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Im Dorf: Aufatmen erst mit dem großen Regenüberlaufbecken möglich

Im Dorf : Aufatmen erst mit dem großen Regenüberlaufbecken möglich

Alle Betrachtungen nach den letzten Starkregenereignissen kommen zu einem Ergebnis: Erst mit dem Neubaugebiet wohnt man dort sicher.

Bezogen auf das jährliche Mittel der Vergangenheit ist es gar nicht so viel mehr Niederschlag, der über Roetgen niedergeht. Für 2020/21 gibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) eine Menge von 249 Liter/Quadratmeter an; 1991 bis 2020 sind es 237 l/m2 und 1961 bis 1990 nur 223 l/m2.

Allerdings im Vergleich zu früher verteilte sich der Starkregen im Hochwasser-Juli und im Februar nicht über lange Zeiträume, sondern konzentriert in wenigen Stunden. Die jüngsten Monate würden damit auf Platz 34 der niederschlagsreichsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn 1881 liegen, berichtet die Gemeindeverwaltung. Aber solche Szenarien sorgen weiterhin für Angst unter den Anliegern der betroffenen Neubaugebiete im Herzen von Roetgen.

Zu Recht, wie die Katja Breda vom Tiefbauamt für den am Donnerstag ab 18 Uhr im Rathaus öffentlich tagenden Betriebsausschuss berichtet: „Im Falle berechneter Regenereignisse, wie es zum Beispiel im Juli 2021 eines war, wurde der Überlauf der Rigole an der bekannten Stelle und an anderen Stellen im Kanalnetz prognostiziert.“

Mitte März wurde die Rigole auf der Muerenbruchwiese ertüchtigt. Aktuell stehen noch die Arbeiten an der Erhöhung des Walls aus.
Mitte März wurde die Rigole auf der Muerenbruchwiese ertüchtigt. Aktuell stehen noch die Arbeiten an der Erhöhung des Walls aus. Foto: Jürgen Lange/Juergen Lange

Denn um überhaupt eine Einleitungsgenehmigung für die 2018 erstellte Rigole in den Faulenbruch erwirken zu können, musste im Vorfeld ein Teil-Generalentwässerungsplan für das Einzugsgebiet Roetgenbach erstellt werden. Dieser zeigt die hydraulischen Schwachstellen im Kanalnetz bis zur Einleitstelle auf. Darin heißt es: „Im Bereich der geplanten Rigole zeigen sich bei Starkregenereignissen häufigere und deutlich größere Überstauungen.“

Aber auch hier könne „der Überstaunachweis für mehr als 13 Überstauungen in 40 Jahren (im Sinne der DWA-A 11) eingehalten werden.“ Mit anderen Worten 13 Mal in 40 Jahren darf das Wasser auf der Wiese die Umgebung überfluten, ohne gegen Vorgaben zu verstoßen. Und weiter: „Ein 100-prozentiger Schutz zur Rückhaltung aller Regenereignisse kann nicht erreicht werden, lediglich der für Wohngebiete geltende Überflutungsnachweis wurde erbracht und als ausreichend angenommen.“

Die Geduld der Anlieger wird also weiter strapaziert werden: „Ein wirksamer Schutz für den am Geländetiefpunkt gelegenen Grundstückseigentümer kann erst mit Errichtung des Regenrückhaltebeckens im Zuge der Erschließung von Grepp II erfolgen“, bilanziert Breda am Ende der Ausführungen zu Zukünftigem, Machbarem und Geleisteten.

Unter Letzteres fällt die Montage von Stahlabdeckung und Gittern am Einlauf des Grabens „Im Dorf“ an diesem Montag durch Mitarbeiter des Bauhofes. Der Niederschlagsgraben neben dem Fußweg zum „Muerenbruch“ verfügt nun über den doppelten Durchschnitt. In den Graben leitet nun ein 300 Millimeter im Durchschnitt messendes Rohr ein, das durch den Garten des Eckgrundstückes zum Tiefpunkt des für die weitere Bebauung vorgesehenen Wiesenlandes führt. Dort soll eine mittlerweile ertüchtigte Rigole (wir berichteten) die Oberflächenwasser fassen und in den Faulenbruch ableiten. Aber diese Ableitung ist auf eine Leistung von 150 Liter pro Sekunde gedrosselt, so dass überschüssiges Wasser via Querleitung durch den Garten in den Graben geleitet wird und so in das Kanalsystem für Niederschlagswasser gelangt. Wie unterhalb das Leitungsnetz bei extremen Niederschlägen auf die zusätzlichen Mengen reagieren wird, ist nicht gewiss.

Zudem wurde oberhalb des „Dorf“ ein Nebenarm des Faulenbruch inklusiver einer verlandeten Fuhrt wieder hergestellt und eine Statik zur Erhöhung des Erddamms am niedrigsten Punkt beauftragt. Die Aufschüttung selbst ist noch nicht vorgenommen.

Grundsätzlich bleibt die Problematik auf dem Wiesengelände zwischen Neubaubereichen im Norden und Vennbahnradweg im Süden bestehen: „Die bestehenden, alten Drainageleitungen sind aufgrund ihres Zustandes (die Sammelleitungen sind zu rund 75 Prozent mit Sediment zugesetzt, da sie seit Jahrzehnten nicht mehr gepflegt wurden) zudem nicht in der Lage, die Wassermassen vollständig abzuleiten“, berichtet Breda dem Ausschuss: „Eine größere Suchschachtung zwischen dem Gemeindegrundstück und dem unterliegenden Wiesengrundstück hat gezeigt, dass Teile der Sammeldrainage abgesackt und verwurzelt waren. Nach Austausch eines Teilstückes lief das angestaute Wasser problemlos ab. Von einer Spülung der gesamten Sammelleitung wurde daher abgesehen.“

Das im Zuge des Neubaugebietes Grepp II geplante Regenrückhaltebecken soll mit bis zu 2700 Kubikmeter ausreichend dimensioniert sein, auch deutlich mehr als 100-jährliche Ereignisse bewältigen zu können.