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Erweiterung des Gewerbegebiets: Roetgen setzt bei Entwicklung nun auf Dringlichkeit

Erweiterung des Gewerbegebiets : Roetgen setzt bei Entwicklung nun auf Dringlichkeit

Roetgen steht eine Erweiterung bevor: Hinter dem „Genagelten Stein“ soll das Gewerbegebiet nach Nordwesten erweitert werden. Die Zeit drängt: Spätestens 2023 sollen hier mehr als 120 neue Arbeitsplätze entstehen.

Es kommt Druck auf den Kessel, den der Roetgener im September vergangenen Jahres ebenso vorsichtig wie hoffnungsvoll auf den Herd gesetzt hat. Hinter dem „Genagelten Stein“ soll das Gewerbegebiet um rund vier Hektar nach Nordwesten auf die Bundesgrenze zu erweitert werden.

Die Zeit drängt, denn der erste potenzielle Nutzer mit mehr als 120 Arbeitsplätzen möchte spätestens im zweiten Quartal 2023 seine Zelte aufschlagen in einem High-Tech-Campus. Er würde die Hälfte der Erweiterungsfläche füllen, die andere bliebe zur Vermarktung an lokale Gewerbetreibende.

Nach dem grundsätzlichen Beschluss aus dem Herbst, in das Projekt einzusteigen, hat der Bürgermeister in einem von drei Fraktionsvorsitzenden mitunterzeichneten Dringlichkeitsbeschluss erste konkrete Fakten zur Umsetzung geschaffen. Die gemeindeeigene Roetgener Gemeindeentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (RGEG) ist dadurch „mit der Initiierung des Bauleitplanverfahrens zur Erweiterung des Gewerbegebiets“ beauftragt worden. Der Gemeinderat soll auf seiner Sitzung am Dienstag diese dringliche Entscheidung genehmigen.

Der Herbst hatte quasi für eine Duplizität der Ereignisse gesorgt. Nach jahrelangem Stillstand hatten diverse Gespräche der Verwaltung mit den Eigentümern der Flächen, rund um das bestehende Gewerbegebiet Roetgen, zur Option geführt, besagte vier Hektar durch die Gemeinde zu erwerben.

Zugleich hatte die gute Atmosphäre zwischen der Verwaltung und den Organisatoren von „Rock in Rott“ um Andreas Schindler dazu geführt, dass der Wahl-Roetgener großes Interesse daran signalisiert, sein Unternehmens „m3connect GmbH“, einer der größten Anbieter von komplexen wie kompletten Lösungen drahtloser Internet-Kommunikation, von der Aachener Friedlandstraße ins neue Gewerbegebiet zu verlagern.

Imposante Präsentation

Imposant ist die Präsentation des Geschäftsführers Emilio Dragas vor den Gremien der Gemeinde, verständlich wirkt vor der Möglichkeit der Ansiedlung eines zukunftsträchtigen Unternehmens mit vielen Arbeitsplätzen der Wunsch, die Interessen der Firma an der Ausgestaltung des erforderlichen Bebaungsplans einzubringen. Die Idee einer gemeinsamen Gesellschaft zur Projektierung wird ebenso geboren wie der Gedenke, Zuschüsse für die Entwicklung zu generieren.

Allerdings lassen sich beide Ideen nicht unter ein Dach bringen, konstatiert Jorma Klauss auf Anfrage unserer Zeitung. Eine öffentlich-private Partnerschaft stünde einer Förderung aus RWP-Mitteln – das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm fördert aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Investitionen in eine „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ – im Wege, erklärt der Roetgener Bürgermeister. Deshalb bleibe nur die Möglichkeit einer kommunalen Entwicklung der Erweiterung des Gewerbegebietes.

Zudem gibt es einen zweiten Grund. „Da im Zuge des Projekts Fördergelder beantragt werden sollen, ist eine enge Zeitschiene einzuhalten“, sagt Dirk Meyer: „Da die Förderperiode Ende 2021 ausläuft und nicht gewährleistet ist, dass es eine Anschlussförderung geben wird“, so der Fachbereichsleiter und Geschäftsführer der RGEG. Jedenfalls dient diese „enge Zeitschiene“ als Grund für die mit Datum vom 17. Dezember getroffene Dringlichkeitsentscheidung.

Ziel der Gemeinde ist es, den Planungsauftrag unmittelbar vergeben und mit den Arbeiten am Bebauungsplan beginnen zu können. Mittlerweile ist der Planungsauftrag vergeben worden an das Aachener Büro BKR Noky & Simon.

Mitgetragen wurde Mitte Dezember der Dringlichkeitsbeschluss von den Vertretern der SPD, FDP, CDU und Grünen. Dass die UWG die Entscheidung damals nicht mittragen wollte, begründet auf Nachfrage Silvia Bourceau mit dem Umstand, dass der Vorschlag seinerzeit noch Dinge enthalten habe, die sie so nicht habe mittragen können. „Diese haben sich mittlerweile erledigt, so dass ich den Beschluss heute mittragen könnte“, so Bourceau, die sich zu den Details mit Verweis auf deren Nichtöffentlichkeit nicht öffentlich äußern mochte. Allerdings betont Bourceau, dass die Möglichkeit zur Erweiterung des Gewerbegebietes grundsätzlich für die Gemeinde eine „Investition in die Zukunft“ bedeute.

Jedenfalls steht für den nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung noch der zwischen der Gemeinde und der RGEG zu schließende städtebauliche- und Erschließungsvertrag zur Verabschiedung an. Öffentlich unklar ist derweil, wie die Interessen des privaten Unternehmens, das die Hälfte des potenziellen Gewerbegebietes nutzen möchte, an der Ausgestaltung der Bauleitplanung eingebracht werden.

„Investition in die Zukunft“

„Soweit ist alles im grünen Bereich“, sagt Andreas Schindler dazu und spricht von einem großen Vertrauen in den Bürgermeister . Regelmäßig tausche man sich zum Gang des Verfahrens aus. „Aus unserer Sicht sind zwei Gründe ausschlaggebend“, betont Schindler: Das ist einerseits die Größe von zwei Hektar in gewünschter Lage – in der nordwestlichen Hälfte der Erweiterungsfläche – , die über die Straße „Am Münsterwald“ erschlossen werden soll, sowie andererseits der Zeitraum einer Fertigstellung in der zweiten Hälfte des Jahres 2023. Sollten diese für die Entwicklung des Unternehmens wichtigen Eckpunkte gesprengt werden, dann könne man auch auf andere Optionen zurückgreifen.

Jedenfalls erwartet die Verwaltung über eine Online-Befragung aller Gewerbetreibender in Roetgen wichtige Erkenntnisse über den zukünftigen Bedarf von Flächen und Gebäuden für die Bestandssicherung und Expansion vor Ort und damit Grundlagen für eine „wichtige Aufgabenstellung für die Politik“, wie Dirk Meyer jetzt im Bauausschuss formulierte. „Wir erwarten einen Bedarf, der weit über das potenzielle Gewerbegebiet hinaus geht“, so der Fachbereichsleiter.