Keine Entlastung für Anwohner : Pläne für neue Straße in Imgenbroich sind gescheitert
Imgenbroich Eine neue Straße sollte künftig die K16 zwischen Imgenbroich und Mützenich mit der B258 verbinden und dazu beitragen, die Anwohner des Hengstbrüchelchens zu entlasten. Aus diesen Plänen wird wohl nichts.
Wer mit dem Auto von der B258 in das neue Gewerbegebiet Nord-West in Imgenbroich fährt, steuert auf eine Sackgasse zu. Die Trasse neben der Kaufland-Filiale wird nämlich bislang nur für die Warenanlieferung des Supermarkts genutzt. Ursprünglich sollte sie aber zur neuen Kreisstraße 16 ausgebaut werden und unterhalb des Ortseingangs von Imgenbroich auf die alte K16 treffen. Die Anbindung wäre an beiden Enden durch einen Kreisverkehr erfolgt. Mit einem Ausbau der K16 bis zur Einmündung der Eupener Straße in Mützenich hätte diese Maßnahme dann auch zu einer erheblichen Entlastung der Anwohner des Hengstbrüchelchens geführt. So war es im Bauleitplanverfahren für das Gewerbegebiet vorgesehen.
Daraus wird aber nichts. Da es sich um die Verlegung einer Kreisstraße handeln würde, ist die Position der Städteregion Aachen als Straßenbaulastträger hier maßgebend. Und die hatte bereits im Jahr 2020 im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Behörden ihre Bedenken angemeldet. Aufgrund der Erkrankung der damaligen Bürgermeisterin hatten sich die im Monschauer Stadtrat vertretenen Fraktionen dann Ende 2021 mit einem gemeinsamen Schreiben an den Städteregionsrat gewendet und nochmals um Prüfung gebeten, ob die Städteregion den Bau der Entlastungsstraße zwischen der B258 und der K16 „Hengstbrüchelchen“ nebst einem Radweg realisieren kann. Gleichzeitig wurde eine Fortführung der Entlastungsstraße bis nach Mützenich befürwortet.
Im Frühjahr des vergangenen Jahres antwortete der Städteregionsrat den Fraktionsvorsitzenden, dass einer Verlegung der K16 auf diese neue Entlastungsstraße mit einer Kostenbeteiligung der Städteregion weiterhin nicht zugestimmt wird.
Auf Anfrage erläutert die Städteregion die Gründe für ihre ablehnende Haltung. Dazu verweist sie auf die Verkehrsgutachten. „Demnach steigt die prognostizierte Verkehrsbelastung der K16 nur unwesentlich, womit die K16 im Vergleich zu anderen Kreisstraßen weiterhin sehr gering belastet ist“, schreibt die Pressestelle der Behörde. Wenn die Entlastungsstraße gebaut würde, müssten außerdem die Fördermittel zurückgezahlt werden, die bei der Verlegung der K16 zur Anbindung an den Kreisverkehr am Lidl-Discounter im oberen Bereich des Hengstbrüchelchens geflossen sind. Des Weiteren hätte der gewünschte Ausbau der K16 bis Mützenich „erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft zur Folge“, erklärt die Städteregion.
Als Reaktion auf die Antwort des Städteregionsrats signalisierten die Fraktionsvorsitzenden gegenüber der Monschauer Stadtverwaltung, das Bebauungsplanverfahren mit einer reduzierten Straßenplanung weiter fortzuführen zu wollen, um die Entwicklung des Gewerbegebietes nicht zu verzögern.
In der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses informierte die Verwaltung dessen Mitglieder nun darüber, dass von den Planungen zum Bau der Entlastungsstraße Abstand genommen werden müsse. Stattdessen werde die Straße als gemeindliche Erschließungsstraße für das Gewerbegebiet und den Einzelhandel – ohne Anbindung an die Straße „Hengstbrüchelchen“ – fungieren. Demzufolge könne der zweite Kreisverkehrsplatz in der geplanten Entlastungsstraße entfallen. Am Ende der Straße solle dann eine Wendemöglichkeit geschaffen werden, erklärte die Verwaltung in der Sitzungsvorlage.
Auf der Grundlage dieser Entscheidung könnten nun die Planunterlagen und Gutachten zum Bauleitplanverfahren für das Gewerbegebiet entsprechend überarbeitet und das Bebauungsplanverfahren anschließend fortgeführt werden. Die Mehrkosten für die notwendigen Umplanungen seien im Haushalt 2023 angemeldet, teilte die Verwaltung mit.
Imgenbroichs Ortsvorsteher, Peter Weber (CDU), zeigte sich in der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses von dieser Nachricht „ein wenig geschockt“ und betonte: „Wir haben in Imgenbroich darauf gesetzt.“ Auch auf einer Bürgerversammlung im vergangenen Oktober sei die Verkehrssituation im Ort häufig angesprochen worden, insbesondere die im Hengstbrüchelchen. „Die Straße hätte im oberen Bereich des Hengstbrüchelchens für eine deutliche Entlastung gesorgt“, meinte Weber. Schließlich komme es dort immer zu kritischen Situationen – auch aufgrund der auf der Fahrbahn installierten „unsäglichen Verschwenkungen“, die eigentlich die Autofahrer bremsen sollen. Die Anwohner aus Mützenich wären über die neue Straße ebenfalls entspannter nach Imgenbroich gelangt, sagte der Ortsvorsteher und regte an, ins Protokoll aufzunehmen, wer wann und wie informiert wurde. „Ich habe erst kürzlich davon erfahren und bin aus allen Wolken gefallen“, erklärte Weber.
Zu diesem Thema habe es im Dezember ein interfraktionelles Gespräch gegeben, antwortete Bürgermeisterin Carmen Krämer. „Ich möchte jetzt keinen festen Betrag nennen, aber es handelt sich um einen so hohen Millionen-Betrag, dass wir gesagt haben: Das kann die Kommune leider auch nicht leisten“, sagte sie. Es sei dann darüber gesprochen worden, dass man eine Alternative finden müsse, um das Gewerbegebiet dennoch erschließen zu können.
Wenn die Verschwenkungen auf der Fahrbahn ein Problem seien, müsse man sich vielleicht darüber unterhalten und schauen, ob es eine andere Lösung gibt, meinte Kurt Victor (FDP).
Derweil plant die Städteregion, die K16 außerhalb der Ortslage zu sanieren. Bei der Bezirksregierung hat sie bereits einen Antrag für einen Zuschuss gestellt.