Fashion Week : Von Brasilien über Eschweiler nach Paris
Eschweiler Ereignisreiche Tage liegen hinter dem jungen Modedesigner Mateus Nudelmann. Auf der Pariser Fashion Week stellte er seine Entwürfe vor. An diesen hat auch eine Indestädterin mitgewirkt – seine Mutter Simone Campos.
Der Amazonas: Wer an den brasilianischen Fluss denkt, der hat automatisch Wasser in leuchtendem Blau und den Regenwald in sattem Grün vor Augen. Auf die Schönheit dieses Gebiets und seiner Völker will auch Mateus Nudelman aufmerksam machen. Der junge Modedesigner hat mit seiner Kollektion so viel Aufmerksamkeit erregt, dass die Verantwortlichen der Pariser Fashion Week ihn zur wohl wichtigsten Modewoche des Jahres einluden. Seine aufwendig gestalteten Roben präsentierte er dort am vergangenen Samstag. Online konnten Modeliebhaber die Show aus dem Salon Marceau verfolgen. Vor Ort durfte nur ausgewähltes Publikum – darunter Journalisten der bekanntesten Modemagazine – sein. Wie es zu der Einladung kam? Und welche Rolle Malerin Simone Campos und Kulturmanager Max Krieger aus Eschweiler dabei spielen? Dazu später mehr.
Ein kleiner Rückblick. Wenige Tage vor Nudelmanns Show herrscht in Kriegers Büro und Wohnung in Eschweiler ein kleines Chaos. Dort, wo sich eigentlich das Atelier von seiner Lebensgefährtin Simone Campos befindet, sind ihr Sohn Mateus Nudelmann und dessen Freundin und Stylistin Janaína Barcella Bilibio untergebracht.
Im eigentlichen Wohnzimmer werden derweil die letzten Handgriffe erledigt. Federn, Kristalle, Perlen, Stoffe: Die Liste an Material scheint schier unendlich lang. Kein Wunder. Schließlich sind die Modelle, die der junge Designer zeigt, alle handgemacht und teilweise bis zu neun Kilogramm schwer. Mit insgesamt 100 Kilogramm Material ist der 25-Jährige von Brasilien nach Eschweiler gereist.
Weiter geht’s nach St. Tropez
Von dort geht es mit Simone Campos und Max Krieger im Wohnwagen nach Paris. In der französischen Hauptstadt wird Nudelmann in einem Hotel untergebracht sein. Campos und Krieger schlafen derweil auf dem Campingplatz. Nach der Fashion Week in Paris ist übrigens noch lange nicht Schluss. Dann geht es für das Trio weiter und zwar nach St. Tropez. Dort wird Nudelmann seine Kleider präsentieren und auch Simone Campos stellt ihre Werke aus. Doch zurück nach Eschweiler.
Vorab gibt es noch eine ganze Menge zu tun. Der letzte Feinschliff für die Roben, von denen jede ein Unikat ist, erfolgt in Eschweiler. Die ersten Anproben fanden übrigens in Stolberg und Aachen statt – in den Locations von Monika Lück. Die Models stammten aus Eschweiler: Kriegers Enkelinnen Julie und Justine Tekam-Krieger. Sie probierten die Kleider an, bevor diese in Paris auf dem großen Laufsteg gezeigt wurden.
Das Projekt ist eine Art Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn. Denn nachdem Mateus Nudelmann seine Vorstellungen in Brasilien konkretisierte, brachte Campos diese in Eschweiler zu Papier. Die Skizzen wiederum wurden mit Mateus abgestimmt, der dann in Brasilien mit der Umsetzung loslegte. Die Malereien seiner Mutter wurden auf den Stoff gedruckt, letzte Feinheiten übernahm die Künstlerin dann noch einmal selbst. Simone Campos ist in der Kunstszene kein unbekanntes Gesicht. Ihre Werke waren bereits in Frankreich – unter anderem im Louvre in Paris –, Italien, Malaysia, China, Portugal und Österreich zu sehen, Deutsche Ausstellungsstationen waren zum Beispiel Frankfurt am Main, Köln und Stolberg im Rahmen der städtischen Artibus-Reihe.
Für Mateus Nudelmann sei seine Mutter eine große Inspiration, erklärt er. Nicht nur die Natur spielt in den Kreationen des aus Curitiba stammenden Designers eine wichtige Rolle. Seine Designs seien auch eine Hommage an die Indios – die Ureinwohner – des Gebiets.
Besonders gut ist dies auf dem Lieblingskleid des Designers zu erkennen. Der transparente Stoff ist mit tausenden Kristallen und Perlen verziert – allesamt von Hand genäht. In den vergangenen Monaten habe er nur selten mehr als drei bis vier Stunden pro Nacht geschlafen, sagt Nudelmann auf Portugiesisch, das Max Krieger ins Deutsche übersetzt.
Aufregung vor großem Tag
Der Designer wurde von Flying Solo NYC ausgewählt, einem Programm, das während der Pariser Modewoche neue und unabhängige Designtalente aus der ganzen Welt auf den internationalen Modemarkt bringt. Die Registrierung war für Designer aus 26 Ländern offen, allerdings wurden nur zehn ausgewählt, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Paris ist für den jungen Mann übrigens kein Neuland. Dort habe er bereits in den vergangenen Jahren immer wieder Erfahrung als Designer sammeln können. Seine eigene Marke gründete er 2015. Zwei Kollektionen entwarf er bereits.
Aufgeregt vor seinem großen Tag in Paris ist er dennoch. Schließlich könnte dies für Mateus Nudelmann der erste Schritt in Richtung internationales Modebusiness sein. Und wie war es für den Jungdesigner letztlich? Nudelmanns Kollektion erhielt die Startnummer zehn und wurde somit als letzte Kollektion gezeigt. Ein Pariser Privileg, eine besondere Kollektion als Höhepunkt zu platzieren. Er sei mit seiner Kollektion gefeiert und aufgrund der 100-prozentigen Handarbeit immer wieder gelobt worden. Zudem habe Nudelmann großartige Kontakte in die internationale Modewelt knüpfen können, teilt Max Krieger Anfang der Woche mit. Seine Präsentation in Paris sei für den 25-Jährigen sehr erfolgreich und zufriedenstellend gewesen.
Begeisterte zeigte sich auch Krieger, der momentan schon an einer Idee arbeitet, auch in Eschweiler und Stolberg Modenschauen als eine Art Event zu etablieren. Mehr will der Kulturmanager allerdings noch nicht verraten.