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Kostüm-Trend im Karneval in Eschweiler geht Richtung Flamingo und Co

Reh, Pantomime und Flamingo : Nicht alle Eschweiler gehen an Karneval mit dem Trend

Drei Wochen vor Fettdonnerstag beginnt die heiße Phase der Kostümwahl. In Eschweilers einzigem Karnevalsladen in der Innenstadt macht sich das bemerkbar. Die Verkleidungstrends sind in diesem Jahr Flamingo, Pantomime, Süßigkeiten oder Figuren aus dem Fernsehserien. Aber nicht alle gehen mit dem Trend.

„Die Eschweiler sind speziell, was die Verkleidung angeht“, sagt die Filialleiterin des Karnevalgeschäfts Vanessa Muhr und erklärt genauer: „Sie richten sich gerne nach ihrem Prinzen. Da soll es dann eine blau-weiße Tasche sein oder anderes Zubehör in den Prinzenfarben.“ Das komplette Outfit dürfe aber für die Jecken durchaus losgelöst vom Narrenherrscher sein.

In Eschweiler scheinen sich die Trends der letzten Jahre wieder durchzusetzen. Krümelmonster, Pantomime oder Rehe werden auch dieses Jahr den Rosenmontagsanzug anschauen oder bei einer Sitzung mitschunkeln. Das sind alles Kostüme, die sich gut kombinieren und mit Hilfe von Details aufwerten lassen, wissen die Verkäuferinnen.

Ganz neu laut Filialleiterin Muhr ist die Nachfrage nach einem Kostüm als Bankräuber aus der spanischen Serie „Haus des Geldes“. Es ist auch ein recht unkompliziertes Outfit mit rotem Overall, einer Salvador-Dalí-Maske und einem Beutel, in dem die ergaunerte Beute – oder Konfetti und Luftschlangen – gebunkert werden können.

Das Thema Süßigkeiten dürfte sich laut der Prognosen der Karnevalskenner nicht nur auf den Tischen des Karnevalbuffets zeigen, sondern sich auch in der Kleiderwahl der Jecken widerspiegeln. Dabei ist es egal, ob als Donut, Muffin oder als Bonbon verkleidet – Hauptsache süß. Letzteres gilt auch für die Tierverkleidungen. Biene oder Marienkäfer im Ganzkörper-Plüsch für draußen oder etwas weniger Stoff für die Feier drinnen sind laut Muhr vor allem bei den Frauen beliebt. Auch der Flamingo feiert in dieser Session seine große Stunde. Mit leuchtend pinken Farben und figur-betontem Schnitt fällt dieses Kostüm schnell ins Auge. Tiere und Kinder passen aber auch gut zusammen. Die Kleinen in Eschweiler gehen dabei auch in diesem Jahr unter anderem wieder als Reh oder als Minnie Maus.

Wie auch im letzten Jahr ist das Pantomimenkostüm angesagt. Yassmine Kardoudi verbindet mit dem Kostüm, dass man seine Gefühle auch ausdrücken kann, ohne etwas zu sagen.
Wie auch im letzten Jahr ist das Pantomimenkostüm angesagt. Yassmine Kardoudi verbindet mit dem Kostüm, dass man seine Gefühle auch ausdrücken kann, ohne etwas zu sagen. Foto: ZVA/Anne Schröder

„Was mich sehr erstaunt, ist der Trend bei den Männern“, sagt Muhr. „Das Clowns-Kostüm für die Herren ist hier im Laden sehr angesagt.“ Aber auch das Matrosenkostüm sei sehr beliebt im Moment.

Jecke richten sich aber nicht immer nach den Trends

Hans Peter Gilleßen feiert eigentlich nicht gerne Karneval. Aber dieses Jahr geht er mit seiner Freundin mit und zeigt, dass auch Männer Nonne sein dürfen.
Hans Peter Gilleßen feiert eigentlich nicht gerne Karneval. Aber dieses Jahr geht er mit seiner Freundin mit und zeigt, dass auch Männer Nonne sein dürfen. Foto: ZVA/Anne Schröder

Nicht alle Kunden richten sich nach den Trends, so wie Christina Mankartz, die am Vormittag mit einer Freundin durch die Gänge stöbert. Sie hat extra den Weg von Übach-Palenberg auf sich genommen, um in Eschweiler nach einem Kostüm für eine Karnevalssitzung zu gucken. „Bei uns gibt es so einen Laden ja nicht“, sagt die 50-Jährige. „Ich gucke einfach nach dem, was mir gefällt. Eine Idee habe ich nicht“, sagt sie, bevor sie ein Hutmacherinkostüm anprobiert und sich direkt dafür entscheidet. „Es ist das erste Kostüm, das ich gesehen habe und es hat mir sofort gefallen. Eigentlich wollte ich nicht so viel Geld ausgeben, aber die 80 Euro sind es mir jetzt wert.“

