Klaus--Heuser-Band im Talbahnhof : Der „Major“ glänzt im Kulturzentrum
Eschweiler „Musik hat an Bedeutung verloren!“ Der Mann mit dem markanten Hut spricht Klartext, sowohl im Interview als auch mit dem Plektrum in der Hand.
Mit seiner perfekt eingespielten Band setzte Klaus „Major“ Heuser, der mit seinem prägenden Gitarrenspiel vor über vier Jahrzehnten BAP überhaupt erst zur Rockband gemacht hat, am Samstag im Talbahnhof ein klares Zeichen gegen das inflationär, oberflächliche Glattbügeln von Songs, das Musik zur Massenkonsumware im seelenlosen Streamingverfahren verkommen lässt. Der „Major“ setzte ein klares Statement für den Rock.
„And Now?!“ – hinter dem Fragezeichen prangt auf dem Cover des aktuellen Albums der Klaus-„Major“-Heuser-Band ein fettes, rotes Ausrufezeichen, sinnbildlich für die klare, kompromisslose Ausrichtung der zehn neuen Stücke des Tonträgers. Dem guten alten Songwriter-Handwerk folgend, ist „And Now?!“ ein komplettes Album mit verträumten Balladen („Still Here We Are“), Rock-Nummern („Turn The Wheel“) und völlig Radio-untauglichen, epischen Acht-Minuten-Songs („The Way“). Schon interessant, was den Mann, dessen Rockradio-Tauglichkeit BAP zunächst in den Rockhimmel katapultiert und sich selbst schließlich aus der Künstler-Liaison mit Wolfgang Niedecken heraus beschleunigt hatte, mittlerweile musikalisch so fabrizieren lässt. Längst ist der „Major“ als wahrscheinlich letzter deutscher prägender Rockgitarrist ins musikalische Experimentier-Labor gegangen, um zwischen dem Sound der Eagles, Dire Straits, Tom Petty und Bruce Springsteen seinen eigenen Stil zu finden. Heraus kommen Songs, die den Konzertbesucher am Samstag mit offenen Armen empfangen und eine merkwürdige Vertrautheit verströmen, obwohl sie möglicherweise zum ersten Mal gehört wurden.
So stimmte das Publikum im sehr gut besuchten Kulturzentrum auch sofort in den „Ohoho“-Chorus zu „Best Of Times“ ein, angefeuert vom Klaus „Major“ Heuser und dem charismatischen Sänger Thomas Heinen, dessen charakteristische Stimme mittlerweile ebenso prägend für den Sound der Band ist wie die Licks des Bandchefs. Im Gegensatz zum ersten Album „Men in Trouble“ fallen die Piano-Parts von Matthias Krauss ausgedehnter aus („Million Voices“), was den Songs eine neue Tiefe verleiht. Wenn Heuser dann auf seiner schwarz-weißen Fender Stratocaster, die als Instrument übrigens ebenfalls das personifizierte Rock-Statement ist, zum Solo ansetzt, ist es so wie Anfang der 80er mit BAP: Der „Major“ fliegt davon und nimmt die Zuhörer auf seinen Riffs mit. Von denen gab es Samstag natürlich mehr als genug zu genießen. „You’ve Got What It Takes“ kam mit treibenden „Spread your Wings“-Refrain daher, während „Catch The Flame“ im Eagles-Chorus-Gesang schnell in die Beine ging. Die Klaus-„Major“-Heuser-Band erfindet den Rock nicht neu, aber arrangiert ihre Konzerte mit schlafwandlerischer Sicherheit für den Musikgeschmack eines ausgewogenen Rockpublikums.
Mit Sascha Delbrouck am Bass und Marcus Rieck an den Drums darf der Rockgitarrist, der mittlerweile fast seit sechs Jahrzehnten jeden Tag die Saiten zupft, auf einen verlässlichen Back-up zählen, der ihm eine grundsolide Blues- oder Rock-Basis schafft. Dabei wird der Mann mit dem Hut bleiben, hier ist er zu Hause, die Rockmusik sind „meine Gefühle, meine tiefsten inneren Werte“, ganz im Gegensatz zur „Lala-Mucke“ einer Helene Fischer, die er erst kürzlich in einem Interview mit dem Kölner „Express“ für ihre Covereinlagen aufs Schärfste kritisiert hatte. Der Mann spricht Klartext, mit Worten und in seiner Musik, auch wenn eine Nervenerkrankung das Fingerpicking ihm auf der Akustikgitarre schwer fallen lässt. Aber mit dem Plektrum und der E-Gitarre in der Hand ist der „Major“ immer noch einer der Besten seines Fachs und setzt hoffentlich noch reichlich Rock-Statements – ob in Leverkusen, in Köln oder im Talbahnhof.