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Comedy: Ein erster Schritt zurück zur Normalität

Comedy : Ein erster Schritt zurück zur Normalität

„Schön, dass Ihr da seid!“ Selten hat Jochen Jansen diese freundliche Begrüßungsformel mit solcher Inbrunst gesagt wie am Freitagabend.

Gerichtet waren seine Worte an die gut 100 Gäste in der Eicherscheider Tenne, wo nach einem guten halben Jahr Stillstand endlich wieder Kultur geboten werden durfte. Mehr als eine Doppelstunde lang unterhielt der vor allem aus dem Kölner Karneval bekannte Comedian Martin Schopps das Publikum mit seinem „Tafeldienst“.

Rückblende: Es war im März dieses Jahres, als die Auswirkungen der Pandemie langsam, aber sicher das Land fluteten und auch in die Eifel schwappten. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen, die Schließung der Schulen war für die dritte Märzwoche angekündigt, und reihenweise wurden Sport- und Kulturveranstaltungen abgesagt. Wie das kleine gallische Dorf gegen die Römer, so trat die Vereinsgemeinschaft in Eicherscheid bis zuletzt mutig dem Unvermeidbaren entgegen und erarbeitete flugs ein Hygienekonzept (vermutlich das erste für Veranstaltungen überhaupt in der Nordeifel) für das Wochenende 13. bis 15. März.

„Wir hatten damals drei tolle Veranstaltungen geplant. Freitags die Abifete der Vossenacker Abiturientia, samstags eine Irische Nacht und sonntags das Sahnhäubchen mit Comedian Schmitz. Das wollten wir unbedingt durchziehen und haben bis zum Schluss gehofft, es könnte irgendwie gehen“, erinnern sich Jochen Jansen und Wolfgang Wischrath, der für das Tennen-Programm mitverantwortlich zeichnet.

Doch es kam, wie es kommen musste. „Donnerstagmorgens“, erinnert sich Jochen Jansen, „wurden wir zum Ordnungsamt nach Simmerath zitiert, und es wurde uns sehr deutlich gemacht, dass die Veranstaltungen abgesagt werden mussten“, erinnert sich der Tennen-Chef. Was damals Wut, Trauer und Enttäuschung bei den rührigen Ehrenamtlern und auch beim Publikum auslöste, findet im Rückblick keine zwei Meinungen. „Das war die absolut richtige Entscheidung damals. Wir haben es nur nicht wahrhaben wollen“, sagen die beiden Verantwortlichen.

Es folgten sechseinhalb lange Monate ohne Musik und Tanz, ohne Theater, Comedy und auch ohne Jubiläums-Wiesngaudi und die traditionsreiche Kirmes in Eicherscheids guter Stube, die aber auch ohne jegliche Einnahmen unterhalten werden musste. Doch die Eicherscheider klagten nicht, sondern nutzten die Zeit, um die Tenne umfassend zu sanieren und zu verschönern. Noch im Sommer wagte man den nächsten Schritt und begann, die ersten Veranstaltungen für den Herbst in der runderneuerten Vereinshalle zu planen.

Am Freitag war es dann so weit. „Es ist alles ein bisschen anders als vor einem guten halben Jahr, aber ehrlich gesagt sind wir richtig froh, Euch hier heute Abend endlich wieder zu sehen“, meinte Jochen Jansen bei seiner Begrüßung. „Anders“ waren vor allem die mittlerweile gewohnte Erfassung am Eingang, die Anordnung der Sitzreihen in Zweier- und Viererblocks und der Ausschank mittels Getränkewagen, den freundliche Servicekräfte wie im Urlaubsflieger durch die Reihen zogen. „Wir könnten die Getränke in Flaschen zwar theoretisch auch an der Theke ausgeben, aber dann müssten alle dort einen Mundschutz tragen und wir müssten darauf achten, dass sich die Gruppen nicht vermischen“, erklärt der Tennen-Chef.

Als alle Gäste versorgt waren, konnte es in der stimmungsvoll beleuchteten Tenne auch losgehen, und Markus Schopps, im richtigen Leben Lehrer und Sohn des fernsehbekannten Kölschen Büttenredners „Rumpelstilzchen“, betrat die Tennen-Bühne zum „Tafeldienst“. Zwei Schulstunden lang brannte der 46-Jährige seine One-Man-Show ab – mit grammatikalischen Tiefschlägen, überraschendem Halbwissen und hoher Zwerchfellbelastung. Wenn Schopps über die besondere Spezies „Eltern“ berichtet oder die Weisheiten von Kevin und Jacqueline preisgibt, dann bleibt kein Auge trocken und nicken nicht nur die Lehrerkollegen im Publikum zustimmend.

„Es war ein schöner Abend und tat einfach noch mal gut“, war von vielen Gästen zu hören, nachdem die Klingel „Schule aus!“ signalisiert hatte und Marcus Schopps mit viel Beifall bedacht die Bühne verließ. Schneller als sonst – natürlich den Umständen geschuldet – leerte sich die Tenne, doch wenn es nach Jochen Jansen, Wolfgang Wischrath & Co. geht, dann herrscht bald wieder regelmäßig Leben in der Tenne.

„Wir haben noch viele Ideen und gute Kontakte“, sagt Wischrath, der aus Köln stammt und nach wie vor gute Kontakte in die Karnevals- und Kulturszene der Domstadt hat. Doch zunächst einmal geht es mit heimischer Kultur weiter, nämlich dem beliebten Eicherscheider Laientheater Anfang November. Und schon eine Woche später zaubert dann der im März zu kurz gekommene Schmitz-Backes in Eicherscheids Wohnzimmer, ganz nach dem Motto: Witz und Wunder im Pollunder…