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Geschichte: Der historischen Wahrheit und ihren Ursprüngen auf der Spur

Geschichte : Der historischen Wahrheit und ihren Ursprüngen auf der Spur

Die Arbeiten von Heinz-Theo Frings zur Historie der Eschweiler Ortsteile Hehlrath und Nothberg sind nun auf seiner Homepage abrufbar. Der Laienforscher plädiert für einen kritischen Blick auf „feststehende Tatsachen“.

Am Anfang trieb ihn Mitte der 90er Jahre die Deutung der Herkunft des Ortsnamens Hehlrath um. Wobei Heinz-Theo Frings schon immer an der Geschichte seines Geburtsortes, in dem er unter anderem die Volksschule besuchte, interessiert war. Und so mancher Überlieferung durchaus kritisch gegenüberstand beziehungsweise -steht. „Uns wurden Dinge erzählt bis hin zur Deutung, dass Hehl von Hölle käme“, schüttelt der Studiendirektor, der von 1982 bis 2018 an der Liebfrauenschule in Eschweiler unterrichtete, rückblickend noch immer ungläubig den Kopf.

Inzwischen konnte Heinz-Theo Frings so manches richtigstellen. Etwa in der „Chronik der Dorfgeschichte Hehlraths“, in der er gemeinsam mit seinem Co-Autor Nikolaus Müller die 800-jährige Geschichte der Ortschaft im Nordwesten Eschweilers zusammenfasste. Das Werk erschien im Jubiläumsjahr 2019 und ist in gedruckter Form vergriffen. Doch online kann es nun jederzeit aufgerufen und gelesen werden. Denn Heinz-Theo Frings hat alle von ihm seit 2016 veröffentlichten Arbeiten auf der Homepage zusammengefasst.

Forschung auf Onlinebasis

Neben Hehlrath bildet dabei Nothberg, wo Heinz-Theo Frings seit 1982 wohnt, den Schwerpunkt seines Schaffens. „Die Nothberger Burg, der Nothberger Hof sowie die Begriffe Walramsberg, Berghe up der Inden oder auch der Udelinberg bieten faszinierende Kapitel von der Sage bis zur Wahrheit“, betont der Laienhistoriker, der mit seiner Forschungsarbeit nicht zuletzt das Ziel verfolgt, den Stand der Wissenschaft immerwährend zu hinterfragen. „Zu den Grundlagen einer kritischen historischen Forschung auch im Laiensektor gehört für mich auch die Forschung auf Onlinebasis mitsamt eines Vorabdiskurses zur Vermeidung von tradierten Fehlern“, macht Heinz-Theo Frings deutlich.

Ein professionelles Lektorat sei in dieser Hinsicht immer hilfreich. Oft seien die Deutungen von Ortsnamen aus dem 19. Jahrhundert zu einseitig an lateinischen Wortstämmen orientiert oder Originaldokumente seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr eingesehen worden. Einstmals gemachte Schlussfolgerungen würden zu oft einfach abgeschrieben und trotz neuer wissenschaftlicher Methoden nicht mehr überprüft. „Das kritische Quellenstudium bleibt aus, wenn zum Beispiel Abbildungen aus dem Codex Welser, eine um 1720 von Johann Franz von Welser vorgenommene Landesbeschreibung und Bestandsaufnahme des Herzogtums Jülich, zur Bovenberger Burg einfach übernommen werden“, nennt der ehemalige Lehrer für Deutsch, Philosophie und Musik ein praktisches Beispiel.

Ein Diskurs entsteht

Natürlich sieht sich Heinz-Theo Frings selbst absolut in der Pflicht, die von ihm genannten Grundlagen zu erfüllen: „Ich stelle meine Arbeiten, bevor sie in den Druck gehen, online und spreche Menschen an, die mir zurückschreiben. So kommt es zu einem Diskurs und nicht selten zu Ergänzungen und Überarbeitungen.“

Auch unter Laienhistorikern sei es wichtig, dass Lernprozesse zugelassen und vorschnelle Hypothesen als ebensolche erkannt würden. Die Erfahrung zeige, dass dies bei Internetveröffentlichungen leichter von der Hand gehe. „Online ist man natürlich flexibler. Wenn eine Arbeit gedruckt, also in Buchform erschienen ist, dann möchte man Recht haben“, weiß Heinz-Theo Frings, der darüber hinaus auf einen weiteren Aspekt hinweist. „Auf allen Ebenen benötigen wir junge Menschen, die bereit sind, das Engagement ihrer Vorgänger fortzusetzen. Meiner Meinung nach kann die Online-Forschung dazu beitragen, dass mehr junge Menschen mitmachen und sich vielleicht auch Institutionen wie dem Eschweiler Geschichtsverein anschließen“, nennt der vierfache Vater, der seit 15 Jahren Mitglied des größten kulturschaffenden Vereins der Indestadt ist, für die EGV-Schriftenreihe allerdings bereits seit den 90er Jahren Aufsätze verfasst und sich in Zukunft verstärkt in die Vereinsarbeit einbringen möchte, eine mögliche Zukunftsperspektive.

Ergänzungen eingearbeitet

Perspektiven sieht Heinz-Theo Frings auch für sein neuestes, unabgeschlossenes und noch nicht im Druck veröffentliches Werk, das den Namen „Wahrheit und Mythos in der Geschichtsschreibung zu Nothberg“ trägt. Aktuell umfasst die Arbeit 153 Seiten, die auf der Homepage abrufbar sind. „Ich habe bereits Rückmeldungen erhalten und Ergänzungen eingearbeitet. Der Diskurs ist eingeleitet“, bleibt der Indestädter seiner Linie treu. Und diese lautet, die Onlineforschung mit der nach wie vor unverzichtbaren Arbeit in Archiven zu verbinden. Mit anderen Worten: Neue Möglichkeiten nutzen, ohne das Altbewährte zu vernachlässigen.