Anders gestrickt als die Hutmacherin sind drei Männer, die sich im Laden ein wenig Inspiration holen wollen. Sie würden sich gerne einfach kleiden und wollten nicht viel Aufwand betreiben, heißt es. „Eine Assi-Perücke, ein einfaches T-Shirt mit einem Spruch oder ein Jacke mit Aufnähern darauf reicht uns meistens“, sagt Kurt Graff, der in Düren wohnt, aber zum Feiern in die Indestadt kommt. „Ich sag immer, wenn einer mit einem Trömmelchen durch die Straßen geht, läuft der Eschweiler hinterher und feiert. Der Dürener steht nur ruhig daneben und guckt dem Trommler zu.“ Sein Kumpel betont „Selbst in Aachen ist nicht so eine Stimmung wie hier. Der Karneval in Eschweiler ist ähnlich wie in Köln.“ „Schlimmer“ ruft eine Kundin im vorbeigehen und lacht.

     Filialleiterin des einigen Karnevalladens Vanessa Muhr und ihre Stellvertreterin Violetta Düppenbecker freuen sich jeden Tag auf ihre Arbeit. Sie stehen zwischen zwei trendkostümen: Flamingo und Bankräuber aus der Serie „Haus des Geldes“.
Filialleiterin des einigen Karnevalladens Vanessa Muhr und ihre Stellvertreterin Violetta Düppenbecker freuen sich jeden Tag auf ihre Arbeit. Sie stehen zwischen zwei trendkostümen: Flamingo und Bankräuber aus der Serie „Haus des Geldes“. Foto: ZVA/Anne Schröder

„Schlimm“ findet auch Kunde Hans-Peter Gilleßen den Karneval. Der Linnicher feiert dieses Jahr aber mit seiner Freundin in Eschweiler, die den Karneval quasi mit der Muttermilch aufgenommen hat. „Ich mag dieses reine Saufgelage nicht. Ich mag den politischen Karneval, aber der wird immer weniger. Alles wird immer mehr wie auf dem Ballermann auf Mallorca, aber das soll es ja nicht sein“, sagt der 26-Jährige. Als Demonstration gegen die Trends geht er als Nonne. „Es ist auch ein Protest gegen die traditionellen Geschlechterrollen, ich als Mann kann auch als Nonne gehen.“

Seine Freundin Yassmine Kardoudi hat lange im Karnevalsverein in Eschweiler getanzt und ist auch nicht abgeneigt von Trends. Sie hat ein Pantomimen-Kostüm anprobiert. „Mir gefällt das Kostüm. Es erinnert mich daran, seine Gefühle ohne Worte auszudrücken, die oft im Alltag unausgesprochen bleiben. Das kann sich in so einem Kostüm widerspiegeln“, sagt die 20-Jährige.

Christina Mankartz geht nicht nach Trend. „Mir muss das Kostüm einfach gefallen“. Sie geht als Hutmacherin.
Christina Mankartz geht nicht nach Trend. „Mir muss das Kostüm einfach gefallen“. Sie geht als Hutmacherin. Foto: ZVA/Anne Schröder

Die beiden Schwestern Luisa (5) und Lina (7) Braun aus Neu-Lohn sind auch unterschiedlich, was Trends angeht. „Luisa hat ihren eigenen Kopf, sie zieht an, was ihr gefällt“, sagt Mutter Sandra über die kleine „Blumenfee“. Während Luisa mit ihrem Rehkostüm voll im Trend liegt – wie die ganze Familie. „Die Frauen gehen dieses Jahr als Rehe, die Männer als Jäger – wir liegen damit nicht nur im Trend, ‚Jäger’ ist auch mein Mädchenname.“ Karnevalserprobt sind die beiden Mädchen schon. Sie tanzen bei den Gardeströpp der KG Kirchspiel Lohn.

Mitten im Hochbetrieb

Der Hochbetrieb im Karnevalsladen geht jetzt in die heiße Phase. „Eigentlich sind wir schon mitten drin. Aber gerade am Wochenende ist richtig viel los hier“, sagt Violetta Düppenbecker, stelltvertretende Filialleiterin. In der nächsten Woche erwartet sie noch mehr. Aber trotz Betrieb auf Hochtouren und Dauerbeschallung mit Karnevalsliedern ist die Stimmung bei den Mitarbeitern sehr gut. „Wir lachen hier viel. Auch die Kunden sind in der Regel gut gelaunt und das motiviert uns noch mehr, passende Kostüme für jeden zu finden“, sagt Düppenbecker. Dabei ist es egal, ob die Kostüme im Trend liegen oder abseits der Hauptströmung.