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Rotter Hof: Bei den Neubauten tritt die Politik auf die Bremse

Rotter Hof : Bei den Neubauten tritt die Politik auf die Bremse

Mit einer abgespeckten Version wirbt ein Investor um das Einvernehmen der Gemeinde für sein Wohnbauprojekt am Rotter Hof. Doch Roetgens Politik tut sich schwer damit.

Man darf gespannt sein, wie die Bauordnung bei der Städteregion mit diesem Beschluss aus dem Rathaus umgehen wird. Für zwei der geplanten Neubauten verweigert der Bauausschuss das gemeindliche Einvernehmen, für die beiden anderen wird es ebenso erteilt wie für den Umbau des Denkmals. Dieses, der Rotter Hof, solle unbedingt erhalten werden, ist sich die Politik in Roetgen einig.

Die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Historie des ehemaligen Wohn- und Schankwirtschaftsgebäude wird um ein weiteres Kapitel bereichert. Alleine die jüngere Geschichte füllt bereits Bände von Akten. Ins Jahr 2004 reichen die Bemühungen zurück, dem geschützten Denkmal neues Leben einzuhauchen.

Seitdem wurden bereits zwei Baugenehmigungen erteilt, die jüngste so oft verlängert, wie es ging. In überarbeiteter Version wurde erneut 2020 eine Baugenehmigung erteilt. Aber diese Vision konnte der Investor nicht an den Mann bringen. Als zu teuer für Käufer erwies sich der geplante luxuriöse Wohnraum in dieser ländlichen Lage.

 Die Rückseite des Rotter Hofs zeigt deutlich das Potential der Bebauung in der Hanglage
Die Rückseite des Rotter Hofs zeigt deutlich das Potential der Bebauung in der Hanglage Foto: Jürgen Lange

Das hatte trotz der geplanten zwölf Wohneinheiten in dem Denkmal und den direkt anschließenden zweigeschossigen Anbauten nebst Staffelgeschossen: Der Aufwand für mehrere Aufzüge und eine Tiefgarage schlugen sich halt in den Kosten nieder. Aber trotz der Dimensionen hatte der Roetgener Bauausschuss damals das gemeindliche Einvernehmen erteilt, wenn auch bei zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen.

Nun hat der Investor umgeplant. Die Neubauten wurden um die Staffelgeschosse reduziert und vom Denkmal abgerückt, die Kubaturen fallen niedriger, der Eingriff ins Hinterland geringer aus. Aber dieses Mal sagt der Bauausschuss mit breiter Mehrheit Nein beim planungsrechtlichen Einvernehmen.

Am deutlichsten sagt in der Sitzung noch Gudrun Meßing, was nicht gefällt: „Bei zwölf Wohneinheiten braucht das Vorhaben eigentlich mindestens 24 Parkplätze", so die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Aber so viele gibt es jetzt nicht mehr mangels Tiefgarage auf dem Grundstück, bestenfalls bleibt eine Handvoll Stellplätze vor den Häusern. Der Rest der Fahrzeuge müsste also im öffentlichen Verkehrsraum untergebracht werden. Dafür reicht vor dem Grundstück nicht einmal der Platz auf der Quirinusstraße, was verkehrstechnisch ohnehin schwierig ist hinter der Kurve am Saal Hütten. „Und schon wieder gibt es keinen Spielplatz“, moniert Meßing weiter. „Das ist Beton mit Parkplatz vor der Tür“, wertet ihr Kollege Bernhard Müller und bringt’s auf den Punkt: „So können wir nicht zustimmen“.

Der UWG hatte die alte Planung schon nicht gefallen, die neue tut’s nimmer, verdeutlicht Silvia Bourceau, die sich gleichwohl um den sich stetig verschlechternden Zustand des Denkmals sorgte. Aber die Dimension der Neubauten in dem Dorf passt auch der UWG nicht ins Konzept.

Bereits in direkter Nachbarschaft gebe es Negativbeispiele. Nach den rechtlichen Einschätzungen erkundigt sich daher Michael Seidel, dessen CDU die frühere Variante auch besser gefallen hatte. Die Denkmalpflege hat unter Auflagen ihre Zustimmung signalisiert und hatte zuvor bereits dem erfolgten Abriss von Anbauten zugestimmt, berichtet die Verwaltung. Planungsrechtlich passe nun auch fast alles besser als zuvor – mit einer Ausnahme in Bezug auf die Innenbereichssatzung der Gemeinde, erläuterte Sabine Frings von der Bauverwaltung.

Demnach sind Bebauungen in zweiter Reihe unzulässig. Aber bei den beiden mittleren Neubauten würde sich eine Überschneidung mit dem vorgelagerten Denkmal ergeben. Sie macht jeweils maximal die Hälfte der Gebäudebreite des Neubaus aus jeweiligen Doppelhäuser handelt es sich um etwa 25-prozentige Überschneidung. Die könne die Verwaltung akzeptieren.

Aber die Politik tat es nicht. Für sie wird diese Regelung zu dem Hebel, dem eher ungeliebten Vorhaben einen Knüppel in den Weg zu legen. Mit den Stimmen von Grünen, UWG und CDU wird gegen das Votum der SPD das Einvernehmen für die Neubauten verweigert, aber einstimmig für die Umwandlung des Denkmals Rotter Hof erteilt. Nun ist die Bauordnung bei der Städteregion Aachen am Zug.