Neuer Standort in ehemaliger Realschule : Stadtbücherei zieht in ein neues Domizil
Monschau Die Stadtbücherei Monschau ist erneut umgezogen. In den neuen Räumlichkeiten in der ehemaligen Elwin-Christoffel-Realschule weist aber nichts daraufhin, dass es sich lediglich um ein Provisorium handelt.
Es ist nicht der erste Umzug der Stadtbücherei für Trixi Reichardt. Ortswechsel gab es schon mehrfach. Mit Räumlichkeiten im Haus Troisdorf, im Gesundheitsamt, im Rathaus und zuletzt im Gebäude der Sparkasse befand sich die Bücherei immer in der Altstadt Monschau. Ab Februar ist sie knapp außerhalb des Stadtzentrums in der Aula der ehemaligen Elwin-Christoffel-Realschule zu finden.
Es ist eine Lösung für den Übergang, bis nach einer aufwendigen Umbauphase neue Räume an alter Stelle in der Laufenbachstraße bezogen werden. Die Leiterin der Bücherei hat die logistischen Herausforderungen des Umzugs hervorragend gemeistert. Es gibt keinen Hinweis auf eine provisorische Situation. Betritt man die übersichtlich gestaltete Aula, möchte man am liebsten umgehend durch die thematisch geordneten Regale stöbern. Der Inhalt von 600 schwergewichtigen Umzugskartons hat hier ein neues Zuhause gefunden.
Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs haben den gesamten Bestand sorgfältig und mit großer Umsicht transportiert und verlagert, Auszubildende der Stadtverwaltung das Einräumen der Regale übernommen. Trixi Reichardts Anforderungen an einen ansprechenden, freundlichen und selbsterklärenden Eindruck sowohl für Ausleiher als auch für das Personal sind perfekt umgesetzt.
Die ehemalige Realschule ist ein städtisches Gebäude und wird momentan nicht nur von der Bücherei, sondern auch vom Roten Kreuz und der Musikschule genutzt. Der Bereich der Bücherei ist vollkommen separat und umfasst neben der Aula noch weitere umfunktionierte Räume.
Das ehemalige Schulsekretariat beherbergt Büromittellager und Mitarbeiterküche, das Büro der Schuldirektion ist jetzt Arbeitszimmer der Büchereileitung und Unterbringungsort für saisonale Literatur, und das frühere Lehrerzimmer wird zukünftig als Veranstaltungsraum genutzt. Der glasüberdachte Pausenhof steht an wärmeren Tagen als Wohlfühlbereich mit Leseecken zur Verfügung.
Zugang zu Bildung, Wissen und Information zu schaffen, ist das Anliegen von Bibliotheken. Schaut man sich in der Monschauer Stadtbücherei um, sieht man diesen Anspruch voll erfüllt. Reiseliteratur, Sachbücher, Ratgeber, praktische Anleitungen, medizinisches Wissen, Romane, Krimis, Regionalliteratur, Zeitschriften, Hörbücher, Biographien, Vorlesebücher für die Kleinen, Jugendbücher – kaum vorstellbar, dass hier ein Wunsch unerfüllt bleibt. Und wer möchte, macht es sich gleich vor Ort mit einem Buch und einer Tasse Kaffee in einem der Loungesessel gemütlich. Allein die Regale mit den Gesellschaftsspielen sind aktuell ungewöhnlich leer.
Umzug auf Gelegenheit zum Aussortieren
Vor der Schließung im Dezember wurde eine unlimitierte und darüber hinaus zeitlich bis Ende Januar verlängerte Ausleihe ermöglicht. Dieses Angebot wurde gern genutzt und bietet nicht nur den Kunden einen Vorteil. Jedes ausgeliehene Buch oder Spiel musste auf diese Weise weder ein- noch wieder ausgepackt werden.
Ein Umzug ist gleichzeitig eine Gelegenheit zum Aussortieren. Die Brockhaus-Enzyklopädie und das umfangreichste Literaturlexikon in deutscher Sprache aus dem Verlag Kindler wurden ausgesondert. Hier „blutet das Herz einer Bibliothekarin“, sagt Trixi Reichardt, aber parallel zu Veränderungen in Sprache und Informationsverhalten entwickeln sich auch die verwendeten Medien. Suchmaschinen, Streamingdienste und Smartphone Apps ersetzen Nachschlagewerke, DVDs und PC-Spiele. Auf der anderen Seite kommt neuer Bedarf hinzu.
