Ehrenzeichen erhalten : Roetgener Feuerwehrmänner für Engagement ausgezeichnet
Roetgen Es sind typische Feuerwehrleute – und doch so anders. Christian Klubert und Joachim Wynands werden in Roetgen für langjähriges, aktives Engagement ausgezeichnet.
Es ist nicht nur eine Ehrung für langjährige Mitgliedschaft. Wenn am Freitag zwei Feuerwehrleuten das Ehrenzeichen verleiht wird, steht die aktive Tätigkeit rund um die Uhr über Jahrzehnte hinweg im Mittelpunkt. Wenn Joachim Wyands und Christian Klubert das Ehrenzeichen des Landesverbandes in Gold und Silber verliehen wird, werden privater Verzicht, bürgerschaftlichen Engagement und Einsatz für die Mitmenschen über Jahre hinweg 24/7 gewürdigt.
Wynands und Klubert sind ebenso typische Feuerwehrmenschen, wie sich ihr Werdegang unterscheidet. Ohne solche Menschen wie Klubert und Wynands gäbe es eine solche Hilfe aus der Mitte der Gesellschaft erst gar nicht.
Dabei sind die Wurzeln bei Joachim Wynands und Christian Klubert vergleichbar, und doch ist ihre Karriere in den Reihen der Floriansjünger recht unterschiedlich verlaufen.
Denn auf eine Feuerwehr-Karriere hat Christian Klubert stets verzichtet. „Schon immer“ interessiert sich der heute 35-Jährige für die Feuerwehr. Naheliegend: Schon der Herr Papa trägt den blauen Rock. „Ich bin mit Feuerwehr groß geworden“, erzählt Christian Klubert. Als Junge erlebt er, wie der Vater alles stehen und liegen lässt, um zu Einsätzen zu fahren, ebenso wie er bei geselligen Anlässen ganz automatisch mit dabei ist.
Feuerwehr wird für den jungen Christian Klubert zu einem ganz selbstverständlichen Teil des Lebens. Naheliegend ist für ihn, im Alter von zehn Jahren dem Beispiel des Herrn Papa zu folgen. Christian Klubert tritt ein in die damals noch junge Jugendfeuerwehr im Löschzug Roetgen.
Dort lernt der Bub nicht nur die ersten Kniffe der Retter und Helfer, sondern beginnt Teil eines Systems zu werden, das später zu einer „zweiten Familie für mich“ werden soll. Mit zunehmenden Alter wird der gewonnene Freundeskreis der Feuerwehr auch jenseits des Blaulichts zu einem Dreh- und Angelpunkt des privaten Lebens. Man trifft sich bei der Feuerwehr, und auch darüber hinaus ist man mit den Kameraden und mittlerweile Kameradinnen unterwegs in der freien Zeit.
Der junge Christian Klubert wächst mit seinen Möglichkeiten und Aufgaben. Offiziell 2004 wird er in die Einsatzabteilung übernommen. Prägend bleibt ein Einsatz zwei Jahre zuvor. Ein schwerer Verkehrsunfall mit Toten und Schwerverletzten hinter Fringshaus. Spätestens hier realisiert der junge Feuerwehrmann, dass man üben muss, damit im Ernstfall für Betroffene alles möglichst bestens läuft. Die Folgen von Tornado und Hochwasser sind in jüngerer Zeit weitere herausragende Besonderheiten seiner Zeit bei der Roetgener Feuerwehr.
Regelmäßiges Training gehört auch nach 25 Jahren aktiver Dienstzeit für Christian Klubert zur Selbstverständlichkeit. Anders als die vielfältigen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Aus gutem Grund. Christian Klubert ist engagiert im elterlichen Installationsunternehmen. Er bringt sich ein, so gut der Beruf Zeit lässt.
Er hat sich im Laufe der Zeit als Atemschutzträger und Sprechfunker spezialisiert – Basics einer Feuerwehrkarriere, aber für Christian Klubert ist es wichtiger, überhaupt zu helfen. Das macht man im Dorf so. Jeder wie er es kann. Jeder an seinem Platz. Und wenn er selbst nicht los kann, weil es gerade im Arbeitsleben nicht geht, so darf selbstverständlich der Mitarbeiter ausrücken, wenn die Feuerwehr alarmiert. „Einer kann immer“, sagt Christian Klubert.
„Die Feuerwehr braucht nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer“, bringt es Joachim Wynands auf den Punkt. Das sagt der Mann, der im Alter von jetzt fast 53 Jahren ein Häuptling ist. Seit zehn Jahren führt Wynands die Geschicke der Roetgener Feuerwehr als Gemeindebrandinspektor. Es ist die Krönung einer Karriere, die Wynands anders als Klubert konsequent verfolgt hat.
Dabei sind die Anfänge vergleichbar. Papa Wynands war Führer des Löschzuges Roetgen, und für den jungen Joachim ist Feuerwehr nicht minder selbstverständlich ein Teil seines jungen Familienlebens. Aber anders als Klubert ist Joachim Wynands nicht eingebunden in die Herausforderungen eines elterlichen Betriebes. Wynands ist seines Glückes Schmied, und er schmiedet sein Glück auch mit der Feuerwehr.
Im Alter von 16 Jahren darf er die blaue Uniform anziehen – eine Jugendfeuerwehr gab es damals noch nicht. Während und weil er mit dem Abitur beruflich die Beamtenlaufbahn beim Finanzamt und derzeit bei der Steuerfahndung in Aachen einschlägt, bleibt ihm die Möglichkeit, bei der Feuerwehr durchzustarten.
Mittlerweile gibt es kaum eine Qualifikation oder einen Lehrgang, die/den Joachim Wynands nicht belegt hätte. „Es fehlt vielleicht noch die Spezifizierung bei den Fortbildungen im Bereich von chemischen, biologischen und radioaktiven Einsätzen“, sagt Wynands, aber sonst ist er up to date.
Seine Vita liest sich konsequent. Trupp-, Gruppen-, Zug- und Verbandsführer, Atemschutz, Gefahrgüter, Strahlenschutz, Maschinist, Sprechfunker, Motorsäge, Ausbildung und Leitung und zahllose weitere Seminare und Lehrgänge – Wynands hat sich über die Jahre zum Allrounder weitergebildet. Mit anderen Worten ist Joachim Wynands ein Glücksgriff für Roetgen, der über die Jahre aus eigenen Reihen vom Indianer zum Häuptling geworden ist.
Unfälle, Brände, Tornado, Hochwasser – auch Joachim Wynands könnte über markante Einsätze in Roetgen ein Buch schreiben. Was in drei Jahrzehnten hängen geblieben ist, ist ein schwerer Verkehrsunfall als frisch gebackener Löschzugführer. „Wir konnten den Verletzten noch so bergen, dass er überlebt hat.“ Solche Erlebnisse sind für Feuerwehrleute wohl der größte Dank für ihr Engagement und ihre Bereitschaft rund um die Uhr. Anderen helfen zu können, ist der Beweggrund. „Es ist ein schönes Hobby“, versichert Christian Kloubert. Und beide Feuerwehrleute freuen sich darauf, ihre Ehrung, coronabedingt verspätet, auch wieder feiern zu können.