Vom Honigberg zur Urfttalsperre : Romantischer Rundweg mit Seenlandschaft
Rurberg Eine wildromantische Rundwanderung vom Honigberg zur Urfttalsperre mit wunderbaren Ausblicken auf den See, die Burg Vogelsang und den Wald.
Am Informationszentrum Nationalparktor Rurberg dienen uns rechts Schilder in Richtung Anlegestelle Obersee und Urftseestaumauer als erster Anhaltspunkt. Ein Damm bringt uns über den Eiserbachsee. Dahinter links und am Imbiss am Damm vorbei überqueren wir den Staudamm Paulushof. (Achtung: Wegen Corona können Einkehrmöglichkeiten kurzfristig geschlossen sein.)
An der Kreuzung gleich danach weist ein Holzschild links bergauf in Richtung Hirschley. Uns nimmt ein steil ansteigender Felsenpfad auf, der von einem Holzgeländer gesichert wird.
Wir finden uns zwischen schätzungsweise 100 Jahre alten dünnen Traubeneichen wieder, denen man ihr Alter nicht ansieht. Ihnen hat nicht nur das geringe Nährstoffangebot an diesem Steilhang zugesetzt, sondern auch der Mensch.
Eichen wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts zur Lohegewinnung geschält und die Gerbstoffe für die Ledererzeugung genutzt. Die Eichenlohe, für die bäuerliche Bevölkerung ein wichtiger Nebenerwerb, erlebte Mitte des 18. Jahrhunderts einen großen Aufschwung.
Am Ende des Holzgeländers steigen rechts zahlreiche Trampelpfade steil an, so dass die Orientierung nicht ganz einfach ist. Wurzeln dienen uns als Stufen, hier und da geben uns rote Wandermarkierungen Hinweise. Wir behalten daher einfachheitshalber das unter uns liegende Seeufer im Auge, schlängeln uns in Serpentinen nach oben und wählen einen Weg unmittelbar an der rechten Hangkante entlang.
An einer kleinen Gabelung verläuft ein abschüssiger Pfad parallel zum Seeufer, wird breiter und führt geradewegs hinauf zu einer Wegverzweigung mit einer Bank. Dort wenden wir uns nach rechts in Richtung Obersee. Wir sind auf dem Honigberg im Waldkomplex des Wilden Kermeter. Ein Eifel-Ranger erklärt uns, dass der Berg den Namen seiner Glockenform verdankt, die an einen Bienenkorb erinnert.
Scharfkantiger Schiefer
Nachdem wir einen Laubwald durchquert haben, breitet sich auf scharfkantigen Schieferschichten Besenginster aus, poetisch auch Eifelgold genannt. Rechts fällt ein Steilhang ab. Ganz langsam schlendern wir, weil wir uns nicht sattsehen können an der Schönheit dieser Landschaft: Waldreiche Hügel rahmen die tiefblauen Eifeler Seen, die den Obersee, Urftsee und Rursee umfassen. Was für eine Sehnsuchtslandschaft! Wir tauchen ein in eine Welt aus gescheckten Ahornstämmen, die dunkelbraunen Fichten gegenüberstehen. Ein Bach rauscht, der wenig später gut sichtbar eine Buchenhalle durchfließt. Unter einem Holzsteg fließt ein anderer Bach hinab ins schmale Kerbtal. Ein Holzschild weist links in Richtung Hirschley/Kermeter. Trittsteine helfen uns über einen Bach, der quer über unseren Weg fließt.
Nach wenigen Metern entdecken wir rechts neben uns eine unscheinbare Kuhle. Sie ist das Überbleibsel eines alten Holzkohlemeilers . Von einem etwas erhöhten Platz direkt daneben konnte der Köhler das schwelende Feuer beobachten und es notfalls mit Wasser aus einem nahe gelegenen Bach löschen.
Bereits im 15. Jahrhundert wurden in diesem Gebiet Buchen für die Erzeugung von Holzkohle gefällt, die wiederum für die Eisenerzproduktion benötigt wurde. Als wir mit unseren Fingern im losen Waldboden graben, finden wir kleine Holzkohlestückchen.
Kurz danach weist uns ein Schild nach rechts in Richtung Parkplatz Kermeter. Nadel- und Laubbäume wechseln sich ab mit sonnigen Streckenabschnitten. Ein Aussichtspunkt mit Bank legt uns den Urftsee mit der imposanten Staumauer zu Füßen. Anschließend laufen wir auf eine Kreuzung mit einem Rastplatz zu, biegen aber vorher rechts ab. Einer Infotafel zufolge ist unser nächstes Ziel, die Urftseemauer, nur noch zwei Kilometer entfernt. Beschwingt wandern wir hinter einer Holzbarriere über einen schmalen Pfad und freuen uns, dass es ab jetzt bergab geht.
Durch zwei weitere Holzsperren bringt uns unsere holprige Route geradewegs zu einem Aussichtsplateau, das wir über Stufen betreten. Unter uns staut eine der ältesten deutschen Talsperren die Urft zum Urftsee. Dahinter erhebt sich inmitten der Mittelgebirgsidylle ein weithin sichtbarer Turm, der zu den größten Gebäudekomplexen der NS-Zeit gehörte. Vogelsang IP ist heute ein internationaler Platz für Vielfalt und Toleranz.
Einige Stufen führen links hinab zur Staumauer und zum Ausflugslokal Urfttalsperre. Bei einem erfrischenden Getränk beobachten wir das heitere Treiben an der Talsperre und vergessen dabei auf wohltuende Art und Weise die Zeit. Wer mag, kann hier die Wanderung um gut vier Kilometer verkürzen und mit dem Schiff nach Rurberg zurückfahren.
Dem See immer näher
Alle anderen folgen ebenfalls der Beschilderung zum Schiffsanleger, wandern aber an einer Kreuzung mit Infotafeln und einem Rastplatz, wo die Schiff-Nutzer links hinunter müssen, geradeaus weiter. Neben uns ruht der von Hügeln gerahmte See, dem wir auf unserer abschüssigen Route immer näher kommen.
Am Ufer, von dem uns nur noch ein niedriger Steilhang trennt, strecken Hainbuchen, Erlen und Weiden ihre Äste weit über das Wasser. In einer Rechtskehre finden sich am Ufer Reste eines Bunkers, aber auch Spuren der Biber, die nachts Baumstämme durchnagen.
In einer ruhigen Bucht schweben Seerosen auf dem glasklaren Wasser. Bänke schenken uns Seeblicke. Passagiere winken uns von einem Ausflugsschiff namens „Seensucht“ zu.
Diese Wortspielerei passt wunderbar zu einem Tag mit besten Aussichten. Ja, unsere Wanderung hat uns süchtig gemacht nach den Seen der Eifel. Wir spüren Sehnsucht nach mehr von der traumschönen Landschaft.
Schließlich neigt sich aber auch dieser Waldtag seinem Ende zu. Wir erreichen über den Staudamm Paulushof und danach rechts über den Eiserbachseedamm den Parkplatz am Nationalparktor Rurberg.