Reaktionen aus der Eifel zu Kramp-Karrenbauer : „Sie hätte mit der Faust auf den Tisch hauen müssen“
Nordeifel Ein Paukenschlag aus dem fernen Berlin hat am Montag auch in der Eifel einen Nachhall gefunden: Annegret Kramp-Karrenbauer zieht sich vom CDU-Vorsitz zurück und strebt keine Kanzlerkandidatur mehr an. Wie geht die Partei damit um? Droht nun eine lange Hängepartie, infolge derer sich die Christdemokraten nach der Thüringen-Krise selbst schwächen?
Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns war am Morgen von der Nachricht merklich überrascht worden. „Die Führungsprobleme der Vorsitzenden waren zwar unverkennbar, so schnell habe ich aber nicht damit gerechnet“, sagt Hermanns. „Kramp-Karrenbauer hat in der letzten Zeit einfach in vielen Fällen unglücklich agiert“, meint der Simmerather CDU-Vorsitzende Bernd Goffart. Gerade mit Blick auf Thüringen „hätte sie viel eher mit der Faust auf den Tisch hauen müssen, auch schon im Vorfeld der Wahl von Kemmerich. Da hätten wir eine starke Führungspersönlichkeit gebraucht.“ Lob gebühre der Saarländerin dennoch: „Dieser Rückzug ist eine große Entscheidung, die Respekt verdient. Sie macht es einem Nachfolger leichter.“ Goffart hofft, dass sich die CDU nun nicht in einer Personaldebatte aufreibt. „Es ist zu früh, jetzt schon über Namen zu spekulieren. Es besteht außerdem auch immer die realistische Möglichkeit, dass sich die Union auf einen Kanzlerkandidaten der CSU verständigt.“
Ein Plädoyer für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder? Während Goffart nicht über Namen sprechen möchte, gibt sich der Roetgener Fraktionsvorsitzende Michael Seidel am Montag weniger zurückhaltend. „Annegret Kramp-Karrenbauer war nicht meine Wunschkandidatin, aber ich habe dennoch große Hoffnungen in sie gesetzt.“ Die Saarländerin sei vor allem deswegen gewählt worden, weil man erwartet habe, dass sie die Flügel der Partei einen könne. „Das ist ihr leider nicht gelungen. Wir brauchen deshalb eine eindeutige Positionierung in der Mitte.“ Die CDU sei schließlich eine Volkspartei des Ausgleichs. „Friedrich Merz ist zuletzt innerhalb der Partei stark gehyped worden. Ob er diesen Zuspruch in der Bevölkerung auch hätte, wage ich nicht zu bewerten. Klar ist: Armin Laschet wäre ein starker Kandidat, der für eben diese Mitte steht.“
Angst vor einer Zerreißprobe hat Seidel jedoch nicht. Auch nicht vor der sogenannten Werteunion, die ganz offen auf eine Zusammenarbeit mit der AfD hinarbeitet. „Diese Gruppierung ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Es gibt in der CDU eine sehr klare Abgrenzung gegenüber der Werteunion.“ Parteipolitisch sei eine rechtskonservative CDU ohnehin nicht sinnvoll und vermittelbar.
Auch der Roetgener Vorsitzende Stephan Speitkamp sähe in Laschet eine gute Wahl: „Auf wen es jetzt hinausläuft, ist heute schwer zu sagen. Aber ein Kandidat à la Armin Laschet, der auch Witz und Humor mitbringt – siehe die Ordensverleihung wider den tierischen Ernst – wäre schon nicht schlecht für die Region.“ Er bedaure den Schritt von Kramp-Karrenbauer, die ihr Amt im Saarland für die Karriere in Berlin geopfert habe. „Ich persönlich hoffe nur, dass uns eine Doppelspitze wie bei SPD und Grünen erspart bleibt.“
„Zu den Wurzeln bekennen“
Karl-Heinz-Hermanns könnte sich Armin Laschet ebenfalls als Kandidaten vorstellen. „Aber auch auf Friedrich Merz muss man ein Auge haben“, sagt der Rollesbroicher. Der Monschauer Partei- und Fraktionschef Micha Kreitz ist da eindeutiger: „Ich bin bekanntermaßen für Friedrich Merz. Das entspricht auch der Stimmung in weiten Teilen der Partei.“ Natürlich sei auch Armin Laschet „einer von weiteren, für beide Ämter hervorragend geeigneten“ möglichen Kandidaten. „Wichtig ist aber, dass wir uns zu drei Wurzeln gleichermaßen und klar bekennen: konservativ, christlich-sozial und liberal.“ Den Rückzug von Kramp-Karrenbauer hält Kreitz angesichts der Entwicklung in den vergangenen Wochen für „einzig folgerichtig“. Die Rückmeldungen von der Basis bestätigten diese Einschätzung.
Auch Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter bekundet ihren Respekt für „AKK“ und eine „kluge und starke Entscheidung“. Die Mangelnde Geschlossenheit, die nach dem Debakel im Thüringer Landtag auch innerhalb der CDU deutlich geworden sei, habe ihr wohl gezeigt, dass sie die Mannschaft nicht ausreichend hinter sich vereinen könne. Ritter: „Ob Merz oder auch andere Kandidaten dies – ohne die bisherige Geschlossenheit der CDU zu zerstören – schaffen, kann ich zurzeit nicht einschätzen.“