Verein für soziale Dienste : Hilfe in nahezu allen Lebenslagen
Eschweiler Vor rund 100 Jahren wurde der Vorläufer des heutigen katholischen Vereins für soziale Dienste in Eschweiler gegründet. Heute hat sich in der Ortsgruppe einiges geändert.
Der 17. Dezember 1920 ist für den SKM ein ganz besonderer Tag. Damals wurde der Vorläufer des heutigen katholischen Vereins für soziale Dienste in Eschweiler – der katholische Männer-Fürsorge-Verein – gegründet. Heute – rund 100 Jahre später – hat sich in der Eschweiler Ortsgruppe eine ganze Menge geändert. Nur eine Sache ist noch genauso wie zur Gründungszeit: Zwölf Ehrenamtler engagieren sich für Menschen, die dringend Hilfe brauchen.
Zu ihnen gehören Karl-Dieter Aengeneyndt – mit 93 Jahren das älteste aktive Mitglied – sowie Simon Küpper und Dieter Cremer. Sie und ihre Mitstreiter kümmern sich jährlich um bis zu 600 Menschen, die die Beratungsstelle an der Dürener Straße aufsuchen. Einige Notleidende sind alleinstehend, andere müssen eine Großfamilie versorgen. Die Probleme, mit denen die Menschen den SKM aufsuchen, sind heute vielfältiger als bei der Gründung vor rund 100 Jahren.
22 Prozent normal ernährt
Damals standen vor allem Kinder und Jugendliche im Fokus. „Die Kriminalität, auch unter den Jugendlichen, war zur damaligen Zeit sehr hoch und die Not sehr groß“, erklärt der Vorsitzende Dieter Cremer. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg herrschte vor allem Hunger – auch in Eschweiler. „22 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren damals normal ernährt, alle anderen waren unterernährt“, berichtet Cremer. Das Ziel der damaligen Vereinsväter: Die Not in Eschweiler lindern. „Von Anfang an waren viele Lehrer im SKM vertreten, weil sie natürlich mit den Nöten der Kinder und Jugendlichen in Kontakt kamen“, sagt Cremer. Er ist – genauso wie sein Mitstreiter Simon Küpper – selbst ehemaliger Schulleiter.
Ein reiner Männer-Verein sollte der SKM allerdings nicht bleiben. Ab 1980 kamen Frauen hinzu. „Sie haben das Betätigungsfeld des Vereins wesentlich erweitert“, so Cremer. Heute machen die Damen die Hälfte der Aktiven aus. Zudem seien alle Religionen willkommen, sagt Simon Küpper. Neben Hospizbegleitungen und Trauerbegleitungen bietet der Verein auch Besuchsdienste an. Ein neuer Bestandteil des Angebots: die Schuldnerberatung. Dafür mussten die Eschweiler bislang nach Stolberg. Das ist nun nicht mehr nötig. Die Mitglieder kümmern sich zudem darum, dass Gutscheine für Lebensmittel, die Kleiderstube, die Tafel oder Möbel-Lager an die Menschen verteilt werden, die Hilfe brauchen. „Gerade vor Weihnachten haben wir damit vielen Menschen helfen können“, sagt Simon Küpper.
Noch heute Dankesbriefe
Ein Möbel-Lager betrieb der SKM einst selbst – und zwar an fünf Standorten. Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre waren Möbel sehr gefragt. „Damals kamen Aussiedler aus Polen oder Russland und Asylbewerber nach Deutschland. Sie bekamen zwar eine Wohnung, aber keine Möbel“, erinnert sich Küpper An dieser Stelle kam der SKM ins Spiel. „In der damaligen Zeit war das eine unserer Hauptaufgaben“, berichtet Cremer. Doch im Laufe der Jahre wurde das Angebot immer seltener genutzt und schließlich beendet. Aber: „Wir bekommen heute noch Dankesbriefe von Menschen, die wir damals mit Möbeln ausgestattet haben“, sagt Cremer.
Dass der Verein heute überhaupt noch existiert, war bis Ende der 1980er Jahre übrigens nicht abzusehen. Damals waren die Aktivitäten eher eingeschlafen, berichten Cremer und Küpper. Zwei Jahre lang ließ sich kein Vorsitzender finden. Von 1988 bis 1992 übernahm Simon Küpper diese Funktion. Dieter Cremer wurde sein Nachfolger – bis heute.
Medikamente und Klassenfahrten
Wie man damals Kontakt zu den Bedürftigen bekam? „Wir haben früh mit Sprechstunden angefangen“, blickt Simon Küpper zurück. Auch heute bietet der Verein zwei Mal in der Woche diese Möglichkeit an. Dabei geht es um verschiedene Themen – beispielsweise Unterstützung bei der Zahlung von Medikamenten, Ferienspielen oder Klassenfahrten. So stehe man auch in gutem Kontakt zum Sozial- und Jugendamt der Stadt Eschweiler, sagt Cremer.
Ein Projekt, dass die Ehrenamtler eigentlich in den vergangenen Monaten schon angehen wollten, ist die Zusammenarbeit mit jungen Menschen. „Es war geplant, dass Schüler sich um ältere oder behinderte Menschen kümmern und sie besuchen“, sagt Cremer. Interessierte waren schon gefunden, doch dann kam Corona. „Wenn der Lockdown vorbei ist, wollen wir das Projekt weiter verfolgen“, sagt der Vorsitzende des SKM. Und auch das Jubiläum soll nachgeholt werden – so lautet zumindest der Plan.