1. Lokales
  2. Eifel
  3. Roetgen

Kommentar zu Windrädern: Geht es mehr ums Geld, als um unser Klima?

Kommentar zu Windrädern : Geht es mehr ums Geld, als um unser Klima?

Was die Roetgener Bürger noch mehr bewegt als die Kontroverse um Windräder im Wald, ist der Bruch eines Versprechens, findet unser Redakteur Jürgen Lange. Ist das Argument Klimaschutz nur vorgeschoben?

Sie sind nun einmal keine Nachfahren von Alexander dem Großen, die Ratsvertreter von SPD/FDP und Grünen. Anders als dem Held der Antike ist es den Ampel-Vertretern in Roetgen nicht gelungen, den Gordischen Knoten der kommunalen Energiepolitik zu durchschlagen. Vielmehr haben sie vor zwei Wochen nur einen Pyrrhus-Sieg in der Schlacht um den Birkahnskopf errungen.

Dass das Bürgerbegehren kommen wird, war bei der Entscheidung, auf den versprochenen Ratsbürgerentscheid zu verzichten, klar wie das Amen in der Kirche. Nun kommt es schneller als befürchtet, damit sich Windkraftgegner alle weiteren Optionen bis hin zum Klageweg offen halten können.

Was diese Bürger noch mehr bewegt als die Kontroverse um Windräder im Wald, ist der Bruch eines Versprechens. Das wird noch länger an den Sandalen der Ratsvertreter kleben als lästiger Kaugummi.

Zu vordergründig wirkt das Argument einer entscheidenden Maßnahme gegen den Klimawandel. Nur marginal können die Auswirkungen von maximal vier Windenergieanlagen in Roetgen beim CO2-Ausstoß sein, den ganz Deutschland nur zu zwei Prozent weltweit beeinflusst. Weder am Tornado noch am Hochwasser, die als Beleg angeführt werden, hätten diese Windräder etwas verändert, falls es sie schon gegeben hätte. Wenn es der Ampel-Mehrheit ernst mit dem bedeutenden Beitrag Roetgens ist, dann muss sie sich die Frage gefallen lassen, ob das alles sein soll:

Wo sind Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern? Wie sieht es aus mit energetischen Maßnahmen im eigenen Immobilienbestand? Wann wird die Fahrzeugflotte auf E-Mobilität oder Wasserstoff umgerüstet? Wo bleiben Anreize für Bürger, selbst aktiv zu werden? Warum setzt die Bauleitplanung nicht konsequent auf den Zwang zu Eigenenergiegewinnung und sparsamen Umgang mit Ressourcen?

Muss Roetgen im Sinne des Klimas nicht auch den Traum vom Dorf mit einer Bausubstanz, die sich an historischen Vorbildern orientiert, aufgeben? Um eine Versiegelung von Grund und Boden zu minimieren, müssten Häuser deutlich höher als die gängigen 2,5 Geschosse gebaut werden dürfen, um mehr Wohn- und Gewerberaum auf knapper Fläche schaffen zu können.

Es drängt sich zunehmend der Verdacht auf, dass es bei dieser Entscheidung weniger um wirksamen Klimawandel ging, als um das zuletzt kaum noch genannte Argument, mit Einnahmen aus Windenergie den Haushalt finanziell zu stärken. Dabei wird argumentiert, dass Roetgen seinen Anteil zu Energiewende und Klimaschutz beitragen müsse. Dann aber bitte auch konsequent.