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Hans-Leyers-Weg in Weisweiler: Ehre für Lehrer Arnold Diemer?

Umbenennung des Hans-Leyers-Weges : Eine Ehre für Lehrer Arnold Diemer?

Der Name des langjährigen Lehrers ist die Idee des Geschichtsvereins für den Hans-Leyers-Weg, der voraussichtlich umbenannt wird. Stimmen der CDU plädieren für die Ehefrau des Ex-Generals als Namen.

Es war vor einigen Jahren, als ein Amerikaner ihn angerufen und sich über Dr. Hans Leyers erkundigt hat, erinnert sich Franz Hirtz. Was Hirtz wusste, erzählte er, soweit es ihm sein Englisch erlaubte. Viel war es aber nicht, sein Opa hatte in Leyers Haus gewohnt, zum Beispiel. Dieses Telefonat hat dazu geführt, dass Hirtz in Mark Sullivans Buch „Unter blutrotem Himmel“ in der Danksagung gelistet wird.

Das 2018 in Deutschland erschienene Buch entlarvte den als Weisweiler Wohltäter bekannten Leyers als Hitler-Stellvertreter im besetzten Italien und deckte auf, dass der 1981 gestorbene ehemalige General dort in Sachen Zwangsarbeit, Deportationen und materieller Ausbeutung eine große Rolle gespielt hatte. Der Stadtrat soll daher am 6. November entscheiden, ob der Hans-Leyers-Weg umbenannt wird, und wenn ja: wie.

Arnold Diemer war in Weisweiler 46 Jahre Lehrer.
Arnold Diemer war in Weisweiler 46 Jahre Lehrer. Foto: ZVA/Repro/Carsten Rose

Der Geschichtsverein um Franz Hirtz hat schon am 24. Januar 2019 – in weiser Voraussicht, nachdem diese Zeitung im Oktober 2018 groß über Leyers Vergangenheit berichtet hatte – der Stadt einen Vorschlag unterbreitet: Der Weg solle nach Arnold Diemer benannt werden, einem Lehrer, der mehrere Generationen in Weisweiler unterrichtet hat.

Ein Lehrer mit Ehrenring

Über Diemer weiß Franz Hirtz mehr als über Hans Leyers. Der Geschichtsverein habe keine Unterlagen über die Rolle und „die Schandtaten“ des Generals im Zweiten Weltkrieg gehabt. „Wir wussten nur, dass er Fiat-Werke in Italien gerettet hat und daher in der Weisweiler Festhalle immer die neusten und größten Autos von Fiat übergeben bekommen hat“, erzählt Hirtz.

Arnold Diemer dagegen war ein durchweg angesehener Mann. Nachzulesen ist das zum Beispiel im sechsten Teil der „Schriftenreihe“ des Geschichtsvereins, darin hat Simon Küpper 1984 einen Nachruf über Diemer verfasst, der 1983 im Alter von 86 Jahren gestorben war.

Diemer war ab 1919 ganze 46 Jahre Lehrer an der Volksschule, sogar nach seiner Pensionierung, weil es zu wenige Lehrer gab. „Teilweise unterrichtete Arnold Diemer die Enkelkinder seiner ersten Schüler und bereitet sie aufs Leben vor“, schreibt Küpper. Arnold Diemer förderte auch außerhalb des Unterrichts die schwächeren Schüler. Für seine „jahrzehntelange aufopfernde Tätigkeit“ verlieh die Gemeinde Weisweiler ihm den Ehrenring.

Auch Franz Hirtz war ein Schüler Diemers und er sagt mit einem Lachen: „Jeder Junge in Weisweiler hat mal sein Bambusrohrstöckchen gespürt.“ Im Fach Heimatkunde habe Diemer die Kinder zwei Stunden durch Weisweiler geführt und ihnen alles über die Geschichte des Stadtteils erzählt. Diemer war nämlich auch ein Heimatforscher, der seinesgleichen gesucht hat. „Er hat zu 80 Prozent zum Buch über Weisweiler beigetragen. Der Geschichtsverein hat acht Bananenkartons an Unterlagen von ihm erhalten“, betont Franz Hirtz.

Diese förmliche Besessenheit für Historie haben seine damaligen Schüler auch gerne ausgenutzt, erinnert sich Hirtz: Denn es sei ein Kinderspiel gewesen, den Matheunterricht abzukürzen, wenn jemand Diemer etwas zur Geschichte Weisweilers gefragt habe. Denn darüber sprach Diemer am liebsten. Und lange.

Den generellen Vorschlag, dass irgendwann mal eine Straße oder ein Weg nach Arnold Diemer benannt werden könnte, hat der Geschichtsverein schon im Mai 2007 bei der Verwaltung eingereicht. Nun scheint es bald soweit zu kommen. Die Stadtverwaltung hat sich klar für eine Umbenennung des Hans-Leyers-Weges ausgesprochen und prüft die Idee des Geschichtsvereins.

 Franz Hirtz vor einem Gemälde seiner Frau, dass nach seinen Recherchen das erste Haus in Weisweiler um 1880 rum an der Dürener Straße zeigt.
Franz Hirtz vor einem Gemälde seiner Frau, dass nach seinen Recherchen das erste Haus in Weisweiler um 1880 rum an der Dürener Straße zeigt. Foto: ZVA/Carsten Rose

Als Alternative scheint bislang nur ein Vorschlag aus der CDU-Fraktion bekannt, in der vergangenen Ratssitzung kam Leyers Ehefrau Hanneliese, ebenfalls eine Wohltäterin, zur Sprache – quittiert mit einem Raunen aus Reihen der SPD. Franz Hirtz kann diesen Vorschlag nicht verstehen, für ihn ist klar: Der Name Leyers muss vom Straßenschild verschwinden, auch wenn die Ehefrau „nichts verbrochen hat“.

Wenn der Weg einen ganz anderen Namen bekommen sollte, der an keine Persönlichkeit erinnert, bringt Hirtz die plattdeutsche Bezeichnung „De Dell“ ins Spiel. So lautete die alte Flurbezeichnung im Bereich der Burgmauer und dem Seitenarm der Inde, auf dem damals die Jugend Schlittschuh gelaufen ist. „Den Begriff kennen nur noch die ganz alten Weisweiler“, sagt Hirtz.