Hubert-Bündgens-Stadion : Die „glorreichen Zeiten“ sind vorbei
Eschweiler Orte können verschwinden, Erinnerungen nicht. Unser Leser Wilfried Frantzen bestritt einst das Eröffnungsspiel im Hubert-Bündgens-Stadion in Weisweiler. Das liegt heute brach. Wie geht es dort weiter?
An den 27. Juli 1968 erinnert sich Wilfried Frantzen noch genau. Damals war er 19 Jahre alt und das neue Hubert-Bündgens-Stadion in Weisweiler wurde offiziell eröffnet. Zuvor hatten die Fußballer in Hücheln gekickt. „Welcher Ortsverein hatte schon ein eigenes Stadion mit zwei Plätzen?“, erinnert sich Frantzen. Das habe es vor über 50 Jahren nur bei der Eschweiler SG gegeben. In Weisweiler, das damals noch zum Kreis Düren gehörte, war die Freude über ein eigenes Fußballstadion damals jedenfalls groß. Dass die Freude wenige Stunden nach der Eröffnung noch größer sein würde, ahnten Wilfried Frantzen und seine Mitstreiter damals noch nicht.
Im Rahmen des Eröffnungsspiels trat Fortuna Weisweiler – damals in der 1. Kreisklasse verortet – gegen das zwei Klassen höher spielende Team des TuS Langerwehe an. „Langerwehe war gerade erst in die Landesliga aufgestiegen. Wir waren in der Kreisklasse“, sagt Frantzen. Chancen auf einen Sieg habe man sich kaum ausgerechnet. Doch dann kam alles anders. „Nach einem starken Kampf und vor etlichen Zuschauern haben wir letztlich mit 4:3 gewonnen“, sagt Frantzen. Das habe man beim anschließenden Festakt in der Weisweiler Festhalle – der Verein wurde damals 60 Jahre alt – so richtig gefeiert. „Nur die Mannschaft aus Langerwehe war etwas geknickt“, sagt Frantzen und lacht.
An diese „glorreichen Zeiten“ der Fortuna denkt Frantzen, der bereits als Neunjähriger mit dem Fußball anfing, zwischenzeitlich als Geschäftsführer tätig war und auch heute noch Mitglied im Verein ist, gerne zurück. Dass das Hubert-Bündgens-Stadion mittlerweile brach liegt, findet er schade. Mit der Fusion von Germania Dürwiß, SCB Laurenzberg und Fortuna Weisweiler zum FC Eschweiler 2020 Anfang dieses Jahres ging einher, dass das Hubert-Bündgens-Stadion in Weisweiler nach der Saison im Sommer ausgedient hatte.
Nicht verkauft
Was mit dem Areal passieren würde, sei frühstens Ende 2020 absehbar, erklärte Bürgermeister Rudi Bertram damals auf Nachfrage. Der Grund: die Wahlen. Erst im November kommt der neue Rat zu seiner ersten Sitzung zusammen und erst dann könne man auch das Thema Hubert-Bündgens-Stadion angehen. Bertram stellte allerdings klar: „Allen Gerüchten zum Trotz haben wir das Areal nicht an Helena Stormanns verkauft. Wir werden es öffentlich anbieten.“ Die bekannte Pferdezüchterin und Initiatorin des Eschweiler Jumping Festivals ist mit ihrer Firma „HS Sportpferde“ direkte Nachbarin des Fortuna-Geländes und gehört seit Jahren zu den größten Interessenten. Bertram erklärte damals, dass die Stadt mehrere Optionen für die Nutzung habe. Landwirtschaft sei denkbar, Gewerbe aufgrund der guten Anbindung oder auch eine sogenannte Ausgleichsfläche. Wenn die Stadt andernorts baut oder bauen lässt, werden unversiegelte Gebiete nötig, um auf dem Papier für ein ökologisches Gleichgewicht zu sorgen.
Heutiger Sachstand
Ausgeschlossen sei, dass das Weisweiler Stadion analog zum ehemaligen Nothberger Sportplatz in ein Wohngebiet umgewandelt werde. Bauland sei nicht möglich, betont Bertram, weil das Gelände in das Überflutungsgebiet der Inde fällt. Mit welchem Verkaufserlös die Stadt rechnet, könne Bertram noch nicht sagen, weil das Areal als Sportplatz bilanziert ist und daher noch als Allgemeingut gilt. Das war Anfang Februar. Und wie ist der Sachstand heute?
Ende Juli griff der SPD-Ortsverband Weisweiler das Thema auf und richtete einen offenen Brief an Bürgermeister Rudi Bertram. In diesem begrüßte man die Fusion der drei Vereine, merkte allerdings an, dass man vor einer Veräußerung eine Bürgerversammlung oder Bürgerbeteiligung durchführe. Folgende Fragen sollten zudem von der Eschweiler Verwaltung beantwortet werden: Wie viele Kaufinteressenten gibt es für dieses Areal und wer sind sie? Welche Nutzung ist von den jeweiligen Kaufinteressenten für das Areal vorgesehen? Liegen hierfür Voraussetzungen vor? Wurden seitens der Stadtverwaltung bereits Gespräche mit dem auf dem Areal gelegenen Schützenverein geführt, die eine weitere Schießstandnutzung an Ort und Stelle zum Gegenstand haben?
Und was sagt die Eschweiler Verwaltung heute dazu? Einen neuen Sachstand gebe es nicht, sagt der städtische Pressesprecher René Costantini. „Bisher liegt eine Interessenbekundung vor.“ Der zukünftige Stadtrat werde sich mit der Thematik beschäftigen müssen. Wilfried Frantzen ist gespannt, wie es diesbezüglich weitergeht. Seine Erinnerungen trübt die Entwicklung jedenfalls nicht. Er dankt nach wie vor gerne an diese „glorreichen Zeiten“ zurück.