Leo Kerbusch : Seelsorge endet mit dem 80. Geburtstag
Simmerath Der langjährige Krankenhaus-Seelsorger Leo Kerbusch wird von seiner Tätigkeit als Subsidiar in der GdG Simmerath entpflichtet. Grund dafür ist sein 80. Geburtstag.
53 Jahre nach seiner Weihe zum Priester neigt sich für Leo Kerbusch seine Berufung als Diener Gottes auf Erden dem Ende zu. Der langjährige Seelsorger im Simmerather Krankenhaus, der zuletzt als Subsidiar unterstützende Arbeit in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Simmerath leistete, wird am 31. Oktober 2020 nach Erreichen der Altersgrenze von seinen Aufgaben entpflichtet. So sieht es die Regelung im Bistum Aachen vor. Einen Tag zuvor feiert er seinen 80. Geburtstag – übrigens gemeinsam mit seiner in Korschenbroich lebenden Zwillingsschwester Margret in der Braekt.
„Ab 1. November bin ich dann Pensionär“, sagt Kerbusch, der auch im fortgeschrittenen Alter seinen Humor nicht verloren hat. Mit Demut und Dank schaut Leo Kerbusch auf sein Leben als Priester zurück: „Ich habe aus dieser Zeit sehr Positives mitnehmen dürfen“, sagt er, und gern erinnert er in Zusammenhang auch noch einmal an seinen Leitspruch, der ihn sein ganzes Leben als Geistlicher begleitete und leitete: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin.“
An den Moment, der ihm unzweifelhaft vor Augen führte, dass es seine Berufung sein sollte, als Diener Gottes seinen Platz in dieser Welt einzunehmen, kann sich Leo Kerbusch noch genau erinnern. Als 14-jähriger Realschüler nahm er an einer feierlichen Primiz in seinem Heimatort Mönchengladbach-Rheindahlen teil. „Bei dieser Feier spürte ich plötzlich die starke Kraft Gottes. Der Wunsch, Priester zu werden, ließ mich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr los,“ sagt Leo Kerbusch. Auch ein mit der Familie befreundeter Priester spürte diese Kraft und sprach beim Vater von Leo Kerbusch vor, der den weiteren Werdegang seines Sohnes aber höheren Mächten anvertraute: „Wenn der Herrgott ihn haben will, dann wird er ihn bekommen“, habe sein Vater damals geantwortet. Wenig später folgte der junge Mann dann tatsächlich dem Ruf der katholischen Kirche und wurde am 18. Februar 1967 im Dom zu Aachen zum Priester geweiht. Vor drei Jahren feierte er in der Kapelle des Simmerather St. Brigida-Krankenhauses sein goldenes Priesterjubiläum.
Von Rheydt bis Simmerath
1940 in Rheydt geboren, besuchte Leo Kerbusch zunächst die Volksschule in Rheindahlen, der sich der Besuch der Realschule in Mönchengladbach und später des dortigen Humanistischen Gymnasiums anschloss. Nach der Schulzeit folgte das Studium der Theologie und Philosophie in Bonn. Kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, erinnerte sich Leo Kerbusch anlässlich seines goldenen Jubiläums, „wehte damals ein frischer Wind in der katholischen Kirche, der auch mir einen gehörigen Auftrieb gab“. Dem Priesterseminar in Aachen folgte für Leo Kerbusch dann die erste Kaplanstelle in Wenau bei Düren. St. Tönis bei Krefeld und St. Bonifatius Düren waren weitere Stationen als Kaplan.
Während der dann folgenden Zeit als Pfarrvikar in der St.-Thomas-Morus-Pfarre in Krefeld erreichte ihn der Ruf des Aachener Bischofs Klaus Hemmerle, der ihn gerne als Krankenhausseelsorger in Simmerath sehen wollte. Am 1. März 1977 begann für Leo Kerbusch am St. Brigida-Krankenhaus ein neuer Lebensabschnitt in der Eifel, der auch seelsorgerische Aufgaben im damaligen Dekanat Simmerath umfasste. 40 Jahre lang füllte er diese Aufgabe mit Hingabe und persönlicher Note aus. Kerbusch war neben den Ordensschwestern und Medizinern eine feste Größe im Hause. Seine innige Verbindung zum Krankenhaus blieb auch erhalten, als er im Jahr 2007 pensioniert und die Krankenhaus-Seelsorge von Schwester M. Gudrun übernommen wurde. „Es war nicht immer leicht, mit kranken Menschen umzugehen“, blickt Leo Kerbusch zurück, „aber man bekommt auch viel zurück“, fügt er hinzu. Als Subsidiar in der GdG Simmerath stand er jedoch weiterhin zur Verfügung. Er las Messen und spendete die Krankensalbung. Letzteres erwies sich vor allem in diesem Jahr, wo die Corona-Situation das beherrschende Thema ist, als besondere Herausforderung. „Da musste ich Schutzkleidung tragen.“
Vor zwei Jahren musste er seine angestammte Wohnung im Krankenhaus-Trakt verlassen, da die Artemed-Eifelklinik Eigenbedarf für die Räume anmeldete. Nun lebt Leo Kerbusch in einer schönen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Fuggerstraße in Simmerath.
In seiner mehr als 50-jährigen Zeit als Priester hat Leo Kerbusch tiefgreifende Veränderungen in der Struktur der katholischen Kirche und bei den Gläubigen gesehen. „Die Amts-Autorität ist ins Wanken gekommen“, sagt der fast 80-Jährige. Er betrachtet es mit Blick auf die Zukunft der Kirche als entscheidend, „dass sich auch der Papst grundlegenden theologischen Fragen stellen muss“. Dies betreffe zum Beispiel die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Mit Freude sehe er, dass die katholische und evangelische Kirche inzwischen einen guten Einstieg zum Dialog gefunden hätten.
Der Abschied von der seelsorgerischen Arbeit Ende des Monats vollzieht sich für Leo Kerbusch, auch bedingt durch die Corona-Situation, in aller Schlichtheit. Gemeinsam mit der Familie in Mönchengladbach wird der runde Geburtstag gefeiert.