Vortrag in Herz-Jesu-Kirche : „Gibt es einen neuen Antisemitismus?“
Eschweiler Jeglichen Antisemitismus genauestens beobachten und die Gesellschaft und besonders die jungen Generationen über diese fatale Ideologie und ihre grausame Geschichte ausführlich informieren war das Fazit einer viel zu wenig beachteten Diskussion in der ehemaligen Eschweiler Herz-Jesu-Kirche.
Im Rahmenprogramm der Fotoausstellung „Leben nach dem Überleben“ referierte Publizist und Politische Bildner Richard Gebhard über die Thematik „Gibt es einen neuen Antisemitismus?“. Mit etlichen Beispielen skizzierte er ein aktuelles Bild der durchaus verschiedenen antisemitischen Aktivitäten in der Gesellschaft. Dabei wurde deutlich, dass Antisemitismus in verschiedensten Formen und Ausprägungen sichtbar wird – dies teilweise schon seit Jahrhunderten. Eine Form ist der religiös begründete Antisemitismus, auch als Antijudaismus bekannt, der sich bis auf die sogenannte Ermordung Jesus bezieht.
Heute aktueller in Europa sind antisemitische Tendenzen im wachsenden Rechtspopulismus. Dass Antisemitismus nicht nur im rechten Spektrum zu finden ist, verdeutlichte Gebhardt an einer Collage von zahlreichen Titelbildern eines bekannten deutschen Nachrichtenmagazins, die zeigten, wie mit teils nationalsozialistischem Vokabular der Staat Israel als Weltzentrum des Judentums mit eindeutigen Tendenzen kritisiert wird.
Überhaupt gebe es kein anderes Land in der Welt, dass sich einer dermaßen kritischen Betrachtung in Sachen Politik und Gesellschaft stellen müsse, wie es Israel erlebe, nur allzu oft unter der Überschrift „das wird ja wohl mal sagen dürfen.“
Zur aktuellen Situation in der Bundesrepublik setzte sich Gebhard mit Gewaltstatistiken auseinander, deren Glaubwürdigkeit er eine höchst fragwürdigen Aussagekraft bescheinigte. Es gebe sicherlich eine steigende Gewalt unter der Überschrift Antisemitismus, es sei aber nicht eindeutig, dass diese aus dem Bereich des sogenannten „importierten“ religiös motivierten Täterkreis stamme. Letztlich gebe es aber keinen neuen Antisemitismus, die alten Formen seinen nur dabei, wieder aktiver und damit gefährlicher zu werden.
In der anschließenden Diskussion mit den sehr wenigen Besuchern des Abends wurde deutlich, dass es wichtiger denn je sei, vor allem die jungen Menschen über die Geschichte des Antisemitismus und Rechtsradikalismus zu informieren. Vor allem emotional zu vermitteln, was das Dritte Reich nicht nur den Juden, aber eben diesen angetan hat.
Dabei stimmt besonders nachdenklich, was die Vorsitzende der Münchener Israelitischen Gemeinde, Charlotte Knobloch, zur aktuellen Situation in Deutschland gesagt hat: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es wieder so schlimm wird.“