Eschweiler : Chinesische Gewerkschafter informieren sich im Rathaus
Eschweiler Besuch aus Jiangxi im Eschweiler Rathaus. Gewerkschafter aus China informierten sich hier über deutsches Recht und die Arbeit ihrer hiesigen Kollegen.
Die Provinz Jiangxi befindet sich in der Mitte von Südostchina am südlichen Ufer des Mittel- und Unterlaufs des Jangtse und in der Nähe der entwickelten Provinzen in den südöstlichen Küstengebieten.
Die Provinz ist 166.900 Quadratkilometer groß und hatte 2010 ca. 44 Millionen Einwohner. In der Landwirtschaft ist etwa die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung Jiangxis beschäftigt. und erwirtschaften etwa ein Viertel des Brutto-Inlandsproduktes (BIP).
Traditionell ist Jiangx ein wichtiger Reislieferant für China, danach kommen Baumwolle und Ölpflanzen. Aus der Fischzucht Jiangxis stammen etwa 80 Prozent des gesamten Fischfangs. Die Industrie hat einen sehr geringen Anteil am BIP, im Jahr 2000 nur etwa 35 Prozent. Nur 14,4 Prozent der Arbeitnehmer sind in der Industrie beschäftigt. Trotzdem hat die Industrie eine lange Tradition in der Provinz, vor allem die Herstellung von Keramik, welche seit der Song-Zeit in Jingdezhen ansässig ist und von den Vorkommen des Gaoling-Tons profitiert.
Neben dem Ton ist Jiangxi reich an anderen natürlichen Ressourcen. Es zählt zu Chinas Hauptlieferanten von Nichteisenmetallen. Bei Uran, Kupfer, Silber und Tantal-Niob verfügt Jiangxi über die größten Vorkommen, daneben fördert es beträchtliche Mengen an Kohle, Zink und Molybdän. Es dominiert die Schwerindustrie: bedeutend sind Nichteisenmetall-Verarbeitung, Eisen- und Stahlindustrie, Keramik, Maschinenbau und Textilherstellung. Im Jahr 2000 produzierten Staatsunternehmen fast 80 Prozent des gesamten Ausstoßes. Jingdezhen gilt nach wie vor als Welthauptstadt des Porzellans.
Die angereisten Gewerkschaftler interessierten die Aufgaben und Interessen von deutschen Gewerkschaften, Fragen der Mitbestimmung des Tarif- und Streikrechts, wie und auf welcher Grundlage Arbeitsbedingungen und Entgelte vereinbart werden.
Diesen Part übernahm auf Anfrage von Peter Schöner hin der jüngst gewählte Geschäftsführer der Stolberger Geschäftsstelle der IG Metall, Martin Peters. Er legte die Rahmenbedingungen (Gesetze) durch die deutsche wie auch europäische Gesetzgebung dar, insbesondere die im Betriebsverfassungsgesetz geregelte Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Arbeitgebern, dabei bilden Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände die überbetrieblichen Interessenvertretungen.
Da in China auch deutsche DAX-Unternehmen ansässig sind, ging Martin Peters auf die Funktion von Aufsichtsräten, in denen die Interessen von Anteilseignern und der Arbeitnehmerschaft vertreten werden. In prägnanten Zügen ging er auf die Geschichte der Mitbestimmung in Deutschland ein. Die Gäste interessierten sich sehr für die Finanzierung und Strukturen von Gewerkschaften und - angeregt durch den Vortrag — für die Aufgaben und Funktionen eines DGB als Dachverband der von ihm vertretenen Gewerkschaften. Mitgliedsbeiträge sind auch für die chinesischen Gewerkschaftler ein Thema. Bei der IG Metall beträgt für Berufstätige der Beitrag ein Prozent vom Bruttoeinkommen, in China 2 Prozent.
Durch die Erörterung mit den chinesischen Gästen wurde insbesondere die unterschiedliche Gestaltung der staatlichen Regulierung durch die Rahmenbedingungen/Gesetzgebung und auch die Bedeutung der chinesischen Partei erkennbar.