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Weitere Maßnahmen am St.-Antonius-Hospital: Die nächsten Schritte in Richtung Normalität

Weitere Maßnahmen am St.-Antonius-Hospital : Die nächsten Schritte in Richtung Normalität

Die Hochwasserkatastrophe im Juli hat das St.-Antonius-Hospital mit voller Wucht getroffen. Mit Mitteln des Landes soll eine schrittweise Rückkehr zur Normalität gelingen. Wie ist der aktuelle Stand am Eschweiler Krankenhaus?

Die Hochwasserkatastrophe im Juli hatte im Eschweiler St.-Antonius-Hospital verheerende Spuren der Zerstörung hinterlassen. Umso stolzer sprach Geschäftsführer Elmar Wagenbach von einer „herausragenden Leistung“ aller Beteiligten, als am 4. Oktober der stationäre Betrieb wieder aufgenommen werden konnte.

Doch damit war die Herkulesaufgabe keinesfalls beendet. Rund 5500 Quadratmeter Gebäudefläche waren betroffen. Die großflächigen Schäden mussten sorgfältig mit Hilfe von Experten begutachtet und protokolliert sowie diverse Übergangslösungen für die betroffenen Bereiche geschaffen werden. In einer Höhe von 130 Millionen Euro bewege sich der Schaden, schätzt Wagenbach nun fünf Monate nach der Katastrophe. „Die Zerstörung ist sehr umfangreich und der Schaden damit deutlich höher, als ursprünglich kalkuliert.“ Dazu komme der Einnahmenausfall infolge der Schäden und der nicht nutzbaren Bereiche.

Ob die genannte Summe und der angepeilte Zeitrahmen der Arbeiten von zwei bis fünf Jahren reiche, das hänge nun von mehreren Faktoren ab – etwa von der hohen Nachfrage nach Handwerkern und der Entwicklung von Baukosten.

„Aus eigener Kraft können wir das gar nicht schultern“, stellt der Geschäftsführer fest. Daher sei eine enge Zusammenarbeit mit dem Land NRW unabdingbar. Und vor wenigen Tagen gab es in diesem Zusammenhang erfreuliche Post für Wagenbach: Ihm wurde ein vorläufiger Förderbescheid in Höhe von 25 Millionen Euro von der Bezirksregierung in Köln zugestellt.

Es sei wichtig, dass das Krankenhaus mit Blick auf die zu leistenden Maßnahmen handlungsfähig bleibt, auch ohne, dass eine ausführliche Strukturprüfung bereits durchgeführt werden konnte. Daher begrüße er ausdrücklich diesen Abschlagsbescheid. „Für das Handeln nach dieser Katastrophe gibt es keine Erfahrungsgrundlage. Deshalb sind wir froh, dass das Land hier unkonventionell handelt. So können wir in Ruhe weiterplanen und weitere Anträge bis zur Mitte des kommenden Jahres stellen“, führt Elmar Wagenbach aus.

Eine weitere Förderung, die das Krankenhaus erhalten wird, kommt aus dem Corona-Sonderprogramm für Krankenhäuser des NRW-Gesundheitsministeriums. Dieses soll weitere Anschaffungen und bauliche Modernisierungen ermöglichen. Das St.-Antonius-Hospital erhält daraus exakt 789.509,27 Euro.

„Das Förderpaket ist natürlich absolut sinnvoll. Davon können gute Investitionen getätigt werden, von denen jeder in der Region profitiert“, sagt Wagenbach, der im Inneren und am Äußeren des Krankenhauses einige Maßnahmen auf dem Zettel hat.

Zahlreiche Maßnahmen

Dazu gehört etwa die thermische Fassadensanierung, die eigentlich in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres vorgenommen werden sollte. „Die mussten wir allerdings verschieben, da der Neustart für uns höchste Priorität hatte“, ergänzt Wagenbach. Die damit einhergehenden Aufgaben – die Wiederherstellung des Stroms, der Heizung und der Wasserversorgung – hätten die knappen personellen Ressourcen stark beansprucht. Nun gehe es um die Fortentwicklung und Behebung der Schäden.

Ein weiterer Schritt ist die Kernsanierung des Behandlungstrakts 3 – dem Gebäude, in dem sich auch die Kapelle des Krankenhauses befindet. Dazu stehen Arbeiten an der Fassade des Bettentraktes A an, der sich vom Eingang aus gesehen rechts anschließt, sowie an der Fassade des Bettenhauses auf der Nordseite. Dafür müssten nun neue Angebote eingeholt werden.

 Freut sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Land NRW: Geschäftsführer Elmar Wagenbach.
Freut sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Land NRW: Geschäftsführer Elmar Wagenbach. Foto: MHA/Caroline Niehus

Der Wiederaufbau laufe währenddessen bereits im Elisabethheim, in dem nun der neue Estrich angebracht werden kann. Hier sei die Trocknung nach dem Hochwasser schneller fortgeschritten als im Haupthaus, das bald folgen soll.

Das Strahlentherapie-Zentrum soll „eins zu eins“ wieder hergestellt werden und auch das Zentrallabor, das derzeit noch im Kindergarten des Wohnheims untergebracht ist, „soll Stück für Stück zurückkommen“, listet Wagenbach auf. Die Urologie mit ihren zwei OP-Sälen soll in einem Zeitrahmen von zwei Jahren wieder hergestellt werden. Im Fokus stehe bei den Planungen auch immer die zukünftige Absicherung des Krankenhauses vor weiteren Hochwasserereignissen. Geplant ist ein Hochwasserschutz für einen Pegelstand von bis zu fünf Metern, sagte Wagenbach bereits im September.

Die Abbrucharbeiten, also die Entfernung des alten Estrich in den betroffenen Gebäudeteilen, hingegen seien weitestgehend abgeschlossen. Als besondere Herausforderung erweisen sich allerdings die kilometerlangen Heizungsrohre, die sich durch das Gebäude ziehen, erklärt der Diplom-Betriebswirt.

Eine Übergangslösung für die Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) sei ebenfalls auf der Zielgeraden. Der Modulbau soll wahrscheinlich zum Ende des ersten Quartals 2022 fertiggestellt sein und wird auf den ersten zwei Parkbuchten neben der Einfahrt platziert. Die Mammographie wird im Gebäude gegenüber des Klinikums an der Dechant-Deckers-Straße eingerichtet.

Auch an der Dürener Straße ist das Krankenhaus aktiv: Dort soll im Gebäude eines früheren Autoteilehändlers die Apotheke des Krankenhauses einen Platz finden, die zuvor in der Merkurstraße untergebracht war und ebenfalls stark vom Hochwasser getroffen wurde. Von dort aus habe man mehrere Krankenhäuser im Umkreis mitversorgt. „Wir sind sehr dankbar für unsere Zusammenarbeit mit der Uniklinik Aachen, die uns mit Arzneimitteln versorgt und etwa auch die Versorgung der Krankenhäuser im Kreis Heinsberg übernimmt“, betont Wagenbach die unkomplizierte Kooperation in der Region.

„Insgesamt machen wir erhebliche Fortschritte und mit den 25 Millionen Euro können wir einen weiteren Teilschritt gehen“, zieht er eine positive Bilanz. Die Förderungen werde das Krankenhaus weiterhin nur sukzessive abrufen, so wie sie auch direkt genutzt werden könnten. „Die Überweisung der gesamten 130 Millionen Euro würde keinen Sinn ergeben, das können wir gar nicht auf einen Schlag verbauen.“ Stattdessen plane das Krankenhaus die weiteren Schritte zurück in die Normalität Stück für Stück.