Unser Karneval : Das lange Warten auf die ersten Einsätze in Amt und Würden
Serie Eschweiler Menajan Spitz und Leonie Grundig sind seit zwei Jahren Präsident beziehungsweise Kinderpräsidentin der KG Prinzengilde Bergrath. Die Premieren auf der Bühne stehen allerdings noch aus.
Sie sitzen in den Startlöchern und scharren mit den (imaginären) Hufen: Seit knapp zwei Jahren sind Präsident Menajan Spitz und Kinderpräsidentin Leonie Grundig bei der KG Prinzengilde Bergrath in Amt und Würden. Eine Sitzung oder einen Ausmarsch leiten konnten sie bislang aber noch nicht. Der Grund ist hinlänglich bekannt. Doch „unterkriegen“ lassen sich die Beiden genausowenig wie der stellvertretende Kinderpräsident Moritz Mansfeld, Damenpräsidentin Iris Winden-Cremer oder die weiteren knapp 300 Mitglieder des Vereins aus dem Südosten der Indestadt.
Alle richten bereits jetzt den Blick auf die nächste Session, die unter einem ganz besonderen Stern stehen wird: Denn dann feiert die KG Prinzengilde Bergrath von 1947 ihr 75-jähriges Bestehen. Und im positivsten Sinne soll es heißen: „Wehe, wenn sie losgelassen.“ Doch auch in der aktuell schwierigen Situation präsentiert das Präsident(inn)en-Quartett zahlreiche Grundsätze der Gesellschaft: Familienverein, Generationenwechsel und Traditionen bewahren, ohne sich Neuerungen zu verschließen.
Bereits im Alter von drei Jahren trug Leonie Grundig die rot-gelben Farben. Bald darauf begann ihre tänzerische Laufbahn, die die inzwischen Zwölfjährige aktuell in der Jugendtanzgarde, der „Wilden Gilde“, fortsetzt. „Ich habe mich hochgearbeitet“, betont die Tänzerin, deren Mutter Teil des Damenelferrats ist, mit berechtigtem Stolz. Doch damit nicht genug. Als das Amt des Kinderpräsidenten beziehungsweise der Kinderpräsidentin frei wurde, ging Jugendleiterin Lara Spitz, die seit März 2018 für die etwa 75 Mädchen und Jungen starke „Jael Bajaasch“ verantwortlich zeichnet, auf Leonie Grundig zu und ermunterte sie, sich für das Amt zu bewerben.
Warten auf den ersten Auftritt
Diese befolgte den Rat, sprach vor und wurde kurz bevor Corona das Zepter übernahm zur Kinderpräsidentin ernannt. Seitdem steht vor allem das Warten auf den ersten Auftritt auf dem Programm. „Bisher konnte ich nur per Video mein Amt ausüben. Ich freue mich darauf, wenn es wieder losgeht. Aber wann wird das sein?“, stellt sie eine Frage, von der auch ihr Stellvertreter Moritz Mansfeld mehr als ein Lied singen kann. Schließlich hatten beide ihre Reden bereits vorbereitet, doch einen Tag vor der geplanten Sessionseröffnung folgte die Absage. „Wenn man täglich geübt hat, ist so etwas natürlich enttäuschend“, macht Moritz Mansfeld aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Der Zehnjährige ist übrigens praktisch seit Geburt bei der Prinzengilde mit von der Partie, tanzt und fungierte ebenso als Standartenträger. Und macht dem Begriff Familienverein alle Ehre, schließlich ist Ehrenkommandant Franz-Peter Frings der Großvater von Moritz.
Nicht ganz so direkt in Richtung Prinzengilde verlief der Weg von Menajan Spitz, der seine damalige Partnerin (inzwischen Ehepartnerin) Lara Spitz bei Ausmärschen und zu ihren Tanzauftritten begleitete. „Der Knackpunkt war eine Fahrt mit der Prinzengilde nach Berlin, wo wir eine enge freundschaftliche Beziehung zu den Harlekins pflegen. Ich war ja quasi ‚nur‘ als Partner dabei, wurde aber absolut herzlich aufgenommen und erlebte das immense Gemeinschaftsgefühl“, so die Erinnerung. Im Jahr 2015 wurde Menajan Spitz Mitglied der Prinzengilde und engagierte sich zunächst zwei Jahre im Jugendgremium, bevor er ein Jahr lang als 2. Geschäftsführer fungierte. „Das Ganze hat mir soviel Spaß bereitet, dass ich beschloss, mehr Verantwortung zu übernehmen.“
Auf einem guten Weg
Das Amt des Präsidenten war vakant, bis Menajan Spitz Bereitschaft zeigte, sich dieser Herausforderung zu stellen. „Ich denke, das sich die Prinzengilde Bergrath auf einem guten Weg befindet. Eben weil wir breit und generationenübergreifend aufgestellt sind. Und den Vorsatz, Traditionen zu pflegen, diese aber in die Moderne zu überführen, mit Leben füllen“, so sein Zwischenfazit.
