Gespräche, Musik und ernste Töne : Fastenbrechen im Eschweiler Ratssaal
Eschweiler Zum vierten Mal hat im Eschweiler Rathaus ein Iftar-Empfang stattgefunden. Rund 100 Besucher haben einen einen abwechslungsreichen Abend erlebt.
Es sah am Freitagabend dann doch anders aus im Ratssaal des Eschweiler Rathauses. Dort, wo normalerweise über die Politik der Stadt entschieden wird, standen die Tische anders angeordnet als sonst üblich. Zudem waren sie festlich geschmückt und zahlreiche Besucher hatten sich ordentlich in Schale geschmissen. Personen verschiedener Nationalitäten und Glaubensrichtungen. Sie alle waren der Einladung des Integrationsrates sowie der Verwaltung der Stadt gefolgt: Das Fastenbrechen stand auf dem Programm. Zum vierten Mal fand die auch als Iftar-Empfang bekannte Veranstaltung in diesem Rahmen im Rathaus statt.
Den Auftakt machte Kazem Al Shamary, der einige Verse des Korans vortrug. Die deutsche Übersetzung dazu wurde ebenfalls gezeigt.
Schirmherr der Veranstaltung war Bürgermeister Rudi Bertram. Er sprach zu den rund 100 Gästen, nachdem der Integrationsbeauftragte der Stadt Eschweiler, Jürgen Rombach, diese begrüßt und ein wenig auf den Abend vorbereitet hatte. „Was mir immer wichtig ist, ist ein friedliches Miteinander“, so der Verwaltungschef. In Eschweiler lebten Menschen aus mehr als 100 Nationen und as größtenteils friedlich. Man könne auch mal einen Diskurs fahren, aber man müsse jederzeit tolerant sein. Es sei wichtig, dass alle Menschen ihre Religion leben könnten und man dennoch offen für die anderen Kulturen und Religionen sei.
Neuwahl im kommenden Jahr
Nora Hamidi, Vorsitzende des Integrationsrates, sagte in ihrer Ansprache zunächst, dass es ihr letztes Fastenbrechen in dieser Position sei. Der Integrationsrat wird im kommenden Jahr neu gewählt – und wohl auch neu aufgestellt. Dann schlug Nora Hamidi sehr nachdenkliche Töne an. Sie sei sehr betroffen über die Entwicklungen weltweit, aber auch unmittelbar vor Ort. Was in Sri Lanka geschehen sei, sei nicht im Namen Allahs geschehen. Ebenso wenig seien die schrecklichen taten in Christchurch im Namen Gottes verübt worden.
Die AfD werde immer stärker, in Sachsen vereine die Partei schon mehr Stimmen auf sich als alle demokratischen Parteien. Der polarisierende Populismus nehme immer weiter zu und auch in Eschweiler hätten Frauen mit Kopftuch mitunter einen schweren Stand. Kritische Reaktionen auf solche Tendenzen aus der Bevölkerung habe sie nicht feststellen können, sagte Hamidi.
So pauschal kann man das über die Eschweiler Bevölkerung sicherlich nicht sagen. Gerade in Eschweiler gibt es immer wieder Menschen, die sich gegen Rechts stellen. Dafür gab es in der Vergangenheit etliche Beispiele und das gilt auch anno 2019 noch.
Nora Hamidi berichtete zudem von der Unterhaltung mit einem Ratsmitglied. Dieses habe Nora Hamidi gesagt, der Integrationsrat müsse religiös neutral sein. Und das sei er auch, betonte die Integrationsratsvorsitzende.
Nach diesen nachdenklichen Worten wurde es dann für gut fünf Minuten heiter im Ratssaal: Der sehr amüsante Film „Dinge, die Muslime im Ramadan nicht mehr hören können“ wurde gezeigt.
Wie schon im Vorjahr warf dann Dr. Amin Loucif einen Blick auf den Ramadan aus religionspsychologischer Sicht. Der Psychologe erläuterte, dass Ramadan viel mehr sei, als einfach nur Fasten. Es sei der Monat der Barmherzigkeit, ein Monat, in dem man sich einander mit offenen Herzen begegnen solle.
Er stellte zudem heraus, dass Christen und Muslime viele Gemeinsamkeiten haben. Das zeigte er unter anderem mit einem Vergleich des Vater unser sowie der Al-Fatiha (Die Eröffnende). „Wir alle wünschen uns Frieden miteinander“, sagte der Psychologe und hob hervor, dass es wichtig sei, eine gute Nachbarschaft, Freundschaften und die Familienbande zu pflegen. Gerade im Fastenmonat, aber auch darüber hinaus. Er wünschte sich für den weiteren Abend, dass jeder mit seinem Tischnachbarn ins Gespräch komme. Das, so viel sei verraten, funktionierte bestens.
Nach Musikstücken des Aachener Vereins Turkish Classics, die Melih Serter, Aylin Demiray, Rana Jawher und Guiomar Marquez-Ranke vortrugen und bei denen nicht nur mitgeklatscht, sondern auch mit zunehmender Dauer „mitge-leileit“ wurde, blieb Nora Hamidi noch eines zu sagen: „Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.
Diesen und die guten Gespräche hatten die rund 100 Gäste im Anschluss noch für einige Stunden.