Politisch engagiert : Ben kennt „im Dorf“ jeder
Eschweiler Ben kennt „im Dorf“ jeder. Seit jüngster Kindheit ist er in Hastenrath verwurzelt. Kindergarten, Schule, Freunde. Im Alter von vier Monaten haben ihn seine Eltern Christel und Richard Cremer adoptiert. Seine eigentlichen Wurzeln liegen in Vietnam. Ben Cremer ist jetzt 19, und hat gerade in jüngster Zeit politisch Fahrt aufgenommen.
Nach dem stellvertretenden Vorsitz bei den Eschweiler Jusos, kam vor Monatsfrist der bei den Jungsozialisten in der Städteregion hinzu und er ist Revisor im Vorstand der SPD Süd. Dabei ist er erst seit Anfang 2019 in der Partei. Und auch im zurückliegenden Wahlkampf war Ben schwer aktiv und unterstützte insbesondere auch den SPD-Kandidaten Harald Kommer vor Ort.
Dass er nicht selbst für den Rat kandidiert hat, hat einen einfachen Grund: „Ich mache zurzeit eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Eschweiler und Amt und Mandat schließen sich eben gesetzlich aus.“ Er ist jetzt im zweiten Jahr, zurzeit in der Abteilung Steuern und Abgaben. Eine eher „trockene“ Angelegenheit, die Welt des Zahlenwerks. „Aber o.k, man muss ja schließlich über alle Arbeitsfelder Bescheid wissen. Liegenschaften oder das Sportamt“, gibt er zu, „liegen mir besser. Da hat man auch mehr Kontakt zu den Bürgern. Das gefällt mir.“
Gefallen an der Politik hat er schon früh entwickelt. Nicht unerheblich habe dazu „ein wirklich guter“ Politikunterricht an der Realschule beigetragen. Sein Lob geht rückwirkend insbesondere an Lehrerin Frau Haas. „So mit 12, 13 Jahren wollte ich eigentlich zu Grünen, wegen der Umweltpolitik und weil sie sich für Themen von Jugendlichen einsetzten. Da wusste ich aber auch noch nicht, dass es die Jusos gibt.“ Das Soziale ist Ben Cremer sehr wichtig. Und letztlich ist auch in der SPD gelandet, weil er beispielsweise findet, „dass wenn man ein Kraftwerk abschalten will, nicht nur an die Umwelt, sondern auch die Arbeitsplätze denken muss. Schließlich hat das RWE und haben seine Mitarbeiter jahrzehntelang nicht unerheblich zur Wertschöpfung in Eschweiler beigetragen und sichere Arbeitsplätze geboten. Dass darf man bei so einer Sache nicht vergessen“, sagt er, „das muss man sozialverträglich regeln.“
Und die soziale Ader sei eben in der SPD ein gutes Stück weiter ausgeprägt als in anderen Parteien, weswegen die Entscheidung zu den Jusos zu gehen schließlich logisch gewesen sei. „Ich möchte mich gegen Rassismus und für eine offene, tolerante und soziale Gesellschaft einsetzen und da ist die Sozialdemokratie meiner Meinung nach eben die erste Adresse.“
Als neuer Vorsitzender des Juso-Unterbezirks in der Städteregion Aachen hat er sich einiges auf die Fahnen geschrieben. Mitgliederwerbung in der Nord-Eifel steht da ganz oben auf der Agenda. „Da sind wir als Jusos einfach zu dünn vertreten“, unterstreicht er. Auch etwa im tiefschwarzen Baesweiler werden noch junge Leute gesucht. Das tiefrote Eschweiler ist hingegen mit gut 80 Mitgliedern Juso-Hochburg. Ganz oben in seinem inzwischen pickepackevollen Terminkalender steht auch der Ring Politischer Jugend, ein Zusammenschluss aller Nachwuchsorganisationen der im Städteregionsparlament vertretenen Parteien, ausschließlich der „Jungen Alternative“.
Viel verspricht er sich auch von „Aachen stellt sich quer“. Die Plattform beheimatet bereits gut 30 Organisationen, breit gefächert von Kirchengemeinden bis hin zu Flüchtlingsorganisationen, weitere sollen folgen. Auch die Zusammenarbeit mit den Jusos in den Nachbarregionen Heinsberg und Düren will er intensivieren und verstärken. Insbesondere auch, was das Thema Digitalisierung und Schule angeht: „Da hinken wir doch ziemlich hinterher, da muss mehr gemacht werden“, fordert er. Zunächst standen/stehen aber auch „Ausflüge“ in größere politische Welten an: Die Landeskonferenz der NRW-Jusos in Bielefeld und Ende November der Bundeskongress der Jusos in Potsdam.
Mit den neuen Aufgaben wird Freizeit natürlich spärlicher. Freizeit bedeutet für Ben Cremer in erster Linie Freunde und Familie, lecker was essen gehen und – für einen „Eischwiele Jung“ nicht unüblich – der Karneval. Ben Cremer hat eine Uniform der KG Eefelkank im Schrank hängen und sich im „Killewitchen-Land“ insbesondere auf dem Tanzboden engagiert. „Karneval durch die Säle ziehen – das ist einfach … schön!“, sagt er. Mit Wehmut, denn in der kommenden Session fällt das bekanntlich flach …