Eschweiler Ansichten | Damals und Heute : Die Geschichte über das Hotel „Union“ und die Gründung der Eefelkank
Eschweiler Die Neustraße gilt als Eschweilers erste südlich der Inde angesiedelte Straße, die mit der Stadterweiterung auf der südlichen Indeseite ab dem Jahr 1859 entstanden war. An der Ecke Neustraße 31/Ecke Josefstraße weisen die Eschweiler Adressbücher 1903 und 1925 bereits Gastronomien aus.
Im Jahr 1925 wird der Hotelier Josef Godesberg aufgeführt, der 1927 sein Restaurant-Hotel „Union“ verkaufte.
Neuer Betreiber wurde Willy Möllerfeld (* 1895, † 1960, kleines Foto), der in Belgien den Beruf Koch erlernt hatte und das Bäcker- und Konditorhandwerk beherrschte. Möllerfelds Schwiegervater konnte 1927 die Union erwerben und übergab dem 32-jährigen Schiegersohn die Geschäftsleitung. Willy Möllerfeld war ein Vereinsmensch und hatte sich als stadtbekannter Büttenredner der Rote Funken bald einen Namen gemacht.
Jupp Carduck, Geschäftsführer und Präsident des Karnevals-Komitees der Stadt Eschweiler von 1954 bis 2001, hebt dies in seinem Buch „Heijo is mie Vatte“ hervor. Carduck erinnert ferner in seinem Buch daran, dass es Willy Möllerfeld war, dem es mit einer geschickt formulierten Wette in seinem Lokal gelang, die Gründung der Karnevalsgesellschaft „Eefelkank“ anzustoßen. Hierbei behauptete er gegenüber den drei Hastenrather Gästen Willi Engels, Hubert Seeger (de Mell) und Kaspar Blass, dass sie es nicht schaffen würden, in Hastenrath eine Karnevalsgesellschaft ins Leben zu rufen. Wer aber die Mentalität dieser drei Hastenrather gekannt hat, wusste bereits im Vorfeld um den Ausgang der Wette.
Die Eefelkank wurde bereits in der Session 1937/38 aus der Taufe gehoben dank der verlorenen Wette von Willy Möllerfeld. Bei den „Rote Funken“ hieß Möllerfeld „Frittewellem“, bei der Scharwache „Frikadellche“. Das Hotel „Union“ wurde nach dem Krieg von Möllerfeld wieder eröffnet. Großer Beliebtheit erfreute sich der Marineball, der in der „Union“ jährlich den Karnevalsauftakt einläutete und von Hubert Olbertz († 2007) ins Leben gerufen worden war.
Im Jahr 1960 wurde das Traditionslokal krankheitsbedingt an das benachbarte Bekleidungshaus „Mans & Laurs“, Neustraße 29, verkauft. Der neue Eigentümer nahm vom geplanten Umbau Abstand. Eröffnet wurde im Oktober 1969 ein fünfgeschossiger Neubau, bei dem auf drei Etagen „Mode für die ganze Familie“ angeboten wurde. Die späteren neuen Eigentümer führten ab 2008 die Geschäfte „Inferno“ und bis heute den „Deiters-Kostümverkauf“, Neustraße 31.
Um die Ecke in der Josefstraße war das „Uniönchen“ entstanden, das zunächst von Ehefrau Hilde Möllerfeld von 1960 bis 1968 geführt wurde. Zu dieser Zeit befand sich das Lokal im ebenerdigen Flachdachanbau. Hiernach hat sich von 1968 bis zur Geschäftsaufgabe 1975 Stieftochter Helene Kratz sehr um die „Original-Roten-Funkentrompeter“ gekümmert, die zu den Proben bei ihr ein- und ausgingen. Später wurde das Uniönchen noch um zwei Etagen aufgestockt, in denen dann Frau Hilde Möllerfeld († 1994) mit Stieftochter Helene und deren Ehemann Christian Kratz († 1994) wohnten.