Dekanatssitzung der katholischen Frauen : Lokale Kräfte meistern ein vierstündiges Programm
Eischwiele Sonderbar ist sie allemal, die Dekanatssitzung in Eschweiler ist eine Woche vor Fettdonnerstag ein Anker im Eischwiele Fastelovend.
Wenn die katholischen Frauen zur Sitzung einladen, dann erwartet die bunt Kostümierten ein Abend karnevalistischen Frohsinns, bei dem abseits des Kommerzes der Alltag vergessen werden kann.
Das stellte auch zu späterer Stunde Simon Hendriks, Präsident der gastierenden Scharwache, fest und kam zu dem Fazit: Karneval und Kirche, das passt zusammen. Allein aufgrund des närrischen Ursprungs sind die beiden K’s eng miteinander verbunden, das wurde in jüngster Zeit nicht nur mit kölschen Messen, heiligem Treiben in der Kneipe und den zahlreichen jecken Veranstaltungen in den einzelnen Pfarren bewiesen. Auch und vor allem in der Festhalle Weisweiler ist die Dekanatssitzung seit jeher einer der größten indestädtischen Veranstaltungen, die die Kirche im Fastelovend auf die Beine stellt.
Deutlich wurde das nicht nur, als die moderierende Spitze Dorothee Schmitz die Pfarren aller anwesenden Ortsteile mit dem Stimmungstest begrüßte. In den knapp vier folgenden Stunden gaben sich, und das hat bei den Sitzungen mittlerweile auch Seltenheitswert, ausschließlich Künstler aus Eschweiler die Klinke in die Hand. Aber man versauerte keineswegs in der eigenen Suppe, denn am Ende war klar: Die Indestadt braucht sich keineswegs zu verstecken.
Ein außergewöhnliches Sakko
Das fing bei den Jüngsten an, den Beginn der Sitzung gestaltete der Nachwuchs der Löwengarde. Die Jugendgarde und das Kindertanzpaar Mara Wagemann und Tim Ladwig vertraten den wohl Tanz-sportlichsten Karnevalsverein in Eschweiler. In die Bütt sprang der Lange: Mit Alfred Wings freuten sich die Damen über ein außergewöhnliches Sakko, das einen Mann bekleidete, der mit Reimereien die Lacher auf seine Seite zog. Schon wurde der närrische Dreiklang das erste Mal vollendet, wenn man einmal von Alleinunterhalter Peter-Heinz Arnolds absieht, der in diesen Wochen wie so manch ein karnevalistischer Akteur einen Sitzungsmarathon absolviert. Die Inde Singers waren hingen der erste musikalische Beitrag auf der Bühne an diesem Abend und brachten mit ihren Liedern und dem gewohnten Potpourri am Ende ihres Sets die Stimmung zum Kochen.
Jubelnd empfangen und entlassen wurde das Tanzcorps der Höppe Kröetsch, manch eine Dame hielt sich vor Schreck die Augen kurzzeitig zu, so raubte manch eine gewagte Figur den Atem, doch nach zwei Gardetänzen, zahlreichen Hebefiguren und Würfen ging alles gut aus, und die Frösche zogen von dannen.
Bei den Farben Blau und Weiß blieb es, denn das Prinzengespann stürmte daraufhin den Saal. Rosen regnete es, Geschenke wurden ausgetauscht und die Ohrwürmer „Laut und kunterbunt“ und „5 kleine Blaue Funken“ ertönten. Die Nähe zum Publikum suchten Paulo I. und Pedro beim Singen, Schunkeln und Tanzen, ehe sie zwei besondere Gäste im Gepäck hatten. Zunächst, da war auch Moderatorin Schmitz überrascht, präsentierte der Prinz das Tanzpaar seiner Funken: Carina Hauck und Marcel Jastrinski tanzten sich in die Herzen der Dekanatsfrauen, und ganz der derzeitigen portugiesischen Noten folgend vereinten sie südländische Klänge mit kölschen Liedern. Weniger unerwartet war der Auftritt der Bit Boys bei ihrer Tour durch die Mädchensitzungen der Stadt. Das riss die Frauen vom Hocker, als auch das Prinzenduo samt Adjutanten das Tanzbein schwangen – Zugabe-Rufe wurden laut.
Einmalig zu sehen bekam man das anschließende Duo: Auf der Dekanatssitzung haben die Pastöre Kultstatus. Die Pfarrer Michael Datené und Hannokarl Weishaupt kamen als Kapitäne verkleidet und gaben ernste Anweisungen für den Flug durch die Sitzung. Mit kirchlichem Augenzwinkern brachten sie das aufmerksame Publikum zum Lachen, ehe Schmitz herausfordernd fragte: „Hat Eschweiler Nachwuchs in de Bütt gefunden?“
Groß fuhr sodann die Scharwache auf, mit ihren Musik- und Tanzeinheiten waren sie gekommen, um ihre Tradition zu zelebrieren. Das Tanzpaar Lili Marie Wilhelms und Cedric Greven und die Gardetänzer boten den Augenschmaus, der Genuss für die Ohren kam vonseiten des Regimentsmusikzuges.
Voller Körpereinsatz
Zwei fantasiereiche Choreografien folgten im Anschluss. Die Showtanzgruppe „Op Zack“ der Bergrather Prinzengilde entführte in die Walpurgisnacht mit Hexen und Zauberern. Jedes Mitgleid ein individuelles Kostüm tragend, präsentierten sie sich ebenso in Form wie das heitere Männerballett der Narrenzunft, die sich als blonde Funke-Rocker-Mariechen nicht die Blöße gaben, die Damen mit vollem Körpereinsatz zu unterhalten.
Wie die Faust aufs Auge passte das Weisweiler Fanfarencorps als stimmungsvolles Finale. Die Musiker um Leiter Oliver Brosius nahmen sie alle mit, die Dekanatssitzung erlebte nicht nur kölsche Lieder aller Art, sondern ebenfalls einen Abend voller indestädtischer Talente, die den Eischwiele Fastelovend mit zu dem machen, was er ist.