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Entwicklungsförderung durch Musik: An der Kalltalschule entsteht ein eigener Schulsong

Entwicklungsförderung durch Musik : An der Kalltalschule entsteht ein eigener Schulsong

Die Kalltalschule in Lammersdorf ist auf dem Weg zur „Musikalischen Grundschule“. Michael Witte arbeitet kreativ mit den Kindern.

Insgesamt neun Grundschulen der Städteregion Aachen beteiligen sich am Kooperationsprojekt „Musikalische Grundschule“ des Ministeriums für Schule und Bildung NRW, der Städteregion und der Bertelsmann-Stiftung. Auch die Grundschule Lammersdorf hat sich für diese Auszeichnung beworben.

Auf den Punkt gebracht geht es um viermal mehr: Die Umsetzung von mehr Musik in mehr Fächern mit mehr Beteiligten zu mehr Gelegenheiten.

Die beiden zurückliegenden Jahre haben den Weg zur Musikalischen Grundschule nicht leicht gemacht, aber dennoch geht die Kalltalschule aktuell einen wichtigen Schritt – ein Schulsong entsteht.

Stellvertretend für ihre Mitschüler und Mitschülerinnen sind 20 Schulkinder mit der Entwicklung eines Lieds für ihre Grundschule beschäftigt. Das machen sie nicht allein, sondern gemeinsam mit den beiden Lehrerinnen Elisabeth Kreutz und Melanie Kerkhoff unter Anleitung von Michael Witte aus Aachen. Als Singer-Songwriter, Musiker, Komponist und Kulturagent für kreative Schulen zieht er die Kinder mit der Gitarre zu Beginn des ersten Vormittags direkt in seinen Bann und findet mit ihnen gemeinsam heraus, welche Themen in ihrem Schulleben Bedeutung haben. Dazu gehören natürlich Unterrichtsfächer, Lehrer und Hausaufgaben, genauso wichtig aber sind Pausen, Freunde und Spaß.

Ideen auf dem Fußboden

Sie sitzen gemeinsam auf dem Fußboden im Musikraum, aus jeder Klasse sind Kinder dabei, Mädchen und Jungen; ein Bild, das nach zwei Pandemiejahren strikter Gruppentrennungen froh macht. Und sie erzählen offen und unbefangen. Jede Bemerkung ist wichtig, nichts wird bewertet. Ruhige Musik mögen sie, und laute, klassische und rockige. Michael Witte spielt verschiedene Musikrichtungen auf seiner Gitarre vor und erfasst, welche Klänge besondere Aufmerksamkeit erzeugen. Und ja, Mark Forster mögen sie fast alle. Ein Mädchen erzählt, dass sie AD/DC schon als Dreijährige gehört hat. Ein Junge nennt Genesis.

Es ist spannend, wie Michael Witte als Texter die Kinderwörter und als Musiker Elemente aus Rock, Blues, Reggae und Punk zu einem Lied verarbeiten wird.

Dass es gelungen ist, wird drei Tage später deutlich. Er hat ein Playback aufgenommen, und schon beim ersten Hören begeistert er die Sechs- genauso wie die Neunjährigen. Keine Frage, Sie finden wieder, was sie ihm erzählt haben, greifen schnell Rhythmus und Melodie auf. Einige schnippen mit den Fingern im Takt, manche versuchen sich schon am Text. Jetzt heißt es üben; die Sängerinnen und Sänger im Nebenraum, die Instrumentalisten bleiben im Musikraum. Gitarren sind dabei, Klavier, Geige, Mundharmonika, Flöte und auch Schlagzeug fehlen nicht.

Die individuellen Voraussetzungen können unterschiedlicher kaum sein, und dennoch ist für jede und jeden etwas dabei.

Lied wird aufgenommen

Zu Beginn der Projektwoche Anfang Mai kommt Michael Witte ein drittes Mal in die Kalltalschule. Denn dann ist Aufnahmetag. Jede Tonspur wird separat aufgenommen und zum kompletten Song gemischt.

Wer dieses Projekt beobachtet hat, erkennt schnell das Potenzial darin. Hier wird klassen- und geschlechterübergreifend gearbeitet, konzentriert gelernt, sich auf die eigene Aufgabe fokussiert, während andere drumherum etwas anderes machen. Es wird kreativ ausprobiert, wertschätzendes Miteinander erfahren und ganz nebenbei Gehör geschult, musikalisches Grundwissen erlernt und die Besonderheiten verschiedener Instrumente vermittelt.

Die 20 Vorreiter-Kinder seien stolz und die anderen gespannt, erzählen die beiden Klassenlehrerinnen. Sie hatten die Entwicklung eines Schulsongs schon länger im Blick und sind froh darüber, dass das Förderungsprojekt eine professionelle Durchführung ermöglicht.

Noch ist der Ohrwurm ein gehütetes Geheimnis, aber am Ende der Projektwoche wird von allen gemeinsam das Lied nicht irgendeiner, sondern das ihrer eigenen Schule erklingen.