Mit 17 Jahren qualifiziert : Eschweiler startet bei Deutscher U18-Meisterschaft
Eschweiler Der 17-jährige Läufer Hamza Hariri von der LSG Eschweiler hat sich für die Deutsche U18-Meisterschaft qualifiziert. Seine Entwicklung verblüfft sogar seinen Trainer.
Welche Entwicklung Hamza Hariri in den vergangenen drei Jahren hingelegt hat, überrascht sogar seinen Trainer Manfred Beitzel. Damals war der 17-jährige Eschweiler zwar bereits Teil seiner Trainingsgruppe bei der LSG Eschweiler, doch weit von Teilnahmen an großen Wettkämpfen entfernt. „Diese Entwicklung war vor drei Jahren nicht abzusehen. Er lief mit. Nicht mehr, nicht weniger“, so der Coach.
Doch der Jugendliche, der dem Verein mit zehn Jahren beitrat, hat es geschafft, alle Zweifel zu beseitigen – so auch beim Leichtathletik-Meeting in Minden. Dort ging er bei seiner Premiere auf seiner Wunschdisziplin über 3000 Meter an den Start. Nach siebeneinhalb Runden überquerte er nicht nur als Erster die Ziellinie, sondern qualifizierte sich mit der Zeit von 8:54,52 Minuten auch gleich für die Deutschen Meisterschaften der Altersklasse U18, die vom 30. Juli bis 1. August in Rostock stattfinden werden.
Die sportliche Berechtigung zur Reise nach Mecklenburg-Vorpommern hatte Hamza Hariri aber schon zuvor in der Tasche gehabt. Zeiten von 4:10,80 Minuten und 4:05,52 Minuten, die der Athlet bei Wettkämpfen in Dortmund beziehungsweise Sonsbeck über die 1500-Meter-Distanz erreicht hatte, lagen jeweils unter der Quali-Norm. In Rostock wird der LSG-Läufer nun die Gelegenheit wahrnehmen, über 3000 Meter an den Start zu gehen. Dort will er erneut für eine Überraschung sorgen – doch zuvor lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Tolle Entwicklung
Der junge Läufer bestätigt, dass alles recht unspektakulär begonnen hat. „Über die Bundesjugendspiele und die Teilnahme am Volkslauf der LSG habe ich begonnen, mich für Leichtathletik zu interessieren“, blickt Hamza Hariri zurück. Mit zehn Jahren entschloss sich der Indestädter dann, der LSG beizutreten. Zunächst standen unter der Überschrift „Vielseitigkeit“ alle Disziplinen auf dem Trainingsplan. „Doch Laufen kam für mich immer an erster Stelle“, erklärt Hamza Hariri, der nach den Ferien die zwölfte Jahrgangsstufe der Mies-van-der-Rohe-Schule in Aachen besuchen wird und dort das Fachabitur in Ingenieurstechnik anstrebt.
Und mit „Laufen“ meint der Athlet ausdrücklich die Mittel- und Langstrecken. „Sein Wunsch war immer, die 3000-Meter-Distanz ins Auge zu fassen. Doch ich habe darauf bestanden, erst einmal Schnelligkeit ‚von unten‘ aufzubauen, also zunächst einmal gut über 1500 Meter zu werden“, legt Manfred Beitzel den Plan dar, der aufzugehen scheint. Über kleinere Wettkämpfe entwickelte Hamza Hariri Ehrgeiz.
Der Trainingsrhythmus wurde auf vier Einheiten (inzwischen fünf) pro Woche erhöht und seit zwei Jahren zeigt die Leistungskurve steil nach oben. Wobei diese Redewendung bei Hamza Hariri für durchaus gemischte Gefühle sorgt. „Wer etwas erreichen möchte, muss dafür trainieren. Und vieles am Training bereitet mir auch richtig Spaß. Aber die Bergaufsprints können schon eine Qual sein“, macht der Sportler, der pro Monat auf rund 250 Trainingskilometer kommt, aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Im Hinblick auf seinen Start bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock Ende des Monats steigt die Vorfreude von Tag zu Tag. „Nervosität wird hinzukommen, aber es gilt, fokussiert zu bleiben“, so der 17-Jährige, dem bewusst ist, dass bei Wettkämpfen auf diesem Niveau auch und nicht zuletzt die Taktik und das Durchsetzungsvermögen von größter Bedeutung sind. Ein Vorteil, so hofft Hamza Hariri, könnte sein, dass er seine Kontrahenten besser kennt als diese ihn. „Auf der DLV-Bestenliste bewege ich mich derzeit über 3000 Meter noch unter dem Radar“, hat der LSG‘ler festgestellt. Eine mögliche Strategie für den Lauf in Rostock hat Manfred Beitzel bereits im Kopf, doch in die Karten schauen lassen sich Trainer und Läufer natürlich nicht.
„In Minden lautete die Taktik, vier Runden lang mit Vereinskamerad und ‚Schrittmacher‘ Marco Hesseler mitzulaufen. Sollte sich Hamza dann nach 2000 Metern noch gut fühlen, hatte er freie Bahn. Er ist in der Lage, einen langgezogenen Spurt über 600 Meter durchzuziehen. Genau dies hat er getan und die Konkurrenz hinter sich gelassen. Im Ziel hat er auf mich einen guten Eindruck gemacht. Deshalb glaube ich, dass der Lauf in Minden nicht das Ende der Fahnenstange war“, gibt sich der Coach optimistisch in Sachen naher und fernerer Zukunft. Letztere könnte Hamza Hariri in Richtung 5000 Meter führen. Auf dieser für ihn aus heutiger Sicht „Langstrecke“ hat er sich im Laufe eines Jahres von 17:35 Minuten auf 16:10 Minuten verbessert.
„Irgendwann möchte ich auch im Männerbereich bei einem Endlauf um die Deutsche Meisterschaft dabei sein“, formuliert der Indestädter ein Ziel. Doch bis dahin sind noch etliche Kilometer zurückzulegen. „Und bei allem Ehrgeiz hat die Schule stets Vorrang. Stehen Klausuren an, fällt auch einmal eine Trainingseinheit aus“, berichtet Manfred Beitzel. Ein Grundsatz, den Hamza Hariri, der ein Studium im technischen Bereich anstrebt, eindeutig mitträgt. Doch momentan sind ja Ferien und die volle Konzentration gilt den 3000 Metern in Rostock. „Ich bin davon überzeugt, dass es ein spannendes Rennen wird. Ich möchte um eine Medaille mitlaufen“, beschreibt Hamza Hariri, der in Minden die viertschnellste Zeit ablieferte, die in diesem Jahr in Deutschland in seiner Altersklasse zu Buche steht, die Marschroute.