Kommentar zur Preisträgerin : Die Grenzen der Meinungsfreiheit
Meinung Eschweiler Wo sind die Grenzen der freien Meinungsäußerung? Diese Frage stellt sich angesichts der aktuellen Diskussion über Bürgermeisterkandidat Christoph Häfner und seine Frau Brigitte Averdung-Häfner.
Kein Zweifel: Mit den Äußerungen in ihrem im vergangenen Jahr aufgenommenen Podcast hat Brigitte Averdung-Häfner Grenzen überschritten. Auch die Grenzen der Meinungsfreiheit. Denn wer Kopftücher ernsthaft mit Hakenkreuz-T-Shirts vergleicht und sich „im Geiste“ vorstellt, Frauen mit Kopftuch „einen Stein an den Kopf“ zu werfen, kann sich nicht auf sie berufen. Er begibt sich vielmehr in einen Bereich, in dem das Gesagte strafrechtliche Relevanz erlangen könnte. Mit Pointierung und Provokation, wie von der Initiatorin des „Sensibilisierungszirkels“ angeführt, hat das nichts mehr zu tun.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere spiegelt wider, was die sogenannten Sozialen Medien mit unserer Diskussionskultur machen. Sachlich-konstruktiv wird sich dort mit dem „Fall Häfner“ nahezu gar nicht auseinandergesetzt. Wie auch, wenn die Informationen, die solchen Beiträgen zugrunde liegen, allzu oft auch nur aus den Sozialen Medien stammen. Es hagelt Beschimpfungen, Verleumdungen und auch Drohungen – vielfach versteckt hinter Fake-Profilen und Pseudonymen. Und ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist mindestens genauso abstoßend wie so manche Äußerung in dem Podcast.
Wahrscheinlich wird dieser Trend in den kommenden Jahren nicht zu stoppen sein. Aber man kann ihn beeinflussen, ihm etwas entgegensetzen: sauber recherchierte Fakten, seriöse Informationen und das direkte Gespräch mit den unmittelbar Betroffenen. Es liegt in der Verantwortung unter anderem von Tageszeitungen, all das zu bieten und damit eine solide Basis für Diskussionen über gesellschaftlich relevante Themen zu schaffen.
In der Verantwortung der Bürger liegt es dann, diese Basis zu nutzen und sich nicht in digitale Räume zu begeben, in denen zwar auf die Meinungsfreiheit gepocht, auf die Wahrheit und die Achtung der Menschenwürde aber verzichtet wird.