Eschweiler : Berechtigter Applaus für fleißige Ehrenamtler im Eschweiler Rathaus
Eschweiler Berufung, Ehrensache, Gemeinnützigkeit, Verantwortung, Nachhaltigkeit, Mehrwert und vor allem Unbezahlbarkeit — nur einige der absolut zutreffenden Schlagworte, die die mit starkem Applaus bedachte Ansprache von Norbert Wergen während der Feierstunde zum „Tag des Ehrenamts“ am frühen Dienstagabend im vollbesetzten Ratssaal des Stadt Eschweiler prägten.
Der Ehrenamtler von der Basis, der seit 32 Jahren Mitglied des SV Falke Bergrath ist und nach vielen Jahren als aktiver Fußballer der 1. Mannschaft den Weg in den Jugendvorstand über das Traineramt bei den Bambini fand, machte mit klaren Worten deutlich, dass das ohnehin schwierige Funktionieren und Gedeihen der Gesellschaft ohne ehrenamtlich tätige Menschen zum vollkommenen Scheitern verurteilt wäre.
„Beim Ehrenamt handelt es sich im wörtlichen Sinne um eine Aufgabe, die eine Ehre darstellt und das geehrt werden sollte“, betonte der Festredner. Das übernommene „Amt“ sei nicht der Beruf der in zahlreichen Bereichen ehrenamtlich tätigen Menschen, häufig aber sogar Berufung. Dies bedeute, dass der Dienst am Menschen, das Eintreten für die gute Sache, von der man überzeugt sei, oft von sehr großer Professionalität, großem Können, Zuverlässigkeit, und viel Erfahrung geprägt sei. „Eben fast wie ein Beruf.
Nur ohne Bezahlung“, so Norbert Wergen. „Ehrenamtler arbeiten gewissenhaft und hartnäckig und tun dies häufig im Stillen und im Hintergrund, ohne eine materielle Belohnung zu erwarten. Die Übernahme eines Ehrenamtes verlangt ein hohes Maß an Idealismus in Verbindung mit einer hohen Eigenmotivation“, unterstrich der „Falke“ weiterhin. In der heutigen schnelllebigen Gesellschaft sei Zeit knapp bemessen. „Menschen, die dieses wertvolle Gut anderen Menschen schenken, anstatt es für sich selbst zu nutzen, sind unbezahlbar!“
Was für den einzelnen Ehrenamtler Belohnung sei, müsse jeder für sich entscheiden. „Bei mir ist zum Beispiel die Freude aller Kinder, die am Ende des jährlich auf unserer Anlage stattfindenden Falken-Cups eine Medaille erhalten, und der Blick in die Augen ihrer stolzen Eltern, eine Bestätigung, vieles richtig gemacht zu haben“, blickte Norbert Wergen auch auf persönliche Erfahrungen zurück, bevor er „die“ Herausforderung für die Zukunft benannte.
„Neue Wege“
„Wir müssen junge Menschen für unsere Sache gewinnen und begeistern!“ Dies sei eine schwierige, aber unerlässliche Aufgabe. Denn: „Erhalten wir keinen Nachwuchs für unsere ehrenamtlichen Bereiche, laufen wir Gefahr, dass das Gute, für das wir stehen, irgendwann nicht mehr oder nicht mehr in diesem Umfang geleistet werden kann.“ Um neue Ehrenamtler für Aufgaben zu begeistern, müssten neue Wege beschritten werden. „Es sollte noch stärker auf die junge Generation zugegangen werden, um deren besondere Fähigkeiten gezielt abzufordern, etwa wenn es darum geht, sich über soziale Medien zu organisieren und Netzwerke über städtische oder nationale Grenzen hinweg aufzubauen“, zitierte Norbert Wergen Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz, bevor er seine Ansprache mit einem deutlichen „Danke“ in Richtung aller Ehrenamtler beendete.
Bereits zum Auftakt der Feierstunde hatte Bürgermeister Rudi Bertram allen Ehrenamtlern seine Dankbarkeit und Hochachtung ausgesprochen. „Ehrenamtler sind der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Dies gilt definitiv auch für die Ehrenamtler, die mit einfachsten Mitteln oft im wenig beachteten Hintergrund wirken“, so der Verwaltungschef, der eine Lanze für die in Eschweiler kommunalpolitisch tätigen Menschen brach.