Großen Anteil an der Entwicklung der Gesellschaft haben die Prinzengilde-Frauen, die im Jahr 1994 einen Damen-Elferrat ins Leben riefen, dem momentan 22 Herzblut-Karnevalistinnen angehören. „Darunter befinden sich sechs Gründungsmitglieder, seit 2020 aber auch einige junge Frauen, so dass sich in unserer Gruppe Frauen von Anfang 20 bis Ende 60 engagieren und gemeinsam Spaß haben“, berichtet Damenpräsidentin und Elferrätin Iris Winden-Cremer.
Wobei „Spaß haben“ einhergeht mit „Spaß bereiten“. Schließlich genießt die Damensitzung, deren Premiere am 2. Februar 1994 stattfand und die seither (vor Corona) stets am Mittwoch eineinhalb Wochen vor Rosenmontag unter der Überschrift „von Frauen für Frauen“ im Bergrather Zelt zahllose „jecke Wiever“ von den Sitzen riß und hoffentlich bald wieder reißen wird, einen hervorragenden Ruf in der gesamten Indestadt und auch darüber hinaus.
„In unserer Gruppe tritt ein weiterer Grundsatz der Prinzengilde sehr gut zutage. Nämlich jeden Menschen das sein zu lassen, was er sein möchte“, so die ehemalige Tanzmarie Iris Winden-Cremer, die betont, dass die Frauen innerhalb des Vereins stets auf offene Ohren stoßen und gehört werden. Etwa in Sachen Damenuniform, die so gestaltet sei, dass alle Prinzengilde-Frauen sich wohlfühlen können. „Sehr schön ist auch, dass mittlerweile alle Frauen ohne Umweg Teil des Uniformiertenkorps werden können. Früher war die Voraussetzung, zuvor entweder als Musikerin oder als Tänzerin aktiv gewesen zu sein“, unterstreicht die Damenpräsidentin.
„Ohne unsere Frauen ist keine Veranstaltung der Prinzengilde vorstellbar“, betont auch Menajan Spitz die Bedeutung des weiblichen Geschlechts für die Prinzengilde, deren Verantwortliche sich bemühen, auch in der durch die Pandemie bestimmten Gegenwart sichtbar und aktiv zu bleiben. So treffen sich die jüngsten Vertreter der „Jael Bajaasch“ regelmäßig auf einem Spielplatz in Bergrath.
Weiterhin wird am Tag der Großen Sitzung allen Uniformierten der Sessionsorden überreicht. Alle Mitglieder erhalten ein Sitzungspaket, das die eine oder andere Überraschung enthält. Am Mittwoch, 16. Februar, kommt der Damenelferrat coronakonform zusammen. „Und dann setzen wir all unsere Hoffnungen auf die Session 2022/2023“, spricht das Präsidenten-Quartett mit einer Stimme.
Am 29. Oktober soll die Jubiläumssitzung steigen. In naher Zukunft werde deshalb ein Festausschuss gegründet. „Und dann holen wir alles nach, was wir in den zwei vorherigen Jahren verpasst haben“, so Menajan Spitz, der es nicht versäumt, einen Gruß und ein Dankeschön in Richtung der Nachbarn von der Nothberger Burgwache zu senden. Deren Verantwortliche kamen nämlich von sich aus auf die Prinzengilde zu und boten an, in der laufenden Session das Vereinsheim DOM 2000 für die Große Sitzung und die Kindersitzung der Prinzengilde zur Verfügung zu stellen. Frei nach dem Motto, das auf dem Sessionsorden der Prinzengilde Bergrath prangt: „Zesamme halde“