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Roetgens Schiedsrichter Lothar Peters hört nach über 35 Jahren auf

Roetgens Schiedsrichter hört auf : Pfeife, gelbe und rote Karten haben ausgedient

Über 35 Jahre war er auf dem grünen Rasen bei zahlreichen Fußballmatches der „Mann an der Pfeife“. Genau so lange aber auch für randalierende, unbeherrschte Fans am Spielfeldrand „Die Pfeife“. Lothar Peters, der Herr über Siege und Niederlagen, hängt jetzt die Pfeife an den berühmten Nagel.

Aus seiner „Flöte“, wie man sie in früheren Jahren nannte, wird fürderhin „kein Pfiff“ mehr ertönen. Alles hat seine Zeit. „Pfeife“ oder „Flöte“ sowie gelbe und rote Karten haben ihren Dienst getan.

Für Lothar Peters beginnt nun die „dritte Halbzeit“. Der Sportsmann aus Roetgen war stets bescheiden, er hat in all den Jahren mit viel Engagement objektiv und neutral die Einhaltung der Regeln kontrolliert, seinen Job mit reichlich Herzblut als Unparteiischer ausgeübt. Schweren Herzens beendete er die Schiri-Laufbahn, der gefasste Entschluss sei zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, sagt er.

Der Steppke, gerade mal elf Jahre alt, bekam von Freunden und seinen Eltern Lust auf das runde Leder vermittelt. Sein Vater war jahrzehntelang für den FC 13 Roetgen in unterschiedlichen Positionen aktiv. „Meine Mutter war gar von 1982 bis zu ihrem Tode 2012 als erstes weibliches Mitglied im FC-Vorstand“, so Lothar Peters stolz. In der Jugend habe er für den FC Roetgen die Schussstiefel geschnürt und gekickt. Als dann sein Vater einen Lehrgang absolvierte, um als Betreuer Jugendspiele besser leiten zu können, habe der Filius Appetit auf Schiedsrichter bekommen. Kurios: Lothar hatte sich über einen Schiri mächtig aufgeregt. Der fragte den hitzigen Kicker: „Kannst du es denn besser?“ Und genau dieser Mann sei fortan sein größter Förderer geworden.

Bei einer Sportwoche 1983 in Roetgen griff Lothar Peters erstmals in die Tasche, um seine Pfeife in Aktion bringen zu können. Es waren Spiele der E-Jugend, dann folgte der Einsatz bei der C-Jugend als „sogenannter Schiedsrichter“ bis 1987. Ziel eines jeden Schiedsrichters sei es, weiter nach vorne zu kommen.

„Das klappte auch bei mir, so wie es gerade möglich war“, erzählt er von den Stationen: 1989 Kreisliga A, 1990 Bezirksliga, 1993 Landesliga, 1995 Verbandsliga. „Dann war ich auch als Assistent bis in die 3. Liga und sogar in der Damenbundesliga dabei“, sagt er. Leider habe eine Asthmaerkrankung einen weiteren möglichen Aufstieg jäh unterbrochen. Seit 2001 ist er mit der Ausbildung und Beurteilung von Schiedsrichtern bis zur Oberliga Nordrhein einschließlich Perspektivkader des Fußballverbandes Mitteilrhein (FVM) beschäftigt.

Von 1983 bis heute war Lothar Peters Vereinsschiedsrichter beim Bezirksligisten FC Roetgen 13. Sein erstes Spiel in einer höheren Klasse, das weiß er noch genau: „In der Verbandsliga leitete ich die Begegnung SW Düren gegen Frechen 20.“ Die höchste Klasse war für ihn die Mittelrheinliga (Oberliga). Dann schwärmt er in Erinnerungen, von Einsätzen bei Freundschaftsspielen Schalke 04 gegen den derzeitigen Bundesligaspitzenreiter Borussia Dortmund.

Die Knappen aus dem Ruhrpott sind sein „Lieblingsclub“. „Das Derby Schalke gegen Dortmund hätte ich gerne mal geleitet. Es kam anders, es war ein entscheidendes Spiel um die Teilnahme am DFB-Pokal der A-Junioren von Bayer 04 Leverkusen gegen Uerdingen“, ergänzt Peters. Eigentlich seien alle Spiele wichtig und interessant gewesen.

Was besagt die Negativseite? „Ja, als aktiver Schiri nicht, aber als Beobachter bei einem Spiel in der Landesliga, wo beide Mannschaften alles an Unsportlichkeiten ausleben, was nur möglich war“, weiß er noch gut. Auf das Fanverhalten angesprochen, weiß er auch, das Schiris oft auch „gefährlich leben“. Schon sind wir bei den fletigen Fan-Gesängen wie „Schiri, Du Arschloch.“ „Das klingt bei wenigen Zuschauern oft persönlicher, als wenn eine ganze Meute losbrüllt“, sagt er. Anpöbeleien von außen seien an der Tagesordnung. „Du Blinder“, „Du Pfeife“ stuft er als noch „gelinde“ ein. Anders und unmöglich seien da auf jeden Fall Beschimpfungen wie „Blöde Sau“, „Vollidiot“, „Hurensohn.“ Mal ist man der „Dieb“, der ein Team um Sieg oder gar Meisterschaft gebracht hat, mal der „Lügner“ und „Nichtskönner.“ Verbalen Ausdrücken seien keine Grenzen gesetzt. Zum Glück jedoch sei er bisher nie persönlich bedroht worden.

Der Wandel im Laufe seiner Schiri-Jahre habe sich natürlich bemerkbar gemacht. Peters bringt es auf den Punkt: „Es ist einfach viel Menschlichkeit verlorengegangen. Und die Spitze entfernt sich immer mehr von der Basis“, so das Urteil aus dem Munde eines Mannes, der „live dabei“ war und weiß, wovon er spricht. Im vergangenen Jahr sah man Lothar Peters beim Pfingstturnier des FC 13 Roetgen letztmals mit der Pfeife aktiv auf dem Rasen. Er ist mit der Schiedsrichterbeobachtung und -betreuung im Austausch mit dem Belgischen Verband befasst, schwärmt von einer Begegnung Amel gegen Beaujevais.

Lothar Peters sagt dem Fußball als Schiri Adé, damit habe er schöne Zeiten verbracht. Jetzt beginnt für ihn eine andere Zeit. Sein Beruf im Consulting-Bereich lasse auch eine Tätigkeit als Ausbilder und Beobachter nicht mehr zu. „Ich möchte jetzt einfach mehr für meine Frau da sein“, meint er. Was er an Pfeifen verschlissen hat, wie viele Kilometer er zurücklegen musste, darüber hat Lothar Peters nie Buch geführt. „Aber es waren in beiden Fällen schon viele.“

Ob er dem Fußball, speziell dem FC 13 Roetgen weiterhin erhalten bleibt, werde sich zeigen müssen. Für „Notfälle“ sei er immer zur Stelle, dann nimmt er auch eine Fahne in die Hand. Der „Schiri a. D.“ hat auch noch andere Hobbys: Seine Frau, seinen Hund und natürlich die Musikvereinigung Roetgen. Ja, Prinz Karneval in Roetgen war er auch schon, 2017 als Lothar I. mit seiner Frau Edda I. Beim kommenden Rosenmontagszug steht er als „Musikus“ wieder seinen Mann.