Jugendschutz an Karneval : Alkoholkonsum soll kein größeres Problem werden
Stolberg/Eschweiler Sowohl in Stolberg als auch in Eschweiler ist die Zahl der Alkoholvergiftungen von Kindern und Jugendlichen an Karneval in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Damit das so bleibt, setzen beide Städte eine Reihe von Maßnahmen an Weiberfastnacht und Rosenmontag um.
Die „jecken Tage“ stehen kurz vor dem Höhepunkt dieser Session. Für viele gehört zur Weiberfastnacht und zum Rosenmontagsumzug dann das ein oder andere alkoholische Getränk dazu. Für manche auch das ein oder andere Glas zu viel. Nicht jeder der jüngeren Feiernden denkt dann daran, dass nach dem Jugendschutzgesetz Jugendliche erst ab 16 Bier, Wein sowie Sekt und erst ab 18 Jahren Alkopops und Schnaps konsumieren dürfen. Und mancher möchte dann seine Grenzen überschreiten.
Das Stolberger Jugendamt will deshalb unter dem Motto „Partymachen statt absaufen“ an Weiberfastnacht mit einigen Maßnahmen „gegen übermäßigen Alkoholkonsum von Jugendlichen an Karneval“ vorgehen. Präventiv werden die Polizei sowie das Ordnungs- und Jugendamt vor Weiberfastnacht potenzielle Verkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet von Alkohol aufsuchen und für das Jugendschutzgesetz sensibilisieren.
Erstmalig haben Sozialpädagoginnen und -pädagogen der kommunalen Jugendarbeit gemeinsam mit Schulsozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern präventiv Anfang Februar Stolberger Schulen besucht. Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Klasse lernten bei diesen Veranstaltungen etwas über den richtigen Umgang mit Alkohol und die Gefahren übermäßigen Konsums kennen.
Wer an Weiberfastnacht in der Nähe des Kaiserplatzes am Rathaus feiern möchte, wird dort pünktlich zum Start des Straßenkarnevals ab 11.11 Uhr den Jugendbus der Stadt zu Gesicht bekommen. Kinder und Jugendliche können dort sogenannte Rauschbrillen testen und spielerisch den Umgang mit Alkohol kennenlernen. Dazu bieten das Jugendzentrum „Westside“ und die Kupferstädter Gesamtschule erneut eine rauch- und alkoholfreie Feier an. Die Veranstalter rechnen mit mehr als 220 Gästen.
„Die Zahlen des Alkoholmissbrauchs durch Jugendliche an Karneval sind in den letzten Jahren – soweit nachvollziehbar – nicht gestiegen. Auch die Zeiten des ‚Komasaufens’ gehören eher der Vergangenheit an. Die Intention der Kupferstadt Stolberg ist es aber, dass das auch so bleibt. Aus diesem Grund bleiben wir präventiv tätig und weiten die Präventionsmaßnahmen aus“, teilte Tobias Schneider, Pressesprecher des Bürgermeisterbüros, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Durch die „Präsenz des Jugendbusses“ und die präventive Aufklärung an den Schulen versuche man, „die jugendliche Zielgruppe am unmittelbarsten“ zu erreichen.
Auch das Bethlehem Gesundheitszentrum in Stolberg bestätigt, dass „Komasaufen“ kein allzu großes Problem zurzeit sei. „Wir hatten in den vergangenen Jahren an Karneval keine höhere Anzahl an Jugendlichen mit Alkoholvergiftung als sonst“, sagt Pressesprecherin Heike Eisenmenger. Valide Zahlen konnte das Krankenhaus auf Anfrage unserer Zeitung nicht geben. Eine Zunahme von Alkoholvergiftungen an Karneval könne das Bethlehem aber definitiv nicht feststellen, teilt Eisenmenger mit.
Ähnlich scheint die Situation in Eschweiler zu sein: In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Menschen, die zwischen Fettdonnerstag und Rosenmontag mit einer Alkoholvergiftung ins St.-Antonius-Krankenhaus kamen, gleich geblieben. Etwa 30 bis 35 Menschen aller Altersklassen betrifft das. Die Zahl der unter 18-Jährigen mit der Diagnose Alkoholvergiftung ist in den vergangenen Jahren sogar rückläufig.
Chefarzt Professor Guido Michels vom St.-Antonius-Krankenhaus erklärt, was passiert, wenn ein alkoholisierter Patient bei ihnen ankommt: „Zuerst schauen wir, ob er Verletzungen hat – gab es zum Beispiel einen Sturz auf den Kopf?“ Teilweise seien die Patienten komatös und hätten zusätzlich noch andere Drogen konsumiert. Daher müsse auch immer die Menge an Elektrolyten und der Blutzucker gemessen werden. Das Leerpumpen oder Durchspülen des Magens und Darms komme aber auch kaum noch vor, sagt Michels. Die Gefahr, sich bei solch einer Spülung zu verschlucken, sei zu groß. Zudem könnten andere schädliche Substanzen im Körper unter gewissen Umständen noch stärker wirken. Eine ständige Überwachung des Kreislaufs, der Atmung und des Bewusstseins seien selbstverständlich.
Auch das Jugendamt in Eschweiler bestätigt, dass die Hochzeiten des sogenannten Komasaufens glücklicherweise zu Ende scheinen. „Es ist natürlich ein Problem, das nicht weg ist, aber es wird auch nicht schlimmer“, sagt Jugendamtsleiter Jürgen Termath. Die Nachfrage nach Angeboten wie der alkohol- und rauchfreien Party „Pänz Dänz“ an Weiberfastnacht im Festzelt auf dem Marktplatz von 18 bis 22 Uhr für alle 12–16jährigen sei groß, Alkohol in der Regel kein Problem.
Die Stadt Eschweiler hat in Absprache mit der Polizei, Feuerwehr, den Hilfsorganisationen DRK, JUH, MHD sowie dem Ordnungs- und Jugendamt trotzdem ebenfalls Maßnahmen ergriffen, damit der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen in den kommenden Tagen nicht doch ein größeres Problem wird. Unter anderem gilt an Weiberfastnacht und Rosenmontag auf dem Markt und in den umliegenden Straßen ein Glasverbot.
Die Stadt Eschweiler hat zudem Eltern und Erziehungsberechtigte der weiterführenden Schulen ab der Jahrgangsstufe 7 mit Hinweisen zum Jugendschutzgesetz angeschrieben, um sie für die Problematik zu sensibilisieren – genauso wie Gastwirte, Karnevalsvereine, Veranstalter und Verkaufsstellen. Der rollende Jugendtreff der mobilen Jugendarbeit des Jugendamtes steht an Weiberfastnacht in der Zeit von 10-16 Uhr auf der Indestraße und dient als Anlaufstelle für Jugendliche.