Für die jüngsten Büchereibesucher haben mittlerweile beliebte Audiowürfel (Tonis) Einzug gehalten und sind zum großen Renner bei Kindern, Eltern und Großeltern avanciert. Einfach zu bedienen vermitteln sie Zuhören, Verstehen, Abenteuer, Sprach- und Medienkompetenz auf spielerische Weise.
Die Monschauer Stadtbücherei stellt gleich acht Geräte und die entsprechenden Hörfiguren zur Verfügung. Die Anschaffung konnte durch eine zweckgebundene Erbschaft des Blinden- und Sehbehindertenvereins realisiert werden. Es ist ein Inklusionsprojekt im wirklichen Sinn, denn die Hörfiguren sind auch mit stark eingeschränktem Sehvermögen gut zu erfühlen und die Handhabung des Geräts problemlos möglich.
Trixi Reichardt ist eine sprudelnde Quelle kreativer Ideen, wenn es um den Erhalt von Bestands- und Gewinn von Neulesern geht. Bereits als die Bibliotheken im März des vergangenen Jahres schließen mussten, legte sie ein besonderes Augenmerk auf die online Ausleihe zum Nulltarif. Mehr als die Hälfte der so hinzugewonnenen Nutzer blieben der Bücherei auch im Anschluss an das kostenlose Starterangebot treu.
Es gibt genug zu tun
Für eine Ausleihe während des aktuellen Lockdowns und auch darüber hinaus stehen verschiedene Möglichkeiten zu Verfügung. Dazu gehören das Stöbern im online Katalog, die Nennung eines Wunsches per Telefon oder Mail oder die Bestellung einer ‚blind date Tüte‘. Hier wählt der Interessent ein bestimmtes Genre oder einen Lieblingsautor oder verlässt sich komplett auf die Auswahl der Bibliothekarin. Sie kennt die Vorlieben ihrer Leser und packt für manchen zusätzliche Überraschungslektüre ein. Zur Zeit entwickelt sie darüber hinaus das Konzept einer mobilen Ausleihe, damit auch Leser bedient werden können, die die Bücherei aufgrund eingeschränkter Beweglichkeit nicht erreichen.
Unterstützung bei Ankündigungen auf den digitalen Plattformen gibt es zur Zeit von Andy Reichhardt, der als Student der Gesellschaftswissenschaften ein dreimonatiges Praktikum in der Monschauer Bildungseinrichtung absolviert. Zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Zeit investiert er in Modernisierung und Professionalisierung des Social-Media-Auftritts, um die Attraktivität der Bücherei auch jungen Erwachsenen näher zu bringen.
Mitarbeiter sind ausgelastet
Es gibt auch ohne Besucherverkehr genug zu tun in der Bücherei; alle Mitarbeiter sind ausgelastet und dennoch sind es vor allem die Begegnungen mit den Lesern, die Trixi Reichardt fehlen. Austausch und Feedback sind ihr wichtig. Sie führt die Bücherei auf eine sehr persönliche und gewinnende Weise.
So ist es nicht verwunderlich, dass manches Kind sagt: „Ich möchte nochmal zu Trixi“, wenn es meint, es werde Zeit für einen Besuch der Bücherei. Und „Trixi“ freut sich, wenn sie das Bücher- und Bastelangebot „Büba“ wieder aufnehmen kann; eine Kombination aus Vorlesestunde mit anschließender Bastelzeit. Wie nebenbei steht dann auch noch eine Auswahl an Kinderbüchern bereit, die zum Thema passen.
Die Bibliothekarin macht neugierig auf mehr Wissen. Aus den Aktionen für die Kleinsten entstand der beliebte Mädelsabend, denn auch Erwachsene genießen die Stimme der Vorleserin und freuen sich auf zukünftige gemütliche Abende mit ihr. Es ist ein Unterhaltungsangebot wie auch das Literaturkaffee Sonntag nachmittags mit Kaffee und Kuchen, die mörderische Serie am Freitag Abend mit Brot und Els und Vortragsangebote in Zusammenarbeit mit der VHS.
Wenn die Bücherei am Monatsanfang zu den bekannten Zeiten wieder öffnet, wird es noch keinen Begegnungsverkehr geben. Ausschließlich vorbestellte Bücher können abgeholt werden und auch die Rückgabe erfolgt kontaktlos. Die Gegebenheiten in der Aula ermöglichen eine Einbahnregelung. Trixi Reichardt und ihre Mitarbeiterinnen sind froh, wenn die Stadtbücherei bald wieder ein Ort für Kommunikation und bereichernde menschliche Begegnung wird. Die räumlichen Voraussetzungen im früheren Schulgebäude sind bestens geeignet.