„Diese sind nahezu täglich für eine minimale Aufwandsentschädigung im Dienste der Inde-stadt aktiv“, unterstrich Rudi Bertram, der für die Kommunalpolitik warb. „Jeder ist herzlich willkommen, sich einzubringen.“ Der Satz „Wir können ja doch nichts ändern“, sei definitiv falsch und auch unfair. Grundsätzlich müssten ehrenamtlich tätige Menschen aber darauf achten, sich nicht ausnutzen zu lassen: „Der Einsatz von Ehrenamtlern darf nicht dazu führen, dass der Staat Aufgaben, die dieser zu erfüllen hat, auf Menschen, die damit zu billigen Lückenbüßern werden, ablädt.“
Musikalisch gestaltet wurde die Feierstunde vom Gitarrenensemble der Musikschule der Stadt Eschweiler unter der Leitung von Christian Guth und Michel Mordant.
Die ausgezeichneten Ehrenamtler im Überblick:
1.) Erwin Martinett spielt seit 1998, damals noch im ehemaligen Seniorenzentrum an der Bismarckstraße, heute im Seniorenzentrum „Am Ringofen“, während Heiliger Messen und Andachten die Orgel.
2.) Karl-Wilhelm Frelenberg (beide vorgeschlagen von Sigrid Bourbon vom AGO-Seniorenzentrum „Am Ringofen“) ist seit Bestehen des Seniorenheims Mitglied und Vorsitzender des Heimbeirats. Im Rahmen seines Engagements hat er stets ein offenes Ohr für die Belange der Bewohner und setzt sich für diese ein.
3.) Willi Müller (vorgeschlagen von Toni Peters und Manfred Beitzel von der LSG Eschweiler) ist als ehemaliger aktiver Handballer seit Jahrzehnten Mitglied des TFB Röhe sowie als aktiver Langstreckenläufer Gründungsmitglied des Marathonclubs Eschweiler. Seit 45 Jahren engagiert er sich als Abnehmer des „Sportabzeichens für Jedermann“ (darunter vereinslose Athleten sowie Polizei- und Bundeswehrbewerber). In den Monaten Mai bis Oktober ist er jeden Mittwoch zwischen 17 und 19 Uhr im Waldstadion anzutreffen. Er selbst hat mehr als 50 Mal das Deutsche Sportabzeichen erfolgreich abgelegt.
4.) Maria Spies ist seit mehr als 15 Jahren innerhalb der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul sowohl als Bezugsperson für kranke und ältere Menschen als auch als Lektorin und Kommunionhelferin aktiv. Ebenso engagiert sie sich seit 2012 im Familienzentrum St. Theresia als Patin und ehrenamtliche Mitarbeiterin.
5.) Karin Drube (beide vorgeschlagen von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Diakon Bernhard Habermeyer, unterstützt von der CDU-Stadtratsfraktion, Wolfgang Peters) wurde 1992 von Klaus Hemmerle, damaliger Bischof des Bistums Aachen, als erste Frau beauftragt, die Kommunionhelferdienste in der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul zu übernehmen. Sie bringt älteren und kranken Gemeindemitgliedern die Kommunion nach Hause und ist als Ansprechpartnerin, die Freude, Trauer, Hoffnung und Leid teilt, auch in der Senioreneinrichtung Sentas tätig. Sie wirkt seit zehn Jahren in der Redaktion des Pfarrbriefs mit und engagiert sich mit ihrem Mann Dr. Bertold Drube im 1994 gegründeten Ökumenischen Arbeitskreis. Mehrfach pro Woche erteilt sie innerhalb der Initiative „Mehr als Deutsch“ geflüchteten Mitmenschen Sprachunterricht in der Weisweiler Severinstraße.
6.) Die Mitarbeiterinnen der Kleiderstube des Sozialdienstes katholischer Frauen (vorgeschlagen von Christel Weser vom Sozialdienst katholischer Frauen): Monika Thevis, Christel Ehlers, Iris Flecken, Astrid Hachmer, Helga Kohlhaas, Maria Reuscher-Nachtigall, Inge Hammers, Monika Olivier, Anne Günther, Karin Stiel, Sibille Thomae, Wilma Parsch, Ute Andree-Nowak, Doris Steinhörster, Silke Fiedler, Elisabeth Ogonowski und Liesel Effenberg geben bei täglicher Öffnung in drei Schichten Bekleidung an Bedürftige aus, sortieren gespendete Sachen, haben ein offenes Ohr für ihre Kunden, stehen diesen mit Rat und Tat zur Seite und vermitteln Hilfe.
7.) Conny Mohren (vorgeschlagen von Norbert Kowalewski, St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Eschweiler-Bergrath 1868 e. V.) ist ein äußerst engagierter Schützenbruder, der stets allen Vereinsmitgliedern mit Rat und Tat zur Seite steht. Er ist stets ansprechbar und weiß zu jeder Stunde viele Menschen zu aktivieren, um, nicht zuletzt in persönlichen und gesellschaftlichen Notsituationen anderer, Abhilfe zu schaffen. Besonders wichtig ist ihm, jüngere Menschen zu begeistern und zu motivieren. Neben seiner Vereinsarbeit unterstützt er Schulen über seinen Dienstplan als Hausmeister hinaus und engagiert sich tatkräftig in der dörflichen Gemeinschaft Bergraths.
8.) Vorstand der Heimbach-Bruderschaft Röhe-Bergrath mit Anita Hendriks, Peter Bonn, Till Dieckmann, Fritz Schuster und Hartmut Kirst, der die Bruderschaft von 1982 bis 2015 leitete. Die heutige Heimbach-Bruderschaft Röhe-Bergrath wurde 1852 in Röhe gegründet und ist seitdem fest in das Röher Gemeinwesen integriert. Auch aus den Ortschaften Bergrath, Hehlrath, St. Jöris und weiteren Stadtteilen beteiligen sich Frauen und Männer an den jährlichen Wallfahrtstagen. Da die Anzahl der Gemeindemitglieder aus Bergrath im Laufe der Jahre zunahm, wurde die Heimbach-Bruderschaft Röhe im Jahr 1995 in Heimbach-Bruderschaft Röhe-Bergrath umbenannt.
9.) Vorstand der Heimbach-Bruderschaft St. Michael mit Marie-Luise Hermann, Marie Luise Philippe und Helmut Billig (vorgeschlagen von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Pfarrer Michael Datené, Klaus Fehr, der CDU-Stadtratsfraktion, Wolfgang Peters): Die Heimbach-Bruderschaft St. Michael wurde von Gemeindemitgliedern und Pfarrer Hubert Beyer am 5. Juni 1984 gegründet und wuchs von 15 auf zeitweilig 90 Mitglieder an. Neben der Fußpilgergruppe gibt es seit 1997 auch eine Radpilgergruppe. Nach der Auflösung der Pfarre St. Michael im Jahr 2015 hat die Bruderschaft in der Kapelle des St.-Antonius-Hospitals eine neue Heimat gefunden, wo sich die Mitglieder den Anliegen und Sorgen der Kranken und deren Angehörigen annehmen.
10.) Ute Jerzynski (vorgeschlagen von Rudi Bertram) engagiert sich in außergewöhnlicher Art und Weise für den Eschweiler Turnverein, dessen Geschicke sie seit 1998 als Vorsitzende maßgeblich mitgestaltet. Da für sie die Sportler im Mittelpunkt stehen, ist sie seit vielen Jahren beim Rheinischen Turnerbund in der Ausbildung von Übungsleiterinnen und -leitern aktiv. Ihr umfangreiches Wissen gibt sie gerne an jüngere Generationen weiter. Auch im Vorstand des Turngaus Aachen ist die Indestädterin aktiv.
11.) Josef Lindner (vorgeschlagen von der Arbeiterwohlfahrt Eschweiler, Thomas Ladwig, Stephan Löhmann und dem SPD-Ortsverein Mitte) ist seit Jahren als Ordnungshelfer beim Ordnungsamt der Stadt Eschweiler aktiv. Darüber hinaus hilft er bei der Organisation von Feiern der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Wohnheim für Menschen mit Behinderung an der Odilienstraße sowie der Arbeiterwohlfahrt, etwa während des Familientags der Städteregion Aachen. Zusätzlich übernimmt er Hausmeistertätigkeiten in der AWO-Begegnungsstätte an der Hehlrather Straße. Er war im Rahmen der Betreuungsmaßnahmen für Flüchtlinge und Migranten des AWO-Stadtverbands aktiv und er pflegt die Spielplätze Patternhof und Kaiserstraße/Bergrather Straße.