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Henri Wegenka von der Monschauer SPD: „Wir machen einen Neuanfang“

Henri Wegenka von der Monschauer SPD : „Wir machen einen Neuanfang“

Er ist 24 Jahre alt und seit ein paar Wochen neuer Fraktionschef der Genossen im Monschauer Rat: Mit Henri Wegenka aus Kalterherberg führt nun ein politisch noch relativ unbeschriebenes Blatt die SPD. Im Interview spricht er über die Herausforderungen in seinem neuen Amt und erklärt, warum die SPD den Generationenwechsel nach der Kommunalwahl so abrupt vollzogen hat.

Herr Wegenka, was ist die Motivation, wenn man mit 16 in die SPD eintritt?

Wegenka: Das politische Interesse war da, ich wollte deshalb in eine Partei eintreten. Die CDU fiel von vornherein aus – nicht, weil meine Eltern mich beeinflusst hätten. Sondern weil ich geschaut habe, wo ich mit meinen Einstellungen zu bestimmten Themen am besten aufgehoben bin. Die alte Garde hat mich so herzlich aufgenommen, dass ich geblieben bin. Für einen jungen Menschen scheint Kommunalpolitik unfassbar langweilig zu sein. Schaut man aber genauer hin, sieht man, dass es hier um Dinge geht, die uns alle angehen.

Haben Sie politische Vorbilder?

Wegenka: Es ist vermutlich ein Standardsatz, wenn man als Genosse die Namen Willy Brandt und Helmut Schmidt auf diese Frage nennt. Aber ich habe als Jugendlicher tatsächlich viel von Helmut Schmidt gelesen, was mich beeinflusst hat. Das hat mich inspiriert, mich auch zu engagieren.

Sie haben in diesem Jahr einen gewaltigen Karrieresprung hingelegt: vom Sachkundigen Bürger zum Fraktionsvorsitzenden. Die Parteispitze, die die Monschauer Politik viele Jahre lang geprägt hat, ist nach der Wahl ohne weitere Erklärung abgetreten und hat dem Nachwuchs das Feld überlassen. Was war da los?

Wegenka: Wir hatten ursprünglich geplant, die Monschauer SPD schrittweise zu verjüngen. Ein langfristiger Wandel war geplant, Gregor Mathar wollte das Amt des Fraktionsvorsitzenden nach einer Übergangszeit in jüngere Hände abgeben. Schon vor der Wahl war eigentlich klar, dass wir verlieren. Wir hatten mit einer grünen Welle gerechnet, die ja auch zum Beispiel in Aachen massiv eingeschlagen ist. Aber solche Verluste waren für uns schon erschreckend. Daher haben wir entschieden, diesen Wandel vorzuziehen und zu sagen: Wir sind einer der großen Verlierer, wir machen einen Neuanfang mit neuen Gesichtern. Wenn, dann jetzt! Gregor Mathar und Brigitte Olschewski haben deshalb auf ihre Mandate verzichtet.

Da kommt Ihnen auf einen Schlag ja ganz schön viel Verantwortung zu!

Wegenka: Ja, es ist ganz schön viel auf einmal, das stimmt. Ich arbeite 55 Stunden pro Woche in Aachen, die Fahrtzeit noch nicht eingerechnet. Sich dann nebenher in alle Themen einzuarbeiten, ist ganz schön hart. Hinzu kommt, dass die Fraktionen von CDU, Grünen und FDP von erfahrenen Lokalpolitikern geführt werden. Ich bin der Neue – und deshalb sehr froh, dass mir mein Vorgänger weiterhin mit seinem Rat zur Seite steht.

Es wirkte etwas so, als seien Sie beim Streit um die Beigeordneten-Stelle zwischen die Fronten von CDU und Grünen geraten. Täuscht der Eindruck?

Wegenka: Vorweg: Wir wollten unbedingt verhindern, dass wir zu dritt im Rat sitzen und fünf Jahre nur Däumchen drehen können. Deshalb sind wir auch mit den anderen Parteien in Dialog getreten und haben unsere Mitarbeit angeboten. Angesichts der Lager von CDU und Grünen wäre es unklug, sich nur zu streiten. Wir haben den Eindruck, dass die Verwaltungsspitze schon seit Jahren am Anschlag arbeitet. Wir fanden als SPD den Vorschlag deshalb gut, die Verwaltungsspitze zu entlasten. Dass dies eine solche Welle verursachen würde, kam für mich und auch andere überraschend. Ich bin kein Verteidiger von Micha Kreitz. Aber ich fand nicht fair, wie er zum Teil angegangen wurde. Dass ihn das gekränkt hat, kann ich nachvollziehen. Aber damit muss er leben können. Im Nachhinein kann man natürlich leicht sagen, dass der Zeitpunkt nicht klug gewählt war. Aber es bringt auch nichts, unnötig Zeit zu verlieren. Wir stehen deshalb nach wie vor zu dem Vorschlag. Man kann zur Arbeit von Magga Ritter stehen wie man will: Aufgaben, die sie als Verwaltungsfachfrau übernommen hat, müssen nun von Leuten erledigt werden, die auch so schon genug zu tun haben.

Sie trauen es Silvia Mertens nicht zu, in diese Fußstapfen zu treten?

Wegenka: Das ist gar kein Vorwurf an Frau Mertens. Sie kommt aus einer anderen Branche und sie ist neu. Das ist in jedem Beruf so – man muss sich erst sortieren. Deshalb müssen andere diese Arbeit übernehmen.

Wenn Sie entscheiden könnten – wo würden Sie die politischen Schwerpunkte in den kommenden Jahren setzen. Was würden Sie in Monschau verändern?

Wegenka: Die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen stärken – nicht nur mit Simmerath und Roetgen, sondern auch mit Schleiden oder den belgischen Nachbarn. Für junge Leute ist das doch so: Die Verbindung nach Aachen ist ganz ordentlich – aber hinter Wahlerscheid existiert eine schwarze Wand. Und dahinter kommst du nur, wenn Mama oder Papa dich fahren. Von Kalterherberg aus ist man wiederum schneller in einigen belgischen Orten als in Simmerath – aber es gibt keine Zusammenarbeit oder gemeinsame Aktionen. Das würde ich gerne ändern. Das Pendeln muss zudem vereinfacht werden. Es ist ein Riesenakt, jeden Tag über die B258 nach Aachen zu fahren. Da ist noch Luft für Verbesserungen.

Mit diesen Forderungen unterscheiden Sie sich aber nicht sonderlich von den Grünen und von Silvia Mertens.

Wegenka: Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, haben die Grünen nicht viel für die grüne Sache bewegt. Auf kommunaler Ebene geht es natürlich nicht um die großen, ideologischen Themen. Aber es ist viel zu wenig „Grün“ von den Grünen gekommen. Wir als Sozialdemokraten möchten deshalb diese Lücke füllen und die grünen Themen besetzen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wegenka: Die Grünen kooperieren seit Jahren mit der CDU und haben fast immer gemeinsam mit der CDU abgestimmt. Es kamen von ihrer Seite kaum eigene Impulse. Wir müssen wieder dahin kommen, dass im Rat diskutiert wird. In der Vergangenheit wurden die Themen immer im Vorfeld beraten und im Rat hat jeder nur noch seinen Standpunkt vorgetragen. Ich habe zum Beispiel angeregt, über die Errichtung einer eigenen Kompostigerungsanlage in der Eifel zu diskutieren, anstatt den Müll durch die Gegend zu fahren. So etwas kam bislang viel zu wenig von den Grünen.

Wie sieht es beim Thema Tourismus aus? Silvia Mertens fordert mehr Begeisterung in den Dörfern für Monschau. Wir alle sollten zu Touristen werden und die Altstadt neu entdecken. Spricht Sie das an?

Wegenka: Wir müssen weg von der Vorstellung, dass wir nur die Altstadt als touristisches Ziel haben. Natürlich ist die Altstadt schön, aber der Tourismus muss auch auf den Dörfern passieren. Wir müssen auch weg von dem Tagestourismus, den Bussen und den Horden, die durch die Altstadt strömen. Es macht einem Eifeler doch gar keinen Spaß, durch die Altstadt zu gehen, wenn er von zehntausend Leuten förmlich umgerempelt wird. Deshalb geht auch kaum einer in die Altstadt, vom Weihnachtsmarkt einmal abgesehen.