus Apotheke, die ab dem 13. Dezember Tests anbietet, kämpft mit der aktuellen Lage. „Die Lieferzeiten sind sehr lang”, bestätigt Apothekerin Andrea Bömke. Entsprechend erhöhten sich die Preise, sowohl für die Selbsttests im Verkauf als auch für die Kits für PoC-Tests. „Dabei war die Situation absehbar, es war klar, dass die vierte Welle kommt. Jetzt muss wieder ad-hoc gehandelt werden”, ärgert sich Bömke.

Bereits seit einem Monat sei die Nachfrage nach Selbsttests für zu Hause stark zunehmend. Gerade im Zusammenhang mit Weihnachten und Silvester rechnet sie mit einem zusätzlichen Bedarf an Testmöglichkeiten – Nachfragen nach Terminen für die Weihnachtstage seien sogar bereits aus dem Ausland gekommen. Und auch ihre Kollegin Golnoosh Golbouee von der Engel-Apotheke in Atsch, wo ebenfalls getestet wird, meldet eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Tests. „Wir haben uns im Voraus gekümmert, deshalb haben wir aktuell keine Engpässe. Aber die Anzahl der Tests ist gar kein Vergleich zu vorher”, sagt die Apothekerin.

Und je kleiner der Abnehmer, desto schwieriger sei es, an die Tests zu kommen, heißt es zudem aus Apothekerkreisen. Nur wer sehr große Stückzahlen bestelle, habe derzeit eine Chance, eine Lieferung zu erhalten.

Hoffnung auf ein Ende des Engpasses gibt es aktuell nicht. Während immer mehr Teststellen öffnen – mittlerweile sind es wieder deutlich über 4000 in NRW –, müssen die Lieferketten für die zumeist in Fernost hergestellten Produkte erst wieder anlaufen. „Die Frachtmöglichkeiten sind begrenzt und teuer. Und ist die Ware erst einmal in Deutschland, dauert es zur Zeit sehr lange, bis der Zoll sie freigibt“, sagt Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein gegenüber unserer Zeitung.