Neubaugebiet Meisenbruch : Erleichtertes Aufatmen in Simmerath nach Bombenfund
Update Simmerath Bis zum Krankenhaus hin müssen in Simmerath Wohngebiete an Ortsrand evakuiert werden, um ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen zu können.
„Das Beste kommt zum Schluss“, hätte man boshaft das Motto der Kampfmittelräumer der Firma Röhl am Mittwoch in Simmerath formulieren können. Seit fast zwei Monaten sieht man die Männer in den orangefarbenen Leuchtwesten sowie mit Detektoren und Schaufeln ausgestattet auf den großen Flächen des künftigen Neubaugebiets „Am Meisenbruch“ – neben der Hauptstraße (L246) am Ortsausgang in Richtung Monschau – arbeiten.
„Wir haben hier in den letzten Wochen schon über 200 verdächtige Einschlagstellen bearbeitet und bereits über 600 Kilogramm Schrott, überwiegend Splitterschrott und andere Kampfmittel, aus dem Boden geholt“, berichtet Reinhard Dohmen, Truppführer der Kampfmittelbeseitigung Rheinland und auch für den Bezirk Eifel zuständig, wo die Böden aus der Historie auch 76 Jahre nach dem Kriegsende noch voller unliebsamer Überraschungen stecken. Dohmen wird als erfahrener „Entschärfer“ jedoch nur bei größeren Funden hinzugerufen.
So wie am Mittwoch. Da spielen die Detektoren der Kollegen vor Ort verrückt, als man unweit der Straße „In der Mahr“ die direkt an das alte Wohngebiet angrenzenden Wiesen untersucht. „Im Rahmen der Kampfmittelsuche im geplanten Neubaugebiet wurde eine Zehn-Zentner-Weltkriegsbombe gefunden. Diese wird heute … um 15 Uhr entschärft“, meldet die Gemeinde Simmerath mittags, und auch die Warn-App „Nina“ setzt die Abonnenten in Kenntnis.
„Wir mussten einen etwa 300 Meter weiten Bereich zur Bebauung Richtung Simmerath für die Zeit der Entschärfung evakuieren“, so Dohmen weiter. Das St.-Brigida-Krankenhaus bleibt von dieser Maßnahme verschont, weil man zwischen Fundstelle und Bebauung flugs einen großen Sandhaufen auftürmen kann, der im Falle einer Explosion der Bombe ihre Wucht nehmen würde.
Teams des Ordnungsamtes der Gemeinde Simmerath und der Freiwilligen Feuerwehr informieren alle in Frage kommenden Bewohner im Bereich der Bebauung von Quadfliegstraße, „In der Mahr“, Heustraße, Schwester-Maria-Alberta-Straße und Heldter Gasse.
„Die Evakuierung ist notwendig für die Zeit von 14 bis voraussichtlich 16 Uhr. In dieser Zeit darf sich niemand im Gefahrenbereich im öffentlichen Straßenraum sowie auf privaten Grundstücken innerhalb und außerhalb von Häusern aufhalten“, heißt es in der Information der Gemeinde Simmerath. Wer keine Möglichkeit hat, bei Verwandten oder Freunden für diesen Zeitraum unterzukommen, kann sich ab 13.30 Uhr in die Mensa der Sekundarschule Simmerath an der Walter-Bachmann-Straße begeben. Alle betroffenen Zufahrtsstraßen und -wege des Bereiches werden in diesem Zeitraum abgesperrt“, teilt die Gemeinde weiter mit.
Für 15 Uhr ist die Entschärfung des Kriegsrelikts vor Ort angesetzt. Um 15.30 Uhr aber kommt dann schon die Entwarnung. „Bombe entschärft!“, lassen die Kampfmittelräum-Experten verlauten. Reinhard Dohmen hat die beiden Zünder erfolgreich herausgezogen.
„Wir mussten auch schon zweimal hier vor Ort Granaten sprengen, für die aber keine Evakuierung notwendig war“, erzählt der Experte weiter. Dieses Mal ist man aber auf einen größeren Kaliber gestoßen.
„Es handelt sich um eine amerikanische Fliegerbombe, 500 Kilogramm, zwei Zünder und gefüllt mit 270 Kilogramm TNT“, erklärt Dohmen. Wahrscheinlich sei sie bei der Bombardierung durch die Amerikaner von einem einzelnen, kleinen Flugzeug abgeworfen worden und dann flach aufgekommen. Deshalb wird sie wohl nicht explodiert sein, schätzt er.
Der Experte weiß auch, warum das Monster nicht schon früher aufgefallen ist: „Die Flächen sind in den vergangenen Jahrzehnten nur bis in 30 Zentimeter Tiefe bewirtschaftet worden, deshalb ist es hier gottseidank noch nie zu unliebsamen Funden gekommen“, erläutert Reinhard Dohmen und hält fest: „Man könnte auch sagen, die Bevölkerung hier hat Glück gehabt, dass hier seit dem Krieg nichts passiert ist.“
Am Mittwoch können jedenfalls alle Bewohner nach kurzer Aufregung wieder in ihre Häuser zurückkehren. Die Kampfmittelräumer indes haben noch etwa eine Woche Arbeit in Simmerath – danach können die Vorarbeiten für das Baugebiet beginnen. „Ich hoffe und glaube, dass wir jetzt nichts Größeres mehr finden“, sagt Reinhard Dohmen. „Aber sicher“, diese Erfahrung hat er in seinem gefährlichen Job gemacht, „kann man da nie sein.“