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Start der Bauarbeiten: Drei Ziele für die Zukunft des Propsteier Waldes

Start der Bauarbeiten : Drei Ziele für die Zukunft des Propsteier Waldes

Im Propsteier Wald wird seit dieser Woche gearbeitet: 400 Gebäude werden im kommenden Jahr abgerissen, um den Wald möglichst bald zugänglich zu machen. Welche Pläne gibt es für die zukünftige Nutzung?

Das rote Schild mit der Aufschrift „Zutritt verboten“ ist inzwischen einigermaßen verwittert, hängt aber noch in einem gedeckten Rot am Eingangstor zum abgesperrten Propsteier Wald. Daneben allerdings prangen seit dieser Woche zwei leuchtend gelbe, nagelneue Schilder. Sie weisen mit den Worten „Betreten der Baustelle verboten“ zwar auf eine weitere Einschränkung hin, deuten aber gleichzeitig die baldige Veränderung an, die dem Gebiet zwischen Eschweiler, Stolberg und Aachen bevorsteht.

Am Dienstagmittag wird es dann offiziell: Vertreter der Stadt Eschweiler und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) geben den offiziellen Startschuss für die Bauarbeiten, die nötig sind, um das ehemalige Militärgebiet „Camp Astrid“ für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und als Naherholungsgebiet zu entwickeln. „Wir haben hier ein Naturjuwel, das wir erhalten wollen. Gleichzeitig sollen die Menschen ihre Freizeit im Propsteier Wald verbringen können“, weist Hermann Gödde auf die künftige Nutzung des Gebietes hin.

Lange auf Erholungsgebiet hingearbeitet

Der Erste und Technische Beigeordnete der Stadt Eschweiler kommt an diesem Tag nicht umhin, die lange Geschichte des Waldes zu erwähnen. „Wir haben viele Jahre darauf hingearbeitet, dass wir heute den Beginn der Bauarbeiten verkünden können. Nach einiger Zeit, in der wir durchaus auch miteinander gerungen haben, können die Bima und wir jetzt den aus unserer Sicht tollen Kompromiss präsentieren“, stellt Gödde fest.

Um diesen realisieren zu können, müssen im kommenden Jahr rund 400 Munitionshütten und Verwaltungsgebäude abgerissen werden, in dieser Zeit ist das Gelände weiterhin komplett abgesperrt. „Es gibt ohnehin schon Gefahren im Wald, in der Bauphase kommen zusätzliche Risiken hinzu“, betont Achim Urmes. Der Projektleiter des zuständigen Bundesforstbetriebs Rhein-Weser, der die Bima vertritt, blickt aber zuversichtlich in die Zukunft und freut sich, wenn das jahrzehntelang brachliegende Areal bald der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann – zumindest auf vorgegebenen Wegen.

Achim Urmes (l.) und Guido Blömacher vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser sind für den Propsteier Wald zuständig.
Achim Urmes (l.) und Guido Blömacher vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser sind für den Propsteier Wald zuständig. Foto: MHA/Caroline Niehus

„Im Grunde gibt es drei Ziele für den Propsteier Wald“, führt Urmes aus. Die stadtnahe Erholung als erstes Ziel soll bereits umgehend nach Abschluss der Bauarbeiten umgesetzt werden, so dass mit einer Öffnung für Spaziergänger, Radfahrer und Jogger Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023 gerechnet werden könne. Als zweites Ziel nennt der Projektleiter die Nutzung von erneuerbaren Energien mit einer Photovoltaikanlage auf einer der wenigen versiegelten Flächen. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten wird der Bereich des ehemaligen Truppenlagers aber erstmal als Sortierplatz für den Bauschutt verwendet.

„Wir möchten aber auch die herausragende Biodiversität weiter steigern und damit diesen wertvollen Naturraum erhalten“, betont Urmes. Aufgrund der langen militärischen Nutzung und der darauf folgenden Unberührtheit habe die Natur das Gelände mehr und mehr zurückerobert. „Das hat das Gesicht des Propsteier Waldes in der langen Zeit deutlich verändert. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich solche Liegenschaften mit der Zeit entwickeln, wenn man sie sich selbst überlasst.“

Diesen Aspekt wolle man in Zukunft nicht vernachlässigen. Im Gegenteil soll darauf geachtet werden, weiterhin einen großen Teil der Natur zu schützen und den Eingriff der Menschen so gering wie möglich zu halten. Deshalb arbeiten Stadt und Bima an einem Wegekonzept und einem sogenannten Erholungslenkungskonzept sowie einem Landschaftsplan. „So wollen wir sicherstellen, dass der Dornröschenschlaf, der über Jahrzehnte angehalten hat, größtenteils weitergehen kann“, erläutert Urmes.

„Nach wie vor hohes Gefahrenpotenzial“

Ein weiteres Argument, nicht die gesamte Fläche für Besucher zu öffnen, ist, dass es sich auch nach den Bau- und Abrissarbeiten noch um ein ehemaliges Militärgelände handeln wird. „Der Propsteier Wald hat nach wie vor ein hohes Gefahrenpotenzial. Diese Gefahr geht von alter Munition und Munitionsresten aus, die immer noch im Boden liegen“, gibt der Projektleiter zu bedenken. Zwar sei ausgeschlossen, dass die Reste dort ein akutes Risiko für Menschen bergen. Für eine vollkommene Sicherheit müsste man die Munition allerdings entfernen, was nach Einschätzung von Achim Urmes völlig unrealistisch ist.

„Zum einen wäre eine Kampfmittelräumung bei einer Fläche von 370 Hektar mit enormem Aufwand verbunden. Zum anderen, und das ist ausschlaggebend, müsste man dafür alles, was auf dem Gelände steht, zuerst komplett entfernen“, erklärt er. Das bedeute, dass nicht nur die alten Gebäude, sondern auch alle Bäume und Sträucher weichen müssten, was mit Blick auf den angestrebten Erhalt der Natur wiederum paradox sei.

Insgesamt bezeichnet der Projektleiter die Arbeiten im Propsteier Wald als „keine forsttypische Aufgabe“. Gerade solche „Problemliegenschaften“ würden aber spannende Herausforderungen mit sich bringen und am Ende einen besonderen Mehrwert bringen. Bis die Planung umgesetzt ist, wird es noch etwas dauern, aber mit dem Start der Bauarbeiten ist der erste konkrete Schritt getan.

Auf diese weisen dann auch nicht nur die kleinen gelben Schilder am Eingangstor hin. Gleich daneben steht ein weiteres, meterhohes Schild, das das Projekt und die damit verbundenen Akteure erläutert. „Das große Schild repräsentiert die Bedeutung, die wir dem Ganzen beimessen“, formuliert Achim Urmes seinen Eindruck, dass nun ein neues Kapitel des Propsteier Waldes beginnt.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Ein Rundgang zum Beginn der Bauarbeiten im Propsteier